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TA 1679, Metamorphosis, S. 82

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er/ aus des boshafftigen Thereus Geschlechte entsprossen/ seine Tochter zu geben geweigert war: worinnen er (Erichtheus) scheinet vorsichtiger gewest zu seyn/ als sein Vorfahrer im Reich/ der Pandion/ gewesen war. Welches dann lehret und ermahnet/ daß der Mensch sorgfältig und vorsichtig seyn solle/ daß er/ durch ein ehrlich leben/ ein

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gutes Gerücht und Namen hinder sich verlassen/ und weder er/ noch seine Nachkömmlinge/ als aller Gemeinschafft ehrlicher Leute unwürdig/ geachtet/ in aller Schmach und Schande leben müssen.

Ende des sechsten Buchs.

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Sinn-gebender Ausleg- und
Erklärung/
der
METAMORPHOSIS
oder
Verwandlungs- Bücher/
Des
Publius Ovidius Naso.
Siebendes Buch.
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ALhier haben wir nun gute Gelegenheit und Materi von der güldnen Fließ-Reise/ wie selbige/ mit unverzagtem Gemüht/ von Jason/ und den Seinigen angetretten/ und standhafftig ausgeführt worden seye/ zu reden. Welche weltberühmte Reise/ denen vortreflichsten Poeten/ vor Alters/ zu ihren Gedichten herzliche und überflüssige Materi an die Hand gegeben. Dann es war/ in selbiger Zeit/ ein mächtig/ gewagtes und kühnes Unterfangen/ mit dem ersten grossen Schiffe/ in die offenbare See/ die denen Menschen noch gantz unbekand war/ zu gehen/ da man wenig/ oder vielmehr gar keinen erfahrnen Schiffer/ oder Steurmann/ ja/ auch noch keinen Compas hatte: weil man noch nicht wuste/ daß zwischen dem Magnetsteine und dem Nordischen Polar-sterne/ oder unserer Homerus Odyssea lib. 8. verwandelten Calisto/ dem siebensternigem grossem Bären/ eine so verborgene Krafft solcher lieblichen Zuneigung wäre. Wiewol zu dieser unser vernünfftigen und wolversuchten Zeit/ eine solche Reise nur Kinderwerck seyn würde/ insonderheit bey unsern Holländern/ als denen recht neuen Pheacensern: deren Schiffe auch wol den Sinn des Volcks vermuhten können/ und wissen/ wo sie hin wollen/ wo die Länder/ Ströme und Fahrten ligen: Ja/ auch wol gar/ auf Art der schnellsten Fische/ wie es scheinet/ durchs Wasser dahin schwimmen/ dann von ihnen fast kein Volck mehr für frembd/ noch ausländisch geachtet wird; also daß unsere Antipodes/ oder Gegenfüsser/ gleichsam ihre Nachbarn und tägliche Gesellen zu seyn pflegen.

Ehe wir aber füglich zu dieser güldnen Fließreise kommen/ müssen wir derselben Anführer/dem

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Jason eigentlich nachforschen/ und besehen/ wer doch dieser tapffere Held gewest seye/ und wie dieses alles seinen Anfang und Ursprung genommen habe.

Von dem Jason.

JUpiter hatte einen Sohn/ Namens Aeolus, welcher eigentlich König von Elie/ und nicht der Winde gewesen. Dieser hatte zween Söhne/ genannt Salmoneus/ und Cretheus. Salmoneus hatte/ mit seinem ersten Weibe/ Alcidice genannt/ eine Tochter/ Namens Tyro: und als er hernach sein ander Weib nahm/ wurde diese seine Tochter/ bey ihrem Vetter/ dem Cretheus/ auferzogen: allda wir sie auferwachsen lassen/ und uns immittelst zu ihrem Vatter Salmoneus wenden wollen. Dieser war nicht zufrieden mit seinem Elidischem Königlichem Staat/ Ehre und Würde; sondern dermassen hochmütig/ daß er von seinen Unterthanen ein Gott titulirt seyn wolte. Er ließ/ über einen Theil der Stadt Eliden/ eine grosse Brücke/ oder küpfernen Himmel führen/ der sehr hoch von der Erden erhaben war: auf welchem er/ durch das Drüberhinfahren seines Kutschwagens/ ein schröckliches Gedonner machte/ auch in der Hand brennende Fackeln hatte/ wovon alle/ so darmit getroffen wurden/ wie er solche dann herunter auf die Menschen/ die er darzu verordnet hatte/ zu schiessen pflegte/ sterben musten. Weiln aber Jupiter dieses thörichte und hochmütige Nachäffen seiner Gottheit nicht leiden konte/ schlug er ihn endlich im Zorn/ mit einem Donnerstral/ in den Abgrund der Höllen hinunter. Nachdem nun seine