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TA 1675, Lebenslauf, S. 16

Birken (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die deutsche Bearbeitung der Gedichte in Barlaeus’ Poemata durch Sigmund von Birken findet sich in seiner handschriftlich erhaltenen Gedichtsammlung Birken-Wälder (fol. 69r–72v, Nr. 104 »Uber die zwölff Monate / Herrn Joachim Sandrarts« und Nr. 105 »Uber Desselben Tag und Nacht«); vgl. Klemm 1995, S. 303/Stauffer 2007, Bd. II, S. 908/Laufhütte 2011, S. 24 f.). Die in der Teutschen Academie wiedergegebenen 14 Epigramme, bestehend aus jeweils acht Alexandrinern, weisen im Wortlaut nur geringfügige Variationen auf.Christina Posselt, 12.10.2011Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 633
Linke Spalte
Der Corydon sich sezt mit seiner Laute nieder/
pflückt Veilchen/ lässt sein Vieh im Kräuter- grase gehn:
Sie/ seine Fillis Hier sicher Name einer Hirtin. Ob eine Anspielung an das berühmte Hirtenpaar aus dem idyllischen Lehrgedicht »Corydon und Phyllis« von Daniel Czepko von Reigersfeld vorliegt, muß noch geklärt werden.Anna Schreurs, 18.06.2008/ melkt. Hör/ Fillis/ braune Schön’:
du must den Corydon zu weit nicht grasen las- sen/
Er möchte kommen dir in ungepflogne Gas- sen.

May.

DIe Wasser bieten selbst der Lieb den Rücken dar.
Es buhlen alle Ding’/ um diese Zeit vom Jahr.
Am Himmel küssen sich die Zwilling’: hier auf Erden
muß es auch seyn geküsst/ es muß geliebet werden.
Der Blumen bunter Glanz/ des Jahres Ju- gend/ mahlt
die Matten/ weil die Erd die Sonn’/ ihr Buhl/ bestrahlt.
Auf/ Chloris/ binde dir und deinem Schäfer Kränze:
die Rose auf dem Haubt/ die Lieb im Herzen/ glänze.

Junius.

JEzt gilt es deinen Balg/ du krauses Schä- felein:
du must an Haaren arm/ soll dein Herr reicher/ seyn.
Der Alte dich beschiert/ der selber unbescho- ren.
Dein weißes Wollenkleid hat ihm ein Kleid gebohren.
Schau/ wie von Thieren du/ ô Mensch/ ge- kleidet wirst:
wie daß du dar so sehr mit Kleiderpracht stol- zirst?
Lern fromm seyn/ von dem Thier/ das deine Blösse decket.
Oft komt es/ daß ein Wolf in Schafeswolle stecket.

Julius.

DIe Sonne Sommer macht. Der heiße Hundsstern brennt.
Das Wasser und die Lufft uns reiche Beuten gönnt.
Du/ Nymfe/ die du machst den Fisch im Netz’ erhangen:
schau/ daß das Netz der Lieb dich selbst nicht nehm gefangen.
Der Falkner baitzen reutt/ stellt einem Reiger nach.
Die Mäder machen Heu. Der Blumen Un- gemach/
der Kräuter jeher Tod/ die scharfe Sense/ meyet.
Seht/ Schönheit fällt also dahin/ die uns er- freuet.
Rechte Spalte

Augustus.

DIe goldgegilbte Saat will eingeschnitten seyn.
Die Aehre winkt der Ernd. Die Jungfer lacht herein
vom Himmel/ siht/ und wünscht/ daß sie nicht Jungfer wäre/
daß sie/ mit schwangrem Schoß/ gleichwie die Erd/ gebähre.
Nun sezt die Sichel an: so frisst sie nicht der Rost:
bindt Garben/ ladet auf/ führt ein die Kör- ner-Kost/
und legt die Scheune voll. Hier lerne Dank ein ieder:
vor Säck-voll/ gibt die Erd iezt ganze Fuder wieder.

HerbstMonat.

DIe Himmels Wage wägt/ den Tag und auch die Nacht/
mit gleichen Stunden ab/ und theilet ihre Wacht.
Es gilt nunmehr dem Wald: das Feld ist schon beraubet.
Der aufgejagte Hirsch dem falsche Laube glau- bet/
flieht aus dem Rauch ins Feur. Der Herbst besucht den Ast
des Baumes/ der sich beugt/ und schüttet ab die Last.
Das Obst das geht zu Markt; und Meister Menschenfresser
zieht mit: Nasch nicht zu viel/ hüt dich vor sei- nem Messer.

WeinMonat.

DEr Traube wird gepresst/ und weinet süs- sen Wein.
Das liebe Zährlein trieft/ schenkt süße Freu- den ein.
So kommet iederzeit das Weinen/ vor dem Lachen.
Du edles Rebenblut! du kanst uns lustig ma- chen/
bist unsrer Sorgen Arzt. Ach! schenket dem Silen/
dem nassen Bruder. ein! er möcht vor Durst vergehn.
Eh er verdursten solt/ eh laß man ihn ersaufen
im Most: er lässt ihn fein zu Hals mit Maßen laufen.

WinterMonat.

DEr lang-verschlossne Nord reisst Thür und Riegel aus/
bricht los und überbläst der Erde weites Haus.
Der Wiesen Haar erstarrt. Der Baum nun stäubt mit Laube.
Der Vogler wiederkomt mit einem reichen Raube/
Birken (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die deutsche Bearbeitung der Gedichte in Barlaeus’ Poemata durch Sigmund von Birken findet sich in seiner handschriftlich erhaltenen Gedichtsammlung Birken-Wälder (fol. 69r–72v, Nr. 104 »Uber die zwölff Monate / Herrn Joachim Sandrarts« und Nr. 105 »Uber Desselben Tag und Nacht«); vgl. Klemm 1995, S. 303/Stauffer 2007, Bd. II, S. 908/Laufhütte 2011, S. 24 f.). Die in der Teutschen Academie wiedergegebenen 14 Epigramme, bestehend aus jeweils acht Alexandrinern, weisen im Wortlaut nur geringfügige Variationen auf.Christina Posselt, 12.10.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 635