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TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 262

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 19): Mander, Schilderboek, Het leven van Frans Floris, uytnemende Schilder van Antwerpen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 238v-243v [Accessed: 2011-11-14. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63BpmS3k5]. Sandrart übernimmt nicht die gesamte Vita von van Mander, vgl. dazu die Kommentare im Text.Christina Posselt, 02.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 482
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verachten/ der doch die Ehre unserer Kunst in unsern Landen gewesen. Selbige aber waren zum theil Italiäner/ die ihr Urtheil allein aus den Kupferstichen genommen/ so doch denen Gemälden nicht Der Italiäner Urtheil von ihm. gleichen/ da hingegen der Vassari selbst von ihme bekennen müßen/ daß er der Fürtrefflichste aus denen Niderländern gewesen/ so zum allerbästen die innerliche affecten/ als Traurigkeit/ Betrübnus und andere wißen auszubilden/ darum er ihn auch dem fürtrefflichen Raphaël von Urbino verglichen/ obwol solches seine Kupferstich nicht genugsam ausweißen/ weil der Kupferstecher bey weitem die Fürtrefflichkeit seiner Zeichnungen nicht hat können erreichen. Dieses ist nun von Floris des Vassari Zeugnus/ der doch sein Urtheil auch nur aus desselben Kupferstichen genommen/ die meistens nach seiner Discipel Zeichnungen gestochen/ oder doch nach den Copien seiner Gemälde/ dannenhero glaube ich/ daß Vassari, so er die artige kluge Penselstriche/ die er geführt/ gesehen hätte/ seine Feder/ zu dieses Künstlers Lob/ viel mehr würde geschärpfet haben.

Damit ich aber etwas eigentlichers von ihme schreibe/ so ist in Antorf ein verständiger ehrlicher Burger/ Johann de Vriendt, mit dem Zunahmen Floris genant/ gewesen/ der sich viel in Erbschaft-Sachen gebrauchen laßen/ und Anno 1400. zween Söhn/ Cornelius und Claudius Floris, Sein Geschlecht. hinterlaßend/ gestorben. Dieser Claudius ware ein fürtrefflicher Bildhauer/ der viel herrliche Werke zu Antorf hat gemacht/ die zum theil noch allda können gesehen werden/ der starb Anno 1540. und ware des Franz Floris und seiner drey Brüder Vatter/ welche alle sehr gut waren in besonderen Ubungen der Zeichenkunst. Cornelius ware ein künstlicher Bildhauer und Architect, Franz ein herrlicher Mahler/ Jacob ein berühmter Glaßmahler/ Johann Floris aber ein ausbündig-guter Glattkrugmacher/ darinn in Niderland seines gleichen keiner/ auf das irdene Geschirr oder Porcellan allerley artige Geschichten und Bilder zu zeichnen und zu mahlen/ so geübt ware/ von denen Franz Floris einen guten Theil in seinem Hauß hatte/ die wol würdig zu sehen gewesen. Cornelius aber hat zu Antorf viel herrliche Werk hinterlaßen/ als das Königliche Gebäu Ob hier tatsächlich ein Bauwerk gemeint sein könnte, ist fraglich. Floris’ Bautätigkeit in Antwerpen beschränkte sich wohl auf die im folgenden genannten Oosterhuis und Stadhuis. Als königlicher Auftrag mag noch der Taufstein in der Kapelle des Schlosses Sonderburg (Sønderborg Slot) gelten, ein Auftrag Christians III., der möglicherweise in Antwerpen ausgeführt wurde (vgl. Huysmans/Van Damme/Van de Velde 1996, S. 103).Christina Posselt, 22.03.2011/ das Rahthauß/ das Osterhauß und mehr andere/ dieser starbe Anno 1575.

Unser Franz/ den die Natur gleichsam geordnet/ um andere in der Mahlkunst zu übertreffen/ hat sich erstens im Bildhauen geübet/ meistens allezeit Bilder oder kupferne Särke in die Kirchen hauend/ als ihn aber die Natur zu seiner rechten und beständigen Kunst triebe/ kam er in seinem zwanzigsten Jahr nach Lüttich/ bey dem dasebst höchstberühmten Lernet bey Lamberto Lombardo Lambert Lombardus die Mahlkunst zu erlernen/ dessen Manier er in allem fleißig nachgefolgt/ und auch dieselbe Lebenslang behielte: Dannenhero/ als einsmals Lambertus seine Discipel zu Antorf besucht/ und unter vielen andern guten Arbeitern die Kunst-Werke des Floris besahe/ sagte er zu ihm/ daß er von seiner Jugend an ein fürtreflicher Dieb gewesen seye; die andere Discipel erzörnten sich über ihren Mitgesellen/ und waren eben bereit/ ihn wol abzuklopfen/ als Lambertus seine Meinung

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entdeckte/ wie er nämlich ihm die Kunst mit wol-lernen abgestolen habe; gleich als auch in einem Lobgedicht Apollodorus von dem Zeuxis gemeldet/ daß er ihm die Mahlkunst geraubet und mit sich weggeführet hätte; worüber ein Gelächter entstanden/ und die Gesellen/ so ihres Meisters Ehre also verfochten/ sehr gelobet worden.

Reißet in Italien. Franz/ in seine Kunst sehr verliebt/ zohe in Italien/ und wandte zu Rom seine Zeit mit großem Fleiß an/ contrafätete alles/ worinn sein Geist ein Gefallen oder Vergnügen hatte; meistentheils zeichnete er mit der rothen Kreide/ und die nackende Bilder aus dem Jüngsten-Gericht und Gewölb des Michaël Angelo, oder anderer Antichen-Werken/ die zum künstlichsten gemacht waren; Und komt wieder nach Hauß. Nachdem er nun wieder in Niderland angekommen/ ist er bald/ durch seine Kunst/ für einen guten Meister und besondern Künstler erkant und verruffen worden/ absonderlich/ als er seine Werke offentlich zu sehen ausgesezt; Anfänglich/ als er zeigen wolte/ was für ein trefflicher Mahler er sey/ wandte er großen Fleiß und Emsigkeit an/ und ließe auch in Reden seinen großen Verstand und Witz spüren/ indem er von allerhand Geistlichen und Weltlichen/ Philosophischen/ Poëtischen oder andern vernünftig discurirte/ dannenhero auch der Reichtum bey ihm sehr zunahm/ indem er große Werke in Kirchen und Paläste für Fürsten und Herren verfärtiget/ als er aber bey solchem Uberfluß von andern Gesellen zu überflüßigem Trinken angereitzet worden/ ist er endlich in das allgemeine damals in Niderland im Schwang gehende Laster der Trunkenheit gerahten/ so/ daß er ein so großer Trunkenbold als Mahler worden; derenthalben ihn dann auch etliche seiner Freunde darvon abgemahnet/ absonderlich der Poet Dietrich Volkart nebenst Coornhert/ so ihme einen Brief/ worinnen ein Gedicht mit sinnreicher Invention, als ob nemlichen ihnen getraumet hätte/ daß dergleichen was mit Franzen sich begeben/ zugesandt/ auch wie daß Albert Dürer/ der alte und stattliche Künstler/ ihn zwar wegen seiner Kunst hoch gelobet/ aber seines Wandels halber wenig geprißen; Zum Beschluß der Reimen fügte er diese wort bey: Und ist doch nicht wahr/ daß mir getraumet/ wol aber/ daß allenthalben solches von euch ausgebreitet und gesagt wird; welches ich dann mit Unlust vermelden muß/ und viel lieber dessen überhoben seyn wolte/ ob gleich das unmäßig und überflüßige Trinken bey den Teutschen fast für keine Sünd und Schand mehr gehalten werden will/ da im Gegentheil bey andern Nationen und vernünftigen Leuten es für die gröste Sünd und Schand von der Welt/ ja für eine mehr als bestialische That geachtet wird.

So wurden nun mit ihme/ als einem fürtreflichen Meister/ die große Herren/ nämlichen der Prinz von Oranien/ Graf von Eggmond und Horn ganz gemein/ und kamen stäts in sein Hauß/ um mit ihm zu banquetiren und zu trinken/ welches dann Hat einen unglükliche Ehstand. seine Haußfrau Clara Floris sehr verdrossen/ also/ daß sie sich gegen den Herren zum öftern sehr unfreundlich aufgeführt und niemand angesehen; auch darzu über dieselbe harte Wort ausgestoßen/ und mit ihren Gräfinnen oder Dienstboten sich gezanket/ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 19): Mander, Schilderboek, Het leven van Frans Floris, uytnemende Schilder van Antwerpen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 238v-243v [Accessed: 2011-11-14. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63BpmS3k5]. Sandrart übernimmt nicht die gesamte Vita von van Mander, vgl. dazu die Kommentare im Text.Christina Posselt, 02.08.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 482