TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [X]
1. Hercules. HErcules ist ein Gott der Beredtsamkeit und Stärcke oder Kräfften. Unter vielen andern seinen herrlichen Thaten/ zeiget dieses nach seinem Antichen in Agat gemachtes Bild/ wie er zuletzt so gar auch das Höllen-Reich selbsten bestürmt/ den Cerberus überwunden/ gebunden/ und aus der Höll oder Finsternus an das Liecht gebracht habe. Worauf Seneca in der Tragoedia de Hercule furente saget: Er habe die grausame Hälse dieses Ungeheuers mit der Hand gestrichen. Der unten sub n. 6.befindliche Basso relieue zeuget vortrefflich von einem Antichen/ wie er den Cacus aufgehaben/ und in den Armen zerknirschet habe.
2. Bellona. Bellona/ oder die Kriegs-Göttin und Welt-Verheererin/ mit der scharffen Lantze und flammenden Fackel in der Hand/ ist bereitfertig zum allgemeinem Verderben/ eine Dienerin der Morta und ihrer Geister/ eine Verursacherin des Menschenwürgens/ Verderbens und Verwüstung/ und anderer des leidigen Kriegs schädlichen Verwüstungen mehr. Ihre eigentliche Abbildung ist zu sehen sub num. 2. und aus einem Marmelstein genommen.
3. Minerva. Minerva/ eine Erfinderin aller weiblichen Tugenden/ als spinnen/nähen/ künstlich wircken/ und aller weiblichen Verrichtungen der Häuslichkeit oder Oeconomie/ ist nach einem vortrefflich alten Basso Relieue in Marmelstein zu Rom abgesehen. Sie solle auch eine Erfinderin des Baumöhls seyn. Ist ferner ein Symbolum eines langwirigen Studii.
4. Eule der Minerva. Der ihr zugeeigneter Vogel/ die Eule/ num. 4. bedeutet des Weisen Wachsamkeit und Beständigkeit in gutem Rath.
5. Schild der Minerva. Ihr Schild mit der Medusa beschlangetem Haupt num. 5. gibt zu verstehen/ daß die Tugend viel Widerwertigkeiten zu gedulten und auszustehen.
6. Hercules der Uberwinder. Endlich aber alles/ wie der Hercules/ num. 6. großmühtig überwinde.
Dieser Göttin Minerva wahre Abbildung / wie solche damals in dero Tempel oder Oraculo zu Rom geehret/ anitzo aber in meines gewesnen Patrons/ des Prinzen Justiniani/ Antiquarien allda von mir nachgezeichnet worden
Bei der hier angesprochenen Zeichnung der Minerva Giustiniana handelt es sich möglicherweise um das Blatt, das heute in Dresden aufbewahrt wird. Seine Datierung ist jedoch nicht unumstritten. Eine weitere Zeichnung mit Darstellung der Minerva Giustiniana aus der Hand Sandrarts ist nicht bekannt./ haben wir in unserer Teutschen Academie grösser
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Minerva Giustiniani / »MINERVA Sospitatrix« (TA 1675, Tafel s)
Titelkupfer Malerei (TA 1675)
Titelkupfer Malerei (TA 1679)
in Kupfferstich vorgestellet/ und dabey deren Bedeutung mit mehrern beschrieben.
1. 2. Volupia. DIese so genannte Göttin Volupia oder Wollust-Ergebene/ als die zugleich auch nur dahin beflissen/ die Göttinnen aller Tugenden
unter ihre Füsse zu tretten/ zeiget uns/ wie abscheulich und verdammlich es sey/ sich zu allen Wollüsten angewöhnen/ und denselben nachzuhängen/ woraus zugleich die Verachtung aller löblicher Tugenden entstehet/ und daß man sich selbsten in allen ungerechten Lastern zu wältzen keine Scheue träget.
2. Angerona. Diese mit verbundnen Mund vorgestellte Göttin Angerona/ lehret uns/ wie nötig es sey/ in Glaubens-Geheimnissen verschwiegen zu seyn.
3. Harpocrates. Harpocrates ware bey den Griechen vor einen Gott des Silentii, item Taciturnitatis, oder der Verschwiegenheit gehalten/ und von ihnen also/ wie diese Figur uns weiset/abgebildet/ nemlich durch einen schönen jungen Knaben/ der nackend mit dem Finger auf den Mund deutet/ gleich als ob er zeigte/ schweige still! in seiner andern Hand aber das Horn der nutzreichen Fruchtbarkeit hält; auf seinem Haupt ist eine Pfersich-Blüt/ mit deren Laub zu sehen. Von diesem Harpocrate schreibt Ovidius:
Zu Teutsch:
Zeigt mit dem Finger an/ man soll¶ verschwiegen seyn.
Das Cornucopiae bezeiget den entstehenden Uberfluß durch Schweigen und Wol-Reden/ zu gebührender Zeit/ mit reiffem Verstande/ nach dem Urtheil des Poeten:
Eximia est virtus praestare silentia¶ rebus,Et contra gravis est culpa tacen-¶ da loqvi.
Das ist:
Sehr sträfflich ist/ der redt und plau-¶ der zur Unzeit.
4. Poenitentia. Hingegen haben die Griechen die Straff und Abbüssung wegen des allzuvielen schwätzens/ also abgebildet/ wie dieser in eisernen Banden geschlossene Jüngling/ der sehr betrübt in der Gefangenschafft auf einer steinernen Säulen rastet/ worauf zwey Ohren und eines Ochsenkopffs Gebein/ mit einem grossen offnen Maul/ darinnen aber keine Zunge ist/ zu einer Lehre zu sehen gibt. Diese Abbildung aber ist noch eigentlicher in zweyerley Gestalt in unserm zweyten Tomo, Folio X. zu finden/