TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 101
in alten Teppichen/findet/ sich vergleichen/ und/ weil die differenz allein in den Farben bestehet/ nicht zu Kupfer haben können gebracht werden. [Marginalspalte: Beschreibung etlicher ihrer Gemähl-Stucke.] Unter denselben befindet sich eine erbare Chineserin/ die/ nach Landes-Gebrauch/ die Milch aus ihrer Brust drücket/ und von ihrem Finger alsofort in des Kindes Mund lauffen lässet. Dann also pflegen sie ihre Kinder zu nehren/ um nicht von ihnen gebissen zu werden/ und damit die Kinder keinen großen Mund/ welches bey ihnen ein sehr schändliches Zeichen ist/ überkommen mögen. Eine andere Figur praesentiret einen von den vornehmsten/ reichsten und ansehnlichsten Herren des Königreichs/ der in seinem Palast/ auf einem schönen Teppich/ kostbar gekleidet/ seine recreation hat/ mit seinen Cucubinen vergesellschaftet/ die ihm aufwarten/ ihn beräuchern/ abkühlen und ihme Wind machen. Wiederum zeiget sich/ ein auf den Kniehen ligender gemeiner Schreiber/ mit einer Schüssel ihres Tee-Getranks/ zum trinken geneigt. In einer andern Figur erscheinet eine Adeliche Dame/ die einen wilden Vogel abrichtet/ welches bey ihnen auf dem Lande sehr gebräuchlich ist. Dann die Chineserinnen haben große Freude und Belieben/ die fliegende Vögelein/ die sie in großer Menge und überaus schöne haben/ zahm und leutliebend zu machen. Noch eine Figur machet vorstellig eine Dänzerin/ deren bey ihnen sehr viele zu finden: welche in den Wirtshäusern/ oder auch sonst bey Gastereyen/ wo sie verlanget werden/ mit ihren Instrumenten auf vielfältige weise aufspielen/ selbst danzen/ als Comödianten singen und springen/ und auf solche weise den Gesellschaften/ um das Geld/ sich dienstfärtig erweisen. Während Peltzer die Möglichkeit in Betracht zieht, Sandrart habe Werke chinesischer Künstler in Amsterdam erwerben können (vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 417, Anm. 1351), lassen sich doch auch Kupferstichillustrationen als Vermittler dieser Malerei identifizieren. Die beiden Hofdamen mit Vogel aus Kirchers China Monumenta […] illustrata etwa entsprechen recht genau Sandrarts Beschreibung (siehe hierzu Kircher, China illustrata, Teil II, Kap. IX, überprüft anhand der Editio princeps 1667, vgl. Online-Ausgabe WDB, Tafel Dd und Tafel Ee); vgl. Sullivan 1973, S. 94. Dass Sandrart im Folgenden ein Kapitel zur Graphik anschließt, mag auf eine relativierte Einschätzung der chinesischen Kunst seitens der Europäer hindeuten, die sich u.a. in John Evelyns Sculptura: or the History, and Art of Chalcography and Engraving in Copper (London 1662) niederschlägt. Hierin wird die chinesische Kunst der Kalligraphie gelobt und mit der Graphik verglichen; vgl. Heck 2006, S. 68.
Bevor wir unsern Discurs beschließen/ ist noch [Marginalspalte: Vom Form- und in Holz-Schneiden.] etwas weniges zu sagen/ von dem Form- und in Holz-Schneiden: welche schöne Wissenschaft/ besonderlich in den Druck-Büchern/ mit den Anfangs-Buchstaben große Zier gibet. Diese Kunst-Arbeit beschihet auf Birnbäumen-hölzernen Stöcken/ erstlich mit der Feder/ durch einen guten Zeichner/ und alsdann vom Formschneider: welcher mit subtilen Instrumenten/ aus dem Stock alles Nebenholz herausschneidet/ also daß/ bloß der Handriß und was gezeichnet worden/ erhoben und übrig bleibet. Hierauf wird/ dieser geschnittene Stock/ in die Druck-Form an die Buchstaben gesetzet/ und also/ in die Rame eingeschraubt/ durch die Preße auf das Papier mit aufgedrucket. Die Ehre der Erfindung dieser schönen Kunst/ haben unsere Teutschen: aus welcher folgends das Buchdrucken entstanden/ und [Marginalspalte: Diese Kunst hat zur Erfindung der Buchdruckerey-kunst anlaß gegeben.] A. 1440 zu Straßburg und Mainz seinen anfang genommen. Die nachfolgenden Beispiele zeigen, dass Sandrart hier nicht allein die Erfindung des Buchdrucks rühmt, sondern auch die Gattung der Blockbücher meint, bei denen Text und Bilder von einem bzw. mehreren Holzstöcken gedruckt wurde; vgl. Heck 2006, S. 68. Maßen/ wie bekant/ ehe man die Buchstaben gießen gelernet/ eine ganze Schrifft-Form auf Holz geschrieben/ hernach ausgegraben/ und folgends abgedruckt worden: wie noch inden allerersten Büchern/ als dem Belials-Process A. 1487, der Nürnbergischen Reformation A. 1488 und mehr andern/ zu ersehen ist. A propos de l’histoire de la gravur et de l’utilisation que l’auteur en fait voir: Heck 2007
[Marginalspalte: Künstlere/ in dieser Arbeit/ in den Niderlanden Lucas von Leyden/] Solche Holzschnitte waren bey den alten Teutschen/ als ersten Erfindern/ in großen Würden: denen nachmals in den Niderlanden/ der Schwarze Jan aus Frießland/ Lucas von Leyden in Holland/ und endlich auch in Italien Marco Antonio und
vieux tapis, et, parce que la différence réside uniquement dans les couleurs, elles n’ont pas pu être gravées sur cuivre. [Marginalspalte: Description de quelques-unes de leurs œuvres.] Parmi celles-ci se trouve une honorable chinoise, qui, selon l’usage du pays, fait sortir le lait de son sein, et immédiatement de son doigt le fait couler dans la bouche de son enfant. Car elles ont coutume de soigner ainsi leurs enfants, pour ne pas être mordues par eux, et afin que les enfants ne puissent avoir une grande bouche, ce qui est, chez eux, un signe infamant. Une autre oeuvre représente un des hommes les plus distingués, les plus riches et les plus agréables d’apparence du royaume, qui dans son palais, sur un beau tapis, richement habillé, se divertit Seine recreation hat. en la compagnie de ses concubines qui le servent, l’encensent, le rafraîchissent et l’éventent. D’un autre côté, apparaît un simple scribe agenouillé, penché pour boire avec un pot de leur boisson de thé. Dans une autre figure, apparaît une femme noble qui dresse un oiseau sauvage, ce qui est très courant chez eux, à la campagne. Car les Chinoises ont beaucoup de joie et de plaisir à rendre dociles et à apprivoiser les petits oiseaux qu’elles ont en grand nombre et particulièrement beaux. Une autre figure encore représente une danseuse, que l’on trouve en grand nombre chez eux : celles-ci, dans des cabarets, ou sinon aussi auprès d’hôtes qui les demandent, jouent de diverses manières, de la musique avec leurs instruments, dansent elles-mêmes, chantent et sautent comme des comédiens, et de cette façon, pour de l’argent, se montrent serviables envers la compagnie.
Avant de terminer notre discours, il y a encore [Marginalspalte: Graver sur bois.] une petite chose à dire de la manière d’imprimer à la planche ou de graver sur bois : cette belle science produit, en particulier dans les livres imprimés, un beau décor avec les initiales. Ce travail d’art se fait sur une planche de poirier, d’abord avec une plume, par un bon dessinateur, puis par le graveur Dans l’édition latine xylographus. : celui-ci avec des instruments fins enlève sur la planche tout le bois qui se trouve en trop, de sorte que seul ce qui a été tracé à la main reste en relief et subsiste. Ensuite cette planche gravée est mise dans la planche à imprimer à côté des caractères et, ainsi vissée dans le cadre, elle est imprimée sur le papier grâce à la presse. L’honneur de la découverte de ce bel art revient à nos Allemands : ensuite, à partir de celui-ci est née l’imprimerie, qui a débuté [Marginalspalte: Cet art a donné lieu à la découverte de l’art de l’imprimerie.] en 1440 à Strasbourg et Mayence. En quelque sorte, comme cela est connu, avant que l’on ait appris à couler les lettres, l’ensemble des caractères étaient écrits, gravés sur bois, il [le bois] était ensuite creusé, puis imprimé : comme on peut le voir encore dans les tout premiers livres, comme le Belial-Process en 1487, la Nürnbergischer Reformation de 1488 et beaucoup d’autres A propos de l’histoire de la gravur et de l’utilisation que l’auteur en fait voir: Heck 2007.
[Marginalspalte: Des artistes dans ce travail, Lucas de Leyde aux Pays-Bas/]Ces gravures sur bois étaient tenues en grande estime chez les anciens Allemands, qui en étaient les premiers inventeurs. Plus tard aux Pays-Bas, Jan le Noir (der Schwarze Jan) Dans l’édition latine Johannes Niger Frisius. en Frise, Lucas von Leyden en Hollande, et enfin aussi en Italie, Marco Antonio et
[Marginalspalte: in Italien/ in Teutschland/ Albrecht Dürer/] Hugo da Carpi, nachgefolget. Unter den Teutschen/ hat der arbeitsame Dürer selbst etliche Stöcke geschnitten. Ihm folgte Tobias Stimmer/ und demselben sein Bruder Christoph Stimmer/ ein vortrefflicher Formschneider. Also waren/ nicht allein zu Nürnberg/ sondern auch zu Augsburg/ Basel und Straßburg/ viel gute Meister dieser [Marginalspalte: Grünwald und Holbein.] schönen Wissenschaft: wie in Dürers/ Grünwalds und Pirkheimers auch Holbeins Schriften und Werken ruhmwürdig zu ersehen. Ich hätte gern derer Meistere allhier mit Lob erwehnen wollen/ welche die ausbündige und fürtreffliche Holzschnitte und Figuren in den Schriften Petrarchae Anno 1551, auch Ciceronis A. 1540 gedruckt/ des zu Nürnberg edirten Kirchen-Calenders Als Beispiele dieser Gelegenheitsschriften seien Johann Schwägers Prognosticum Sacrum (Nürnberg 1631) und Andreas Goldmayers Generalis Calendarii Novi Basis (Nürnberg 1654) genannt./ auch in nähern Zeiten vieler Teutsch- und Lateinischen Bibeln/ Operum Homeri, Virgilii und Ovidii, verfärtigt: habe aber ihre Namen nirgends finden noch erfragen können.
[Marginalspalte: Von der sogenannten Schwarzen Kunst in Kupfer.] Die also genannte Schwarze Kunst in Kupfer zu arbeiten/ deren hierbey auch billig zu erwehnen/ ist eine Kunst/ vermittels scharffer spitziger Instrumente von Stahl und Eisen/ auf den gepallirten Kupfern zu fahren/ reiben/ drucken und rollen: da dann/ durch die Härte des Zeugs/ ein Bild oder Figur in das linde Kupfer hinein geritzet wird. Diese Arbeit/ gibt etwan 50 oder 60 saubere Abdrücke/ hernach aber schleift es sich bald ab/ weil es nicht tieff ins Kupfer gehet. Sie wird für keine große Kunst gehalten/ und ist nur eine zierliche Ubung. Die ganze Arbeit bestehet allein in der Zeichnung: wer diese in Hand und Verstand hat/ deme sind diese und andere dergleichen Wissenschaften/ nur ein Spiel.
[Marginalspalte: Deren erster Erfinder/ ein Obrist-Leutenant/ N. von Siegen.] Der erste Erfinder dieser Kunst ware Anno 1648, nach beschlossenem Teutschen Krieg/ ein Hessischer Obrist-Leutenant/ Namens von Siegen: welcher auf solche weise Ihro Durchl. der regirenden Frau Wittib von Hessen-Cassel Contrafät in halb Lebens-Größe/ wie auch den Prinzen von Oranien/ gebildet. Nach solchem haben Ihr. Durchl. Prinz Robert, Pfalzgraf bey Rhein/ als die in der Zeichen- und Mahlerey Kunst perfect erfahren/ diese Wissenschaft herrlich und zu solcher Vollkommenheit erhoben/ daß darinn ein mehrers nicht zu erfinden ist: wie unterschiedliche Werke von deren fürtrefflicher Hand/ als eine Magdalena/ etliche Contrafäte/ ein sich umsehender Soldat mit seinem glänzenden Harnisch/ Schild und Spieß/ alles unverbesserlich/ vorzelgen. Hiernächst hat [Marginalspalte: W. Vaillant, thut hierinn wunder.] W. Vaillant, als ein guter erfahrner Mahler/ in der Zeichnung meisterhaft beschlagen/ diese Manier fortgesetzt/ und eine Menge herrlicher Werke davon in Kupfer zu bringen angefangen/ diezu erzehlen gar zulang fallen würde: welcher durch continuirliche Ubung und Fleiß hierinn fast wunder thut. Es ist aber diese Art den zierlichen Schraffirungen und andern Mühsamkeiten/ die zum Kupferstechen erfordert werden/ nicht untergeben/ sondern wann der Umriß/ neben dem Schatten und Liecht/ accurat ist/ die Schraffirung/ Striche oder Tüpfel mögen gehen wie sie wollen/ so ist der qualitet dadurch nichts benommen. Sonsten gibet diese Arbeit an die Hand/ eine überaus große lieblich
[Marginalspalte: in Italien/ in Teutschland/ Albrecht Dürer/]Hugo da Carpi les ont suivi. Parmi les Allemands, le studieux Dürer a gravé lui-même quelques planches. Tobias Stimmer le suivit, et lui-même son frère Christoph, un excellent graveur sur bois. Il y avait ainsi non seulement à Nuremberg, mais aussi à Augsbourg, à Bâle et à Strasbourg, beaucoup de bons maîtres en cette [Marginalspalte: Grünwald et Holbein.] belle science : comme on peut le voir glorieusement dans les écrits et les œuvres de Dürer, de Grünewald et Pirckheimer, et également de Holbein. J’aurais volontiers voulu mentionner ici avec éloge, ces maîtres qui ont exécuté les merveilleuses et excellentes gravures sur bois et figures dans les écrits de Pétrarque publiés en 1551, également [dans ceux] de Cicéron publiés en 1540 ; [les gravures] du Kirchen-Kalendar édité à Nuremberg, ainsi que celles, dans les nombreuses bibles allemandes et latines plus récentes, dans les œuvres d’Homère, de Virgile et d’Ovide : mais nulle part, je n’ai pu trouver leur nom, ni l’apprendre en le demandant.
[Marginalspalte: De ladite « manière noire ».]La dite manière noire de travailler sur cuivre, à justement mentionner ici, est l’art de passer sur le cuivre poli, de grainer la plaque, d’écraser le grain, et de polir, à l’aide d’instruments aiguisés et pointus en acier ou en fer : alors ainsi, grâce à la dureté de l’outil, une image ou une figure sera gravée dans le cuivre tendre Ajout dans l’édition latine : et celles qui sont en relief sont une seconde fois polies.. Ce travail produit environ cinquante ou soixante impressions propres, mais ensuite cela s’use vite, parce que ce n’est pas profondément [gravé] dans le cuivre. Elle n’est pas considérée comme un grand art, et elle est seulement un exercice délicat. Tout le travail réside seulement dans le dessin : pour celui qui le possède dans la main et dans la raison, cette science et les autres de la sorte ne sont qu’un jeu.
[Marginalspalte: Son inventeur est le lieutenant-colonel N. von Siegen/.]Le premier inventeur de cet art était en l’an 1648, après la fin de la guerre allemande, un lieutenant-colonel [originaire] de Hesse, du nom de von Siegen L’initiale du prénom est fausse : il s’agit de Ludwig von Siegen. : celui-ci a portraituré Son Altesse Régente Veuve de Hesse Kassel, en demi grandeur nature, ainsi que le prince d’Oranien Il s’agit de Ludwig, prince de Furstenberg.. Après lui, il y a Son Altesse, le Prince Robert Il s’agit de Rupert, comte palatin dit Prince Rupert du Rhin, mais Sandrart donne son nom en français., comte palatin ; comme ceux qui sont parfaitement instruits dans les arts du dessin et de la peinture, [il] a magnifiquement élevé cette science et à une telle perfection, qu’en celle-ci, on ne peut découvrir d’avantage : comme le montrent diverses œuvres de cette main excellente, ainsi une Madeleine, divers portraits, un soldat tournant la tête, avec sa cuirasse étincelante, son bouclier, sa pique, le tout insurpassable. Après, [Marginalspalte: W. Vaillant fait dans ce domaine, des merveilles.] W. Vaillant, un bon peintre expérimenté, magistralement ferré en dessin, a continué cette manière, et a commencé à porter sur cuivre un grand nombre d’œuvres merveilleuses ; il semblerait beaucoup trop long de les évoquer par le menu : celui-ci, par une pratique assidue et une application continue a, dans ce domaine, fait quasiment des merveilles. Cependant cette manière n’est pas subordonnée aux hachures et autres difficultés qui sont exigées pour graver sur cuivre, mais quand le contour à côté de l’ombre et de la lumière est fait avec soin Le terme accurat est utilisé ici., les hachures, les traits ou les points pourront être comme il convient ; ainsi, par là, rien n’est ôté à la qualité. Par ailleurs, ce travail révèle par la main, un
Originaltext
Übersetzung von Michèle-Caroline Heck