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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 49

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Stimmen hörten: daher die Griechen/ dieses merckende/ mit unglaublicher Macht in sie setzten/ sie aus dem Felde schlugen/ und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art/ welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt/ schrieben sie dem Pan zu.

Seine Verehrung. Er wurde in Arcadia auf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret/ und das ewig-währende Feuer in seinem Tempel verwahret/ woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte/ welches durch die Nymphe Erato zu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen/ nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen/ welchen sie nach Sparta umb Hülffe wider die Perser geschickt hatten/ deme er versprochen/ er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldern zu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten/ indem er als ein Bauer erschienen/ und/ nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan/ augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber/ wo der Pan dem Gesandten der Athenienser begegnet/ nemlich in dem Parthenischem Walde / hat man ihm zu Ehren einen Tempel aufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich/ welche die Inwohner/ aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen/ noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pan geheiligt und gewidmet hielten. Aber wir wollen allhier/ weil es der Müh wohl werth/ deß Silius Italicus Verse bey fügen/ in denen er lib. 13. Punicorum den Pan beschreibet/ wie selbiger vom Jupiter gesandt worden/ daß er mit seinem Schrecken den Hannibal von Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:

--- Pendenti similis Pan semper, & uno
Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu:
Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per compita cauda,
Cingit acuta comas, & opacat tem- pora pinus.
Ac parva erumpunt rubicunda tem- pora fronte.
Stant aures, summoque cadit barba hi- spida mento.
Pastorale Deo baculum, pellisque sini- strum
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Velat grata latus tenerae de corpore damae.
Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes,
In qua non librans corpus, similisque volanti
Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam.
Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem/ der da hänget/gleichet/
kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet:
Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich/
eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich.
Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken/
seine Ohren in der Höh seinem Bruder E- sel wincken.
Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man.
Keinen hoh- und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken/
au an den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt/ zu hencken/
daß er sich dran wägen möcht/ an dem er/ als in dem Flug/
durch sonst ungebahnte Weg hat gefun- den Weg genug.

Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute. Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen/ deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gott bedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten/ nach dem Gleichnus der Sonnen - Strahlen/ und deß gehörneten Mondes/ wie Servius redet/ gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatius noch hinzusetzet/ daß die jenige/ so aus der Stirne in die Höhe hervorragen/ die himmlische Cörper bedeuten/ deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst/ die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen/ die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht/ zur Nachahmung deß feurigen Himmels/ der/ als das allerreinste/ in allen Elementen/ in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an/ daß die zwey obere Elementa/ das ist/ Lufft und Feuer/ männlicher Krafft seyen/ und in die übrigen zwey/ die weibliche Krafft haben/ ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell/ nach der jenigen