TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 119
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Pierijn del Vaga, Schilder en Bouwmeester van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 139r–142r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631P6rVPG].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 328
und die ander von hinden anzusehen ist. Das Gewölb besteht in 5. Bögen von stucco verfärtiget/ zwischen welchen/ Ovalen mit Historien sind/ die Mauren zur Seiten seynd übermahlet/ mit Contrafäten./ von alten und neuen Obristen des Hauses Doriae,darüber mit großen verguldten Buchstaben geschrieben stehet. Magni Viri, Maximi Duces, Optima Fecêre pro Patria, das ist: Diese große Männer/ als vortreffliche Hertzogen und Fürsten/ haben ihr bästes für das Vatterland angewendet. In dem ersten Saal/ so auf diese Logien folgt/ da man hinein kommt/ durch eine Porten zur linken Hand/ seynd in dem Gewölb Zierrahten von stucco, und in der Mitte ist eine große Historie Mahlet den Schiffbruch des Aeneas von dem Schiffbruch AEneae, in welchem nackende/ todt und lebendige/ mit unterschiedlichen Gebärden anzutreffen seynd/ darbey finden sich auch etliche Galeen und Schiffe/ deren etliche sinken/ die andere aber in dem Ungewitter erhalten werden; in aller Angesichtern ist der große Schrecken ganz natürlich ausgebildet. Diese Histori war die erste/ die Pieryn für den Prinzen mahte.
Man sagt/ daß da Pieryn zu dem Fürsten kommen/ einer/ Namens Jeronimo da Trevisi, welcher ein Mauer-Mahler war/ und die Stuck/ bey Hof/ gemachet hatte/ erschienen seye/ der/ weil Pieryn von langer Hand seinen Carton zu diesem Schiffbruch gemacht/ und bißweilen die Stadt zu besehen hinaus spatziert/ gesaget hätte: was Carton, Zeiget einem Spötter/ wie nuzlich ein Guter Carton seye. oder nicht Carton, ich habe die Kunst mit dem Pensel/ welches/ als es Pieryn erfahren/ daß ihne dieser gleichsam geschmähet und verachtet hätte/ ließe er stracks obenauf an das Gewölb/ wo er solte hin mahlen/ seinen Carton fest machen/ und in der Mitten die Bretter von dem Gerüst wegnehmen/ und den Saal offen stehen/ da kam die ganze Stadt zugelauffen/ und wurde diese Zeichnung mit Verwunderung von jederman gesehen/ auch ihme Pieryn ein unsterbliches Lob in der Kunst gegeben; unter andern kam auch dahin gedachter Hieronymus, und sahe dasjenige an/ ließe darauf alsobald den Muht fallen/ und zohe ohne Wissen oder Erlaubnis des Prinzen heimlich hinweg nach Bolognen/ allwo er wohnhaft sich auf hielt. Pieryn aber brachte diesen Saal zu End/ mit Gemählden auf die Mauren von Oelfarben/ mit Zierraten und stucco, welches vor ein besonder Werk gehalten wurde.
Der andere Saal/ da man zur Logien durch die Thür auf der rechten Hand hinein komt/ ist ein Gewölb/ so er auf naß von stucco gemacht/ fast auf vorige Manier. Die mittlere Historie ist von Mahlet der Risen Himmels-sturm Jupiter/ wie er mit den Blitz-Strahlen die Riesen straffet; Hier sind viel schöne nackende Bilder größer als das Leben/ und ein Himmel mit allen Göttern erfüllet zu sehen/ als welche vor dem Donner erschrecket/ und unterschiedliche schöne Gebärden ausbilden/ die Zierahten des stucco sind sehr wol und sauber gemacht/ dieweil Pieryn ein sehr grosser Meister hierinnen gewesen. Er machte noch vier Kammern/ alle auf naß und von stucco, worein er die schönste Ovidianische Fablen gemahlt. Und ist nit zu erdenken/ was er für überflüssige Anmutigkeit/ von Feldern/ Blättern/ Thieren und
Grotteßken/ mit grosser und Sinn-reicher Invention herbey gebracht. Vier andere Cammern neben dem andern Saal sind auch nach seiner Zeichnung von seinen discipeln mit stucco und auf naß gemacht/ wo ebenmässig viele Kinder/Groteßken/ Thier/ auch Galerien an dem Hof. An denen unter andern Pordenon gearbeitet/ wie in seinem Leben schon vermeldet worden ist.
Noch vielmehr Werk hatte er zu Genua auf naß/ mit Oelfarbe und Zeichnungen von sich sehen lassen/ daß er wegen seiner großen Kunst von dem Prinzen sehr hoch belohnet worden/ und auch bey ihm in diesem Dienst verharren solte. Aber nachdem Erwehlet Pisa für seinen Wohnplatz. ihn seine Hausfrau dahin vermögt/ daß er ein Haus zu Pisa, als welche Stadt ihme sehr wolgefallen/erkauft/ hat er daselbst seine Lebens-Zeit zuzubringen beschloßen/ bekame auch alldorten Arbeit in die Domkirche/ in welcher er eine Capell in fresco mahlen/ und eine Tafel in Oelfarb verfartigen sollen/ aber/ als er etliche Kinder auf naß zur Auszierung gemahlt/ verließ er sein Werk/ die Kehrt aber wieder nach Genua, Stadt und sein Weib/ und zohe wieder nachGenua, als wohin er von seiner eignen Lust angetrieben worden/ daselbst arbeitete er etliche Monat für den Fürsten/ da dann an ihm viel Brief von dem Dom und seiner Hausfrauen geschicket wurden/ welche er aber alle unbeantwortet gelassen/so/ daß das Werk zu Pisa einem andern übergeben werden müßen. Als er endlich kommen/ und einen andern an seine Stelle/ bey dem Werk/ worzu er viel Cartonen gemacht hatte/ gefunden/ wolte er keine Hand mehr und von dar und Pisa wieder nach Rom. anlegen/ sondern zohe wieder nach Rom/ und ließ sich bey Papst Paulus und Cardinal Farneso sehen/ welche ihn aber nicht hoch geacht/ sondern lauffen lassen. Unterdessen bekame er einen bösen Arm/ worein er etlich 100. Cronen verdoctoriret/ daß er derohalben aufs neue genöhtiget worden wieder zu verreisen.
Mahlet daselbst die Capell der H. Dreyfaltigkeit/ Zuletzt aber wurde ihm noch die Capelle zur heiligen Dreyfaltigkeit zu vollenden angedinget/ welches Gewölb von Julio Romano und Johanne Francesco seinem Schwager angefangen war. Daselbst nun machte er viel Historien von stucco, Groteßken und Zierahten/ sonderlich aber zwo/ deren und darein den Teich zu Bethesda, die eine den Teich zu Betheßda mit den preßhafften Personen/ wie der Engel komt das Wasser zu berühren/ allwo etliche gebogen sind in die Verkürtzung und die Bilder sehr klein fallen; Die andere und die Auferweckung Lazari. aber die Auferweckung Lazari vor Augen stellet/ als welcher in seinem Angesicht so bleich sich zeigt/ daß er anzusehen/ als wann er erst von dem Tod zum Leben gekommen wäre. Um ihn stehen diejenige/ so ihn aufbinden/ und noch mehr/ die sich darüber verwundern. Durch dieses und noch andere Cartonen/ wurde er von dem Cardinal Farneso angenommen/ und ihme von demselben eine gewisse Pension gereicht/ wie nit weniger auch von dem Papst selbsten/ weil er etliche Stuck in den Palast gemacht/ so ihme gefallen. Er gab ihm Wird in Päpstlichen Dienst angenommen eine Bestallung von 25. Ducaten des Monats sein Lebenlang/ und arbeitete also in dem Päbstlichen und Farnesischen Palast. Nachdem nun Pieryn etliches für den Pabst verfertiget/ und bey ihm ein sonderbares Gefallen darob verspüret hatte/ mahlte
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Pierijn del Vaga, Schilder en Bouwmeester van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 139r–142r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631P6rVPG].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 331