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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 103

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Quare facta virum multantes vindi- ce poena
Eumenides, quibus anguineo redi- mita capillo,
Frons expirantis praeportat pectoris iras,
Huc, huc adventate, meas audite querelas.
So kommt dann die ihr strafft der Menschen Mißbeginnen/
in eurem Schlangen-Haar/ ihr tollen Teuffelinnen/ Eumeninnen/ Die beiden Begriffe »Teuffelinnen« und »Eumeninnen« am Versende sind durch eine geschweifte Klammer zusammengefasst. Es ist nicht eindeutig, wie dies zu lesen ist.Carsten Blüm, 07/03/2008
An deren Stirn man list der Brust er- hitzte Wuht/
kommt/ hört mein Klagen an/ thut/ was ihr gerne thut.

Gleich als ob niemand/ ausser ihnen/ den Theseus umb seiner Boßheit willen straffen könte; weil die Menschen von nichtes mehr und hefftiger/ als den Gemühts-Verwirrungen und Anliegen/ wann sie einen deß Verstands berauben/ Bedeutung der Furien. angefochten/ beängstigt und gepeinigt werden können. Wie dann durch die Furien/ welche/ vermöge der Poetischen Gedichte/ die Menschen zu plagen pflegen/ anders nichts zu verstehen ist; dannenhero von ihnen Lactantius in seinem kurtzen Auszug Divinarum Institutionum saget: es sind drey Affecten und Gemühts-Neigungen/ oder (daß ich so reden mag) Furien/ die in denen Gemühtern der Menschen sehr hefftige Verwirrungen erwecken: Der Zorn/ welcher die Rach begehrt; der Geitz/ welcher die Güter der Welt verlanget; und die Lust-Begierde/ so den Wollüsten Affecten sind an sich selbst nicht böß. begierlich nachzustreben pfleget. Diese sind an sich selbsten nicht böß/ sofern sie GOTT dem Menschen vernünfftlich eingepflantzt/ sondern/ weil sie ohnzweiffentlich von Natur gut zu seyn pflegen/ (dann sie ihm zur Beschützung seines Lebens mittgetheilet worden) werden sie durch den Mißbrauch böß und sträfflich. Ist derowegen der Affect deß Zorns von GOTT gegeben zur Dämpff- und Zurückhaltung der Sünden/ oder die Zucht bey den Unterthanen zu erhalten/ aufdaß die unbändige Freyheit/ durch die Furcht niedergedruckt/ und die Künheit im Zaum gehalten werde. Die Begierde ist zur Verlang- und Erwerbung der benöhtigten Lebens-Mittel mitgetheilt; der Lustbegierde Affect oder Gemüthsregung ist zum Kinderzeugen eingepflantzt Die Affecten mus man bezwingen. und angeboren. Es sind dannenhero diese Affecten wieder in ihre Gräntzen zu zwingen/ und auf den rechten Weeg zu führen: Dann im Fall man ihnen alle beliebige Ausschweiffungs-Freyheit verstattet/ pflegen sie/ als die eingelassene Furien/ alle unsere Gemühts-Ruhe zu zerstören und auszutreiben.

Die Alten hatten im Brauch/ die Furien

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Warum die Furien Fackeln getragen. mit brennenden Fackeln in Händen zu bilden/ die Menschen dardurch zu erinnern/ mit was hitzigen Begierden ihre Hertzen durch die verderbten Affecten entzündet würden/ wie solches deutlich an der Thisiphone Bildnus zu sehen/ welche Statius lib. I. Thebaid. also beschreibet:

Centum illi astantes umbrabant ora Cerastae,
Turbaminor diri capitis: sedet in- tus abactis
Ferrea lux oculis: qualis per nubila Phoebes
Atracia rubet arte color: suffusa ve- neno
Tenditur,ac sanie gliscit cutis igne- us atro
Ore vapor: quo longa sitis, morbi- que,famesque,
Et populis mors una venit, riget horrida tergo
Palla; & caerulei redeunt in pectore nodi.
Atropos hos, atque ipsa novat Pro- serpina, cultus.
Tum geminas quatit illa manus: haec igne rogali
Fulgurat; haec vivo manus aëra ver- berat hydro.
Es deckten ihr Gesicht und leckten hundert Schlangen
der kleinern Art am Kopff: aus ihren hoh- len Wangen/
Als Augen/ gieng hervor ein heisser Ei- sen-Strahl/
wie wann durch Zauberwerck/ am blau- en Wolken-Saal/
die Phoebe blutig steht. Sie ist dick auf- geloffen/
vom Gifft und faulem Blut/ das häuffig sie gesoffen/
und will doch immer mehr. Der Mund vor Hitze raucht/
wordurch dann Land und Leut/ von ihr so angehaucht/
Mit Hunger/ Durst und Tod zugleich ge- qvählet werden/
durch lange Glieder-Plag und schwere Leibs-beschwerden.
Voll Grausens ist der Rock/ so ihren Ru- cken deckt/
der Gürtel graulecht-blau: Wann einer nicht mehr kleckt/
und nun zerreissen will/ ihn alsobald zu flik- ken
die Atropos und selbst Proserpina sich schik- ken.