TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 110
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Francisco Mazzoli, Parmensche Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 133v–135v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631Opl6zP].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 319
von vielen Häusern: Dieses Stucks halber hielte ihn der Papst in noch höhern Ehren: Da er nun wol Zeit nach höchster Vollkommenheit zu streben hatte/ durchsahe er alle Ort/ wo Bilder und Gemälde in Rom zu finden waren/ besonders aber hielte er in grossen Werth die Stucke von Michaël Angelo und Raphaël d’ Urbino. Er machte zu Rom viel Tafeln/ auch etliche Contrafäte/ und unter andern einen Hauptmann aus der Guarde/ der zwar nicht schön; aber so lebhaft ware/ daß es schiene/ er stünde selbsten warhaftig für Augen.
Zu S. Salvator del Lauro machte er ein Tafel/ und in dieser ein Marien-Bild in die Luft/ welche ein Kind zwischen den Beinen hatte/ auf der Erden aber S. Johannes mit einer ungemeinen lieblichen Andacht auf einen Knie ligend/ und sein Gesicht auf Christum wendend/ darneben den heiligen Büsser Hieronymum, der verkürzter ligt und schläft/ welches Werk/ wegen der Eroberung der Stadt Rom Gemeint ist das auf die Belagerung folgende Sacco di Roma, die Plünderung Roms durch deutsche Landsknechte und spanische Söldner im Jahre 1527, das viele Künstler zur Flucht aus der Ewigen Stadt trieb. Van Mander erwähnt die entsprechende Jahreszahl (vgl. Mander, Schilderboek, T’leven van Francisco Mazzoli, Parmensche Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 134v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631Opl6zP])./ ungeendigt verblieben. Obwol nun damals die Mahl-Kunst nicht allein eine zeitlang verhindert/ sondern auch viele Künstlere ihres Lebens beraubet wurden/ hatte doch unser Bleibet wegen seiner Kunst von den Soldaten unverletzet. Francisco zu Rom/ in seiner Kunst/ mehr Glück/ als ehdem Archimedes bey den Syracusen/ als welcher bey seinen circuln auf der Erden geblieben ist; Dann als er seinen ganzen Sinn auf sein Werk hatte/ und vom Mahlen nicht abließ/ ob schon das Plündern und Morden angienge/ und man die Soldaten überal in den Häusern tumultuiren hörte/ auch so gar etliche hinder ihm in seine Kammer kamen/ und ihne mahlen sahen/ verwunderten sie sich doch nur über seine Kunst/ und thaten ihm sonst kein Leids/ ja sie hielten ihn/ wie ehdem Demetrius den Mahler Protogenes, in grossen Wehrt/ und bewahrten ihn/ damit er von andern grausamern auch unverlezt bleiben möchte. Sein Gerücht aber kam für einen ihrer Obristen/ welcher der Kunst Liebhaber war/ dem selben machte er eine Zeichnung mit der Feder/ und tuschte dieselbe; als aber diese Soldaten weiter ziehen musten/ wurde Franciscus, samt einem seiner Freunde/ von andern nachkommenden Soldaten gefangen/ und muste er etliche Cronen zur Ranzion erlegen.
Da nun sein Oheim sahe/ daß ihme alle Hülf zu lernen abgeschnitten/ ganz Rom verstöret/ und der Papst von den Spaniern gefangen ware/ nahm er ihme für/ mit Francisco, von Rom wieder nach Parma zu reisen/ wie auch geschehen: Auf dieser Kommt nach Bolognien. Reiß kame unser Künstler nach Bolognien/ bliebe daselbst bey seinen Bekandten und Freunden etliche Monat/ und ließe etliche von seinen Zeichnungen schneiden/ und unter andern die Enthauptung S. Peters und Pauls, in Holz grau in grau/ und einen grossen Diogenes; So hatte er auch für/ viele seine Wercke in Kupfer bringen zu lassen/ hielte auch darauf bey sich einen/ Namens Antonio da Frento; weil aber derselbe für den Adel zu Bolognen viel Arbeit zu machen bekame/ kont er ihn nicht fördern.
Seine Werke daselbst. Sein erstes Stuck/ das man von ihm zu Bolognien sahe/ war in der Capelle von Monsignori ein großer heiliger Rochus, der in allem sehr
wol gemacht war/ mit einem schönen annemlichen/ und gegen den Himmel gewendtem Gesicht/ gleichsam GOtt dankend; an ihm sahe man/ daß ihn die Pest in der Seite sehr schmerzte; Darbey war auch ein bettender mit halben Leib gebildet/ so ein wolgleichendes Contrafät ware/ auch ein Hund und eine Landschaft sehr lebendig. Da nun vorgedachter Antonio, welcher bey ihm wohnte/ unterschiedliche Wird von einem Gesellen heßlich bestohlen. Arbeit für ihne gemacht/ entwandte ihm derselbe auf einen Morgen/ da Franciscus noch im Bette war/ alle Kupfer-und Holzplatten/ die er bey einem seiner Bekandten in Bolognen gelassen hatte/ wie auch alle Zeichnungen/ die er gehabt/ und zohe heimlich darvon/ daß man nicht erfahren konte/ wo er hinkommen. Die Platten aber/ welche zu Bolognen geblieben/ bekame er wieder/ und sonst nichts. Hierüber wurde Francisco so bestürzt/ daß er fast verzweiffelte.
Andere seine Werke. Nach diesem machte er für einen Grafen sein Contrafe, und darnach ein Marien-Bild mit einem Christus, die Weltkugel in der Hand habend/ dieses Bild hatte ein sehr liebliches Angesicht/ so war auch das Kind sehr natürlich gebildet/ gleichwie er gewohnt ware/ an den Kindern eine ganz kindische Lebhaftigkeit zu mahlen/ so daß man aus dem Pensel gleichsam die Jahre der Kinder merken konte. Das Marien-Bild hatte er seltsam/ und doch zierlich mit einem Kleid bedecket. Uber das ware er in nacketen Bildern so lieblich und vollkommen/ daß sie unmöglich bäßer mochten gemacht werden. Dieses Gemähl wurde zu Bolognen hernach dem Papst Clement geschenket/ und kame weiter von einer Hand in die andere/ daß es wol fünfzigmal ist copiert worden. Er machte noch einige Gemälde und Zeichnungen zu Bolognen voller inventionen und Geist-reicher Gedanken: Mahlt Käyser Carl V. abwesend aus dem Sinn. Um dieselbe Zeit wurde Käyser Carl V. zu Bolognen von Papst Clement dem siebenden gekrönet/ da ihn nun Francisco etlichmalen sehen Tafel halten/ contrafätete er diesen glorwürdigen Käyser zu Haus/ mit Oelfarben/ in Lebens-Größe/ sehr wol/ und mahlte bey denselben die Fama, welche ihn mit Lorbeer-Kränzen krönete/ und ein Kind in Gestalt eines jungen Herculis, deme er die Welt zu regieren anvertraute. Als er solches vollbracht/ wiese ers dem Papst/ und nachdem dieses Gemäld ihme sehr wol gefiel/ sandte er solches hernachmals mit Francisco, durch einen Bischoff/ dem Käyser/ um denselben damit zu verehren/ welches Ihro Majestät also trefflich wol gefiel/ daß er es zu behalten begehrte. Weiln aber Francisco von einem unverständigen Freund übel gerahten worden/ sagte er/ daß es noch nicht ausgemacht seye/ und nahme es wiederum mit/ so aber Francisco großen Schaden gebracht/ sintemalen er reiche Belohnung darfür würde bekommen haben. Dieses Stuck stehet nun in der Guarde robba des Herzogen von Mantua, neben vielen andern künstlichen Dingen.
Seine Werke zu Parma Als Franciscus nun lang ausser Landes gewesen/ und viel in der Kunst durchsucht/ hatte er zwar wenig Reichtum/ aber viel Freunde gewonnen/ kehrte also um zu seinen Bekandten nach Parma, woselbst er bey S. Maria steccata ein groß
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Francisco Mazzoli, Parmensche Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 133v–135v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631Opl6zP].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 321