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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 60

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11): Mander, Schilderboek, Het leven van Giotto, Schilder, Beelt-houwer, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 95v–97r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EsODZ8].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 264
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und sich so kläglich und wehmütig anstellen/ daß es nicht zu verbässern ist. Es zeiget sich auch ein Diener/ welcher seinem von bösen Geschwären beladenen Herrn (der als wie verlassen sitzet) mit der einen Hand die Fliegen abwehret/ mit der andern aber/ wegen bösen Gestanks/ die Nase zuhält. In diesem allem spielet eine schöne Action, die Angesichter der Männer und Weiber ersch einen schön und herrlich/ die Gewänder artig/ auch weder verwirret noch hart.

Dieses Werk wurde so hoch berühmet/ daß Papst Benedictus der IX. Darunter ist Benedictus <Papa, XI.> zu verstehen.Lucia Simonato, 20.05.2008 einen seiner Hofleute in Toscana geschikt/ um den Augenschein einzunehmen/ was Giotto für ein Mann sey/ und wie seine Arbeit beschaffen: weil er ihm vorgenommen hatte/ in S. Peters Kirche etliche Sachen machen zu lassen. Dieser nun reisete nach Florenz/ und kame unter Wegs nach Siena: allda er etliche Meister ansprache/ daß sie ihme Zeichnungen von ihrer Hand mitgeben solten/ solche dem Papst zu zeigen. Nachdem kam er gen Florenz/ und an einem Morgen/ fande er den Giotto auf seiner Werkstatt bey der Arbeit. Er zeigte ihm des Papsts Befehl an/ und begehrte auch eine Zeichnung von seiner Hand/ wie die andere gethan hatten/ damit er solche auch mitbringen könte. Giotto, welcher kurzweiliges humors ware/ nahm einen Bogen Papyr/ befestigte den Arm gegen seiner Seite/ an den Leib/ an statt eines Zirkels/ und zoge durch einen Pinsel/ mit der umdrehenden Hand/ ohne Bewegung des Arms/ eine Er ziehet eine Rundung zur Zeichnung. so vollkommene Rundung/ daß es ein Wunder zu sehen war. Als er solches verrichtet/ gab er das Papyr dem Hofmann mit lachendem Mund/ und sagte: Da habe er die Zeichnung. Dieser vermeinte/ er spotte nur seiner/ und fragte: Ob er ihm dann keine andere Zeichnung geben wolte/ als diese? Giotto antwortete: Es sey übrig genug an dieser/ er solte sie nur/ neben den andern/ dem Papst für Augen bringen/ und vernehmen/ ob man sie kennen werde. Der Hofmann zoge seines Wegs/ wiewol übel zufrieden. Als er aber alle Zeichnungen dem Papst überbracht/ und ihm erzehlte/ wie Giotto dieses/ ohne Zirkel/ und ohne Bewegung des Arms/ von freyer Hand gemacht hätte/ erkannte der Papst und viele seiner verständigen Hofleute/ daß Giotto alle andere Mahlere seiner Zeit in Fürtreflichkeit weit überstiege.

Wird von Papst Benedicto IX Darunter ist Benedictus <Papa, XI.> zu verstehen.Lucia Simonato, 20.05.2008 nach Rom beruffen und geehret. Demnach ließe er ihn nach Rom erfordern/ und viel Sachen machen/ welche sehr nett und artig waren: weßwegen er ihn höchlich belohnet und geehret. Unter diesen war ein Marien-Bild/ auf einer Maur: welches/ als nachmals die Maur abgebrochen worden/ wegen der Kunst/ mit großer Mühe ausgehauen/ und an einen andern Ort zur Verwahrung gebracht wurde. Er machte auch/ von Macht das Schiff in S. Peters Vorhof/ Mosaik/ das Schiff in S. Peters Vorhof: welches noch zu sehen ist/ und/ als ein seltsames und kunstreiches Werk/ von allen Verständigen gepriesen wird. Hierbey hat man die unterschiedliche Geberden der Aposteln/ wie auch das Ungewitter auf dem Meer/ die Erhebung des aufgeblaßnen Segels/ die große Gleichheit der glasirten Steinlein/ auch die affecten eines anglenden Fischers/ mit Verwunderung zu betrachten. Er hat auch zu

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und mehr schöne Werke zu Avignon und an andern Orten. Avignon, (dahin er Papst Clementi V. gefolget) und an mehr andern Orten in Frankreich/ viel schöne Werke verfärtigt: Von dar er/ Anno 1316. wol beehrt und belohnet/ wieder nach Haus gereiset/ nachdem er in verschiedenen Städten schöne Gedächtnise seiner Kunst hinterlassen.

Komt nach Neapels, Nachmals wurde er von König Roberto nach Neapels beruffen: für welchen er/ in S. Claren Kloster-Kirche/ viel Historien aus dem alten und neuen Testament/ wie auch aus der Offenbahrung Johannis, gemahlet. Man sagt/ er habe hier/ wie auch vorher zu Assisi, viel Erfindungen mit eingebracht/ die von seinem guten Freunde/ dem Poëten und daselbst in große Würde bey König Roberto. Dantes, hergekommen. Dem König ware dieses Mahlers Arbeit/ wie auch seine kluge Scherzhaftigkeit im Reden/ sehr angenehm/ weßwegen er oft um ihn ware/ ihm zuzusehen/ wie er arbeitete/ und seine kurzweilige Antworten anzuhören/ welche zuweilen scharpf/ aber doch lieblich/ waren. Eines Tags sagte der König zu Giotto: Wann ich an eurer Stelle wäre/ wolte ich bey dieser Hitz nicht arbeiten/ Seine kluge Scherzhaftigkeit. und das Mahlen bleiben lassen; Worauf er alsobald antwortete: Ja gewiß/ wann ich an des Königs Stelle wäre/ wolte ich das Mahlen bleiben lassen. Als er/ zur andern Zeit/ einen Königlichen Saal mahlte/ begehrte der König aus Kurzweil an Mahlet das Neapolitanische Königreich. ihn/ er solte ihm sein Königreich abmahlen. Giotto (wie man sagt) mahlte hierauf einen Esel/ mit einem Sattel/ und zu dessen Füßen einen neuen Esels-Sattel/ daran roche der Esel/ als wann er begierig darnach wäre/ auf jedem Sattel lag eine Königliche Kron/ samt dem Zepter: Der König fragte/ was diese Mahlerey bedeute? Der Mahler antwortete: Dieses sind E. Majest. Unterthanen/ und das ist euer Reich; dann täglich begehren sie neue Herrn.

Als er folgends wieder nach Florenz kame/ färtigte er viel Arbeit/ darunter etliche Crucifixe/ hinten mit guldinen Feldern/ auch sonst viel schöne Werke in der Bau-Kunst und Bildschneiderey/ mit Florenz gibt ihm Ehr und Unterhalt. allerley Erfindungen. Er war in großen Ehren gehalten und wol belohnet/ und nicht allein zum Burger in Florenz gemacht/ sondern auch/ aus der Stadt Einkommen/ jährlich mit hundert Gold-Kronen begabet und unterhalten/ welches dann zu selbiger Zeit ein großes gewesen. Er starbe endlich Anno 1336. mit 60 Jahren/ und verließe nach sich viel Lehrjünger/ auch viel kurzweilige Scherz-Erzehlungen. Von ihme wird gesagt/ er habe/ in seiner Er äffet seinen Meister mit einer gemahlten Fliege. Jugend/ auf die Nase einer Figur/ die sein Meister Cimabue gemahlet/ eine Fliege gemacht/ so natürlich/ daß/ da der Meister wieder an die Arbeit kame/ selbige zu vollenden/ er diese Fliege etlichmal mit der Hand wegjagen wollen/ und erst lezlich/ als sie nicht wieche/ ersehen/ daß er betrogen/ und sie gemahlet ware. Der gelehrte Poët, Angelus Politianus, hat ihme diese Grab-Schrift gemacht:

Seine Grabschrift. Ille ego sum, per quem pictura extincta re- vixit:
cui quàm recta manus, tam fuit & fa- cilis.
Naturae deerat, nostrae quod defuit arti.
Plus licuit nulli pingere nec melius.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 11): Mander, Schilderboek, Het leven van Giotto, Schilder, Beelt-houwer, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 95v–97r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631EsODZ8].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 264