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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 32

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Trophonius Höle hinabzusteigen/ muste er vor allen Dingen deß Trophonius Geist einige gewisse Tage nach einander versöhnen. Nachdem solches durch etliche Versühnopffer geschehen/ wurde er zu denen Brunnen deß Flusses Ercyna geführt/ derer zwey nechst an ein ander waren. Erstlich muste er trincken aus dem Fluß Lethe/ welcher von einem solchen Wasser bestunde/ dardurch man alles/ was man im Gedächtnuß hatte/ zu vergessen pflegte: Darnach ward ihm auch erlaubt aus dem Mnemosynes- oder Gedächtnuß-Brunn/ zu trincken; damit nicht das jenige/ so er allda gesehen/ ihm wiederum entfallen mögte. Sobald er dieses verrichtet/ besuchte er das Oraculum/ zog einen leinen Rock an/ umgürtete sich mit einer langen weissen Binden/ legte die gebräuchliche Schuch an/ und fiel auf die Erde/ hielte die mit Honig gemischte Opffer-Speiße/ und steckte erstlich die Füsse in dieselbe Höle/ bald darauf gingen auch die Knie/ und so fort der übrige gantze Leib sehr fertig den Knien nach/also/ daß er nicht anders/ als von einem Wirbel deß schnellsten Flußes ergriffen/ hineingerissen wurde. Welche nun auf solche Weise hinein in das innerst oder heimlichste kamen/ die erkannten das Zukünfftige nicht auf einerley Weise; dann einer es durch Gesichter/ der andere durch Gehör erlangte. Durch eben diesen Schlund oder Loch stunde ihnen der Rückgang offen und kamen also wieder hinter sich heraus. Wann nun einer oder der ander/ der sich beym Trophonius Rahts erholet hatte/ wieder zurück kam/ setzten ihn die Priester auf den so genannten Gedächtnis-Stuhl/ erforschten von ihm/ was er gesehen oder gehört hatte/ und schrieben es alsdann auf. Hieraus ist leicht zu muhtmassen/ in was Aengsten die hineingekrochene müssen gewesen seyn/ weil man ihrer wenig/ so von dannen wiederumb herauskommen/ mehr lachen gesehen. Noch mehr andere Dinge erzehlet Pausanias von dieser Höle/ als der solche selbst besucht/ die ich um beliebter Kürtze willen übergangen; das aber/ was ich berührt/ habe ich nur deßwegen gemeldet/ daß ich zeigen möchte/ wer dieser Trophonius gewesen/ und daß ihme die Schlangen nicht weniger als dem Aesculapius seyen gewidmet worden. Cicero im Buch von der Götter Natur saget/ es seyen viel Mercurii,unter welchen er einen den Unterirdischen nennet/ den er vor den Trophonius hält.

Kennzeichen der Gesundheit. Die Schlangen waren bey den Alten Kennzeichen der Gesundheit. Dann/ wie die Schlangen/ nach Ablegung der alten Bälge/ sich verjüngen: also pflegen auch die Menschen nach wieder erlangter Gesundheit gleichsam Bildnus der Gesundeit oder des Heils. erneuet zu werden. Dannenhero die Gesundheit oder das Heil von den Alten in Gestalt einer auf einem Stuhl sitzenden/ und eine Schale in der rechten Hand haltenden Weibs- Person gebildet wurde/ vor der stunde ein

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Altar/ und umb denselben eine Schlange gewunden/ welche den Kopff empor truge.

Als Antiochus/ mit dem Zunamen Soter oder Heyland/ wider die Galater kriegte/ und es ihm nicht allerdings ging/ wie ers gern haben wolte/ darbey auch in großer Gefahr war/ hat er den grossen Alexander entweder warhafftig erblicket/ od doch/ damit er den Soldaten ein Herz machte/ im Traume gesehen zu haben vorgegeben/ welcher ihn erinnert/ das Kennzeichen der Gesundheit machen zu lassen/ solches in den Standarten Sonderbahres Zeichen der Gesundheit oder deß Heils. oder Fahnen zu führen/ und in die Kleider einzunähen/ welches ihm den Sieg unfehlbar zu wegen bringen würde. Dahero dann dieses Zeichen annoch diese Stunde in deß Antiochus alten Müntz-Pfenningen zu sehen. Es ist aber ein dreyfacher/ von fünff Linien in einander geschlungener Triangel oder Dreyeck/ worinnen das Griechische Wort ʽΥΓΙΕΙΑ, auf Lateinisch Salus, das ist/ das Heyl und die Gesundheit/ geschrieben zu finden. Dieses war/ wie wir oben gesagt/ deß Aesculapius seiner Tochter Name/ dero/ nebenst dem Vatter/ von den Alten Göttliche Ehre angethan/ und ihrer beyder Bildnußen und Statuen neben einander aufgerichtet wurden/ wie Pausanias in Corinthiacis erzehlet von deß Aesculapius Bildnus welches an einem Orte in der Landschafft Corinthen zu sehen war/ an dem sich allein das Angesicht/ die Hände und Füße zeigten/ die übrigen Theile aber mit einem wüllenen Rocke oder Mantel bedeckt waren. Fast auf gleiche Hygeia oder die Gesundheit. Art war auch das Bildnus deß Heils oder der Gesundheit bekleidet/ dann man es nicht leichtlich sehen konte/ dieweiles rings umher verhüllt war/ theils mit Haaren/ welche die Weibs-Personen der Göttin abgeschohren hatten/ theils aber mit Falten eines Babylonischen Kleides.

Aber wir wenden uns wieder zur Sonne/ dero Strahlen/ weil sie die Krafft haben/ die Lufft zu reinigen/ so verschaffen sie auch/ daß die Erde viel Früchte bringe; dahin vielleicht einige Innwohner der Stadt Troas gezielt/ Apollo Sminthius. wann sie dem Apollo Sminthius eine Statua aufgerichtet/ als der von denen unter die Füße getrettenen Mäusen/ (dann selbige bey ihnen Sminthes genannt wurden) den Namen bekommen. Die Ursach deßen wird auf unterschiedliche Weise erzehlt: Crinis war deß Apollo Priester/ und dieweil er dessen Gottesdienst nachlässig verrichtet/ wurde er durch die Mäuse aller Feldfrüchte beraubt/ also daß er durch solchen Schaden in sich gienge und sich bekehrte/ worauf Apollo die Mäuse mit seinen Pfeilen getödtet/ dann die Mäuse und andere dergleichen Thierlein/ aus Fäulung der Erde und unreiner Lufft zu wachsen pflegen; daher kommt auch/ daß