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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 185

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Van Ioseph van Arpino, uytnemende Schilder te Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 187v–190v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632SSOVEL].Christina Posselt, 30.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 397
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welcher/ durch seiner Eltern Nohtdürftigkeit/ zu der Kunst Vollkommenheit geeilet/ so/ daß er in seiner frühen Jugend schon die löbliche Früchte seiner Arbeit hat müssen sehen lassen; seine Römische Mutter/ Frau Johanna/ eines Edlen Spaniers Tochter/ wurde eine Wittib/ als sie noch jung ware/ nahme aber nachmalen wieder einen andern/ Namens Joseph/ so ein Schneider von Arpino, in dem Herzogthum von Sarro, unter dem Gebiet des Edlen Jacob Bon Compagnii, gewesen/ zur Eh/ als sie aber in dreyen Jahren auch desselben durch den zeitlichen Tod beraubet worden/ verheuratete sie sich an den Muzzio da Casa Polidoro, welcher ein schlechter Mahler war/ als der sich mehr mit den Waffen in den Französischen Kriegen/ als in der Mahler-Kunst oder mit dem Pensel geübet. Von diesem ist gekommen Josephino/ deme die Mutter eines Traums oder Offenbahrung halber/ wie sie sagte/ den Namen Josephs ließ geben.

Er ware geboren Anno 1570. gienge alsobald in der Jugend gemeiniglich mit der Reis-Kolen um/ und hatte grossen Eifer zum Zeichnen. Derenthalben als die Mutter dieses sahe/ daß er grossen Lust habe wieder nach Rom zu kehren/ bildete sie ihr gänzlich ein/ daß aus Josepho was besonders werden dörfte; der Vatter aber triebe den Spott daraus/ und sagte: Er wird ein Mahler werden Ubet sich sehr fleißig im zeichnen. wie ich. Endlich als sie nach Rom gelangt/ geriehten sie in grosse Armut/ daß sie nährlich ihren Unterhalt wusten zu bekommen/ da vertröstete sie Joseph aufs bäst er konte/ sagende: Er wolle seinen möglichsten Fleiß anwenden etwas zu lernen/ um ihrem Haus zu helfen und zu unterhalten/ und gienge täglich aus bald dort/ bald da hin/ zu zeichnen/ wo er etwas gutes wuste. Die Mutter/ weil sie zweifelte/ ob er nicht etwan mit andern Knaben unterdessen spielete/ schliche ihm unterweiln heimlich nach/ und stunde oft lange Zeit hinter ihm/ daß er es gar nicht wuste: sein Vatter aber zoge ausser Rom zu den Bauren herum/ und arbeitete für sie Gelübds-Tafelen/seu ex Voto.

Unterdeß geschahe/ da sein Vatter eben nicht zu Haus war/ daß ein Mann/ der von einem Pferd gefallen ware/ schnell eine solche Tafel verlangte/ welche Joseph angenommen/ und des andern Tags von Wasser-Farb gelieffert hat/ mit großem Vergnügen dessen/ der sie bestellet. Er ist auch vielmal/ in Gesellschaft anderer Mahlere/ mit seinem Vatter außer der Stadt gezogen/ um ihme zu helffen/ in Wiederkunft aber hat er sich gleich wieder zu seiner Zeichen-Kunst gewendet. Unterdessen fienge man an/ den Palast des Papsts Gregorius des 13. zu zieren/ worüber Boncompagny, Nicola Pomoranzio Fangt an für den Papst zu arbeiten. und ein Pater, Namens Ignatius, gesetzt worden/ welche unterschiedliche junge Mahlere daselbst zu diesem Werk hielten; Joseph solches ersehend/ wurde durch Lust und Noth seiner Eltern getrieben/ in diesem Werk zu erweisen/ was er in so kurzer Zeit in der Mahl-Kunst durch emsigen Fleiß erlernet/ und bate demnach seinen Vatter/ er wolte für ihn bitten/ daß auch ihm einige Arbeit angedinget würde/ weil aber der Vatter nur seiner spottete/ ist er selbst zu Nicola Pomoranzio gegangen/ der ihn aber von

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Tag zu Tag aufgehalten/ biß er endlich ihm in das Päpstliche Wappen etliche Drachen zu machen angedingt/ dieser Drachen wurde er endlich müd/ weil ihn die Natur zu höhern Sachen antriebe/ begehrte derohalben an Pomoranzio, er wolle ihm anch etwas anders vertrauen/ so wurde er nun befragt/ ob er Lust hätte und sich getraute in den Verzierungen eine Mascara zu machen/ zu welchem Joseph sich willig erbotten/ und ein Angesicht ohngefähr einer Hand groß/ mit solchem Fleiß/ und so artig gemahlt/ daß alle die andere Mahlere kamen/ und hinter ihm mit großer Verwunderung dieses seltsame Stuck ansahen. Nachmalen wurde Joseph gebraucht in Historien/ in welchen er sich so künstlich erwiese/ daß ihm sein Lohn von Tag zu Tag gebäßert wurde/ hatte auch stets sehr viel zu arbeiten. Sandrart lässt an dieser Stelle eine längere Passage van Manders aus, in der dieser u. a. über Cesaris Deckenfresken im Chor von San Silvestro al Quirinale berichtet (vgl. Mander, Schilderboek, Van Ioseph van Arpino, uytnemende Schilder te Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 188v f. [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632SSOVEL]).Christina Posselt, 20.07.2011

Arbeit in das Capitolium zu Rom/ Nicht lang nach diesen hat er angenommen vor den Senat zu Rom das Werk in das Capitolium, allwo er unterschiedliche alte Römische Geschichte machen solte/ und wurden ihme erstlich für ein Praesent in einem roht-seidenen Beutel hundert Gold-Cronen verehret. So mahlte er nun fürs erste die Historie/ wie Romulus und Remus von der Wölfin gesäuget worden/ darnach hat er eine Bataglia zwar angefangen/ muste aber aus Befehl und zu S. Johann Laterano. Papsts Clemens VIII. darvon ablassen/ und zu S. Joan Lateran, bey dem Brunnen Constantini, in eine Capelle zwey große Stuck von Oelfarb/ nämlich die Geschicht des heiligen Evangelisten Johannis/ wie selbiger Gift trinkt/ und in einer andern Historie/ wie er sich lebend in das Grab legen läst/ mahlen. Ferner machte er für die Erz-Herzogin von Grätz/ des Königs in Spanien Mutter/ ein ander Stuck/ von Oelfarbe/ wie die junge Maria in den Tempel wird gebracht/ welches auch ein sehr schönes Werk ist. So hat ihn auch der Vetter des Papsts und Cardinal Aldobrandino in seinen Dienst angenommen/ und einen todten Christum/ so von den Englen gehalten wird/ mahlen lassen.

Mahlet dem Papst zu Ferrara drey Stuck. Unterdessen zoge der Papst nach Ferrara, welches Herzogthum ihm erblich zugefallen/ da muste Joseph mitziehen/ und daselbst drey Stuck von Oelfarbe auf kupferne Platten machen; Indeme aber auch der Hertzog Albertus mit dem König in Spanien dahin kame/ die Vermählung daselbst zu halten/ schenkte der Papst eines von diesen Stucken/ darinnen S. Jeronymus mit dem Drachen ficht/ dem Herzog: Das andere gab er der Königin Mutter: Das dritte dem König: Nachdeme sie nun wieder nach Rom gekehret/ wurden dem Papst von der Königin Mutter etliche Pater noster von rothen Corallen/ mit guldenen Zeichen vermengt/gesandt/ von welchen er einen Joseph geschenkt/ sagend: Das ist von der Herzogin/ die eure Gemälde hat; Joseph wurde darauf mit hochermeldtem Papst Clement VIII. sehr familiar, so aus dem abzunehmen/ daß/ da einsmal dem Papst von einem Kauffmann aus Holland Bier gesandt wurde/ und Joseph dabey ware/ der Papst gleich ein Glaß Bier einschenken lassen/ und dem Mahler zugetrunken/ so sonsten niemals zu geschehen pfleget/ und da Joseph schier halb ausgetrunken/ den Papst

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Van Ioseph van Arpino, uytnemende Schilder te Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 187v–190v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632SSOVEL].Christina Posselt, 30.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 399