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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 117

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schwartzer Träume. Andere eignen ihr einen Wagen mit vier Rädern zu/ welche/ nach deß Boccatii Meinung/ die vier Theile der Nacht vorbilden/ in die sie von den Soldaten und Schiffleuten/ wann sie Schildwacht halten/ getheilet ist. Sie selbst ist schwartz- oder dunckelbrauner Farbe/ ihr Gewand oder Kleid aber gläntzet ein wenig; welches auf den Himmel gezogen wird/ an welchem die Gestirne allezeit funckeln. Tibullus gesellet ihr/ im II. Buch Eleg. I. die Sterne zu Gefärten zu/ die er ihre Töchter nennet/ ingleichen den Schlaf und die Träume/ wann er also spricht:

Ludite: jam Nox jungit eqvos; cur- rumque seqvuntur
Matris lascivo sidera fulva cho- ro.
Postque venit tacitus, fulvis cir- cumdatus alis
Somnus, & incerto Somnia nigra pede.
Spielt/ weil die Nacht anbricht/ und ihrer Mutter Wagen/
die Sternen ins gesamt das güldne Liecht nachtragen/
drauf kommt der Schlaf in Still/ mit Flügeln angethan/
bringt seine Träume mit/ die Er verändern kan.

Aus welchen Worten wir muhtmassen/ Der Geflügelte Schlaf daß der Schlaf Flügel haben müsse/ wie solches auch Statius behauptet/ wann er/ im V. Buch Silvarum, den Schlaf mit diesen Worten anredet:

--- --- Nec te totas infundere pennas
Luminibus compello meis: hoc tur- ba precatur
Laetior, extremo me tange cacumi- ne virgae.
Ich will nicht/ daß du mir mit Federn gantz verstopfest
das schläffrig’ Augen-Paar/
wie will die sichre Schaar;
Nur daß du mich ietzt mit der Ruthen-Spitze klopfest.

Ein gleiches meldet auch Silius von ihm/ im X. Buch mit diesen Worten:

--- --- Quatit inde soporas
Devexo capiti pennas, oculisque quietem.
Irrorat, tangens lethea tempora vir- ga.
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Er schläget an das Haupt die Federn/ die aufführen
den süssen Schlaff/ und thut die Ruh den Augen ein.
Wann er die Schläfe will mit seiner Ruth berühren/
und muß es/ ob man auch nicht will/ geruhet seyn.

Statius achet ihn/ am ob angezognem Orte/ zu einen Jüngling/ und nennet ihn den sanfftmühtigen unter allen Göttern; weil den Menschen nichts annehinlich- und süssers nach der Arbeit/ als die Ruhe/ begegnen kan/ welche der Schlaf mit sich zu bringen pfleget. Derohalben von ihm Seneca/ in Hercule furente, gesagt:

Tuque o domitor Somne malorum,
Requies animi, pars humanae meli- or vitae,
Veris miscens falsa, futuri
Certus, & idem pessimus auctor.
Pater o rerum, portus vitae,
Lucis requies, noctisque comes,
Qui par regi, famuloque venis,
Placidus fessum, lenisque foves
Pavidum lethi genus humanum,
Cogis longam discere mortem.
Zerstörer böser Ding/ Schlaf! Ruh der müden Seelen/
deß Lebens bester Theil; Falsch/ wahr/ warm und doch kalt.
Was künfftig werden soll/ pflegst du zwar zu erzehlen/
mit Falschheit doch vermengt/ O Le- bens-Aufenthalt!
Deß Liechtes leichte Ruh/ der Finsternus Geselle!
Du kommst die Könge so/ wie alle Diener/ an.
Die müden heegst du sanfft; und weisest eine Stelle
dem/ der den Tod gescheut/ wo er ihn ler- nen kan.

Philostratus beschreibet/ in deß Amphiaraus Bilde/ in dessen Höhle das Traum-Thor seyn sollte/ (dann der/ so darinnen schlieff/ erfuhr im Traum was er zu wissen verlangte) den Schlaf folgender Gestalt: Von Angesicht war er kühn und behertzt/ trug ein schneeweisses Kleider deß Schlaffs. Kleid über dem schwartzen/ hierdurch gleichsam den Tag und die Nacht anzudeuten; in Horn deß Schlaffs. der Hand hielt er ein Horn/ welches ihm auch die Poeten zueignen/ und vorgeben/ daß er aus demselben die Träume über die Schlaffende auszuschütten pflege/ weil das dünn-geschliffne Horn durchsichtig ist/ und alle Dinge/ wie sie beschaffen/ vorstellet; weßwegen auch die wahren Träume hörnern genennet werden.