TA 1679, III (Malerei), S. 76
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Dieser Künstler wurde im Ersten Hauptteil der Teutschen Academie von 1675 noch nicht erwähnt. Die Vita wurde dem Zweiten Hauptteil von 1679 hinzugefügt und von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 38).The beginning of this part of the text is on page 1091
vorhanden; darunter etliche der besten Kunst-Kammern wol würdig sind. Nachdeme also befunden worden/ daß man in der Zeichnung das jenige erhalten/ was zu wünschen ist: hat man folgends thulich erachtet/ numehr auch die Mahlerey vor die Hand zu nehmen.
Deswegen dann Herr Feldzeugmeister bedacht gewesen/ seinen Sohn durch den Kunstreichen Sein Lehrmeister. Folgt gutem Raht/ Conrad Meyern/ Kunst-Mahlern in Zürch/ als der eines ehrlichen aufrichtigen Wandels/ der Mahlerey nicht allein/ sondern auch des Radirens und Etzens wolerfahren/ gut in Bildern und Landschafften und einen schönen Pinsel führet/ darbey häußlich und fleissig ist/ zu der Mahlerey anzuführen: nachdemmal er die Hoffnung geschöpfft/ daß sein Sohn/ nach dieses Lehrherrn Anweisung/ einen guten/ nach seinem Exempel aber/ einen fleissigen Mahler abgeben würde; darum er ihn seiner Lehr und Unterweisung anvertraut und übergeben. Er ist auch in seiner Hoffnung/ nicht betrogen worden. Dann er in drey Jahren so viel bey ihme/ Meyern/ gelernet/ und so grossen Fleis angelegt/ daß seine Stücke/ so er in selber Zeit gemacht/ sich gar wol bey Kunstverständigen mögen sehen lassen und beliebt machen.
Nachdem er wieder in des Vattters Vatters Hauß zu mahlet Historien und Landschafften mahlen kommen; hat er eine herrrliche herrliche Susanna vom Paulo Veronese in einem Lustgarten/ dahinter ein Pallast nach Italiänischem Brauch/ desgleichen eine herrliche ziemlich grosse Landschaft mit vielen grossen Bildern/ die Historia der Herse und des Mercurs/ mit dem Opffer und einem herrlichen Corinthischen Tempel/ vorgestellt/ und so meisterlich wol gemahlt/ daß gar wenig Unterscheids/ zwischen auch Früchten Contrafät dem Original und der Copei. Darneben hat er auch etliche Contrafät und Stücke von Früchten/ und andern Sachen/ gemahlt/ Bäume/ Felsen alte Stöck und Steine/ nach dem Leben und Natur gezeichnet und Architectura Scivilla und Militari. sehr artig gemahlt. Er begab sich auch auf die Architectur und Fortification, darinnen allerhand gefolgte schöne Inventionen zu sehen. Darnach bekam er Lust in Niederland zu ziehen/ allda Reist in Niederland etwas mehrers zu lernen/ (welches ihme dann von seinem Vatter vergünstigt worden.) Er nahm seine Reiß auf Franckfurt/ blieb über Winter alldort/ bey Marellen/ dem berühmten Blumen-Mahler. erkranckt zu Amsterdam Nach der Ostermeß reisete er mit den Kauffleuten nach Amsterdam. Er ward aber bald kranck und gar der Sinnen beraubt/ verblieb auch in solchem elenden Zustande etliche Monath/ gelangte dennoch durch grossen Fleis der Aerzte und guter Freunde Hülffe/ wiewol nicht ohne merckliche Unkosten/ vermittelst der Gnade Gottes wiederum zu Kräfften. kommt wieder nach Zürich Und weil die Halländische Lufft nicht gut für ihn befunden worden/ ward er wiederum heim beruffen. Nach seiner zurückkunfft hat er sich auf die Mahlerey mit allem Fleis begeben/ viel schöne Stücke nach dem Leben auch sehr gleichsehende Contrafäte geschwinde und meisterlich gemahlt/ über das zwo grosse Landschafften mit Bildern und Thieren von Claude Lorain also wol gecopirt/ daß sie sich bey allen verstandigen mit Lobe sehen lassen. Er possirte einen Apollinem und eine Palladem/
Brust-Bilder halben Lebens größ/ sehr wol von Erden; machte auch einen Milonem groß/ und eine Siren/ oder Meer-Frau auf einen Brunnen/ so Wasser über sich werffen solte/ überaus artig.
Nachdemmal auch der Herr Feldzeugmeister eine Feuerspritzen/ so das Wasser continue oder ohne neue Feuer-Sprützen Nachlassung/ in die 80. Schuch hoch wirfft/ gekünstelt und einen Spring-Brunnen von 8. starcken Röhren in die 115 Schue hoch/ aus einem Sod/ auf den hohen Linden-Hof/ vermittelst der dabey und andres so von ihme Ergriffen. fliessenden Lindmat hinauf geführt: als hat unser Mahler auch versucht/ was er in diesen Stücken vermöchte/ und so wol von unterschiedlichen Feuerspritzen/ als Brunnen-Wercken/ gar artige Erfindungen hervorgebracht/ auch das Mahlen/ so wol in Oehl-Farben/ als von Miniatur, eiferig fortgesetzt/ bis ins Jahr 1668. da die Begierde ihn übernommen/ Franckreich zu besehen. Welches seine Eltern sehr betrübte/ dann sie besorgten/ diese Reise möchte ihme so unglückhafft ausfallen/ als die vorige in Holland: sonderlich/ weil er sich verlauten ließ/ auch etwas in Kriegs-Diensten zu versuchen; darzu doch seine Complexion gar zu schwach schiene. Verreist in Franckreich Massen er denn auch wircklich sich entschloß/ mit Herrn Hauptmann/ Bernhard Wertmüller/ so gleichfalls zu der Mahlerey grosse Liebe trug/ ohne der Eltern Wissen/ nacher Pariß zu reisen. Derselbe aber wolte ohne seines Herrn Vatters Bewilligung ihn in seine Gesellschafft nicht annehmen: also ward er gezwungen selbigen einzuholen. Indessen fuhr Herr Hauptmann hinweg/ Hanß Rudolff Wertmüller war zwar gewillet ihme zu folgen: Nachdem er aber/ die Nacht durch/ und folgenden Tag/ zu unterschiedlichen malen seine Meinung verfehlet der Gesellschaft und wendet. verwechselt/ bald fort bald wieder heim wollend: entschloß er sich wieder heimzukehren/ und bessere Gelegenheit zu erwarten; nahm also seinen Weg nach Haus: und weil er sehr müd gab er das Pferd/ so ein gantz weisser Ungarischer Schimmel war/ seinem Wegweiser zu führen: er aber folgete aller voll Schlaff dem Pferde hinden nach. Ungefehr halber eilff Uhren in der Nacht/ kamen sie an die Syll/ so ein Wasser/ darauf Holtz in die Stadt geflösst wird. Wiewol nun selbiges eine Brücke hatte: verführte ihn doch die sehr finstere Nacht/ als eine leichte Betriegerinn der Reisenden. Denn weil er nichts sahe/ als das weisse Pferd/ so über die Brücken schon herüber war und einen ziemlichen Rauch machte: wolte er selbigem gerad folgen: vermist bey Nacht einer Brücken/ und fällt ins Wasser verfehlte aber der Brücken/ und fiel in den Canal hinunter: muste auch daselbst/ ohnerachtet er um Hülffe rieff/ weil es sehr spat und finster war/ auch keine Wohnungen dortherum sind/ elendiglich sein Leben enden/ ehe man ihm zu Hülffe kommen mögen. Was grosses Leid die Seinigen durch diesen kläglichen Fall empfunden; und wie hoch auch sonst dieser junge/ von iederman/ wegen seiner Frömmigkeit und Tugend/ geliebte Mensch betrauret worden/ ist nicht genugsam zu beschreiben. Gewißlich hat die sehr grosse Menge Volcks/ so an seiner Begräbnus sich eingefunden/ genugsam bezeugt/ daß er bey männiglichen in Gunst gewesen. Zu mehrer guten Gedächtnus/ habe dem edlen Leser sein
Dieser Künstler wurde im Ersten Hauptteil der Teutschen Academie von 1675 noch nicht erwähnt. Die Vita wurde dem Zweiten Hauptteil von 1679 hinzugefügt und von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 38).The end of this part of the text is on page 1093