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TA 1675, II, Buch 1 (antike Künstler), S. 37

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Protogenes, van Caunus, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, 82r–83v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klt6fYI]. Sandrart weicht deutlich in der Abfolge der bei van Mander gegebenen Informationen ab.Christina Posselt, 08.11.2011Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 237
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ist mir/ wie gedacht/ unbekandt/ dieses aber Sein Werk ist in hohem Wehrt. finde ich/ daß das Stuck in großem Wehrt gehalten worden/ wie nachfolgendes in den Historien/ und absonderlich beym Plutarchus zu finden. Es arbeitete Protogenes eben an demselben/ als die Stadt Rhodis von König Demetrio belägert ware/ dessen ungeachtet/ bliebe er in seinem Garten in der Vor-Stadt/ und fuhre in seiner Arbeit fort/ wie sehr der Feind auch auf die Stadt zustürmete. Da er nun gefangen für den König gebracht/ und befragt wurde/ warum er sich nicht in die Stadt begeben/ und worinn er die Versicherung seines Lebens auserhalb derselben gesucht habe? antwortete er: Er seye genug versichert gewesen/ daß der Krieg nicht wider die freye Künste und Wissenschaften/ sondern nur wider die Rhodier angefangen worden/ dannenhero er auch geglaubet/ daß ihme nichts geschehen würde. Der König erfreute sich sehr/ daß er den lebendig bekommen/ welchen er/ seines grossen Namens/ und guten Gerüchts halben/ schon lang Wird der Kriegs-Gefahr entzogen. wehrt gehabt/ ließ auch darauf rings um sein Hauß ein Salva gvardia stellen/ die ihne vor allem Leid bewahren/und/ daß ihm keine Verhinderung in seiner Arbeit zustieße/ verhüten solte: Er besuchte ihn auch selbst sehr oft bey seiner Arbeit/ und vergnügte sich/ daß er ihn selber sahe mahlen/ obwol er sonst aller Rhodier Erz-Feind ware. Mitten in wärender Seine Herzhaftigkeit. Gefahr/ und da ihm gleichsam das Schwerd an die Kählen gesetzet war/ mahlte er einen Satyrum sehr fürtreflich/ mit einer Pfeiffe in dem Mund/ und nennte ihn Anapavomenos, das ist/ den Sicher-ruhenden.

Wir wollen hiervon auch Plutarchum hören in vita Demetrii: Derselbe erzehlet drey Ursachen/ welche diesen König/ den Krieg wider die Rhodier anzufangen/ bewogen/ nämlich: 1. die Verbindnis/ so sie mit seinem Feind König Ptolomaeus gemacht/ 2. den Mord des sehr tapfren Heldens Alcimus, nächst bey dem Rhodischen Theatro geschehen/ 3. und vornemlich/ daß sie ein/ von seiner Gemahlin Phyla, mit Kleidern/Bette/ und Briefen von ihrer eignen Hand/ ihme zugeschicktes Schiff/ aufgefangen/ und seinem Feind/ dem König Ptolomaeus zugesendet: Hierinn/ meinte er/ hätten die Athenienser viel höflicher mit dem König Philippus gehandelt/ dessen Post sie zwar damals/ als sie Kriege mit ihme geführet/ aufgefangen/ und alle Briefe erbrochen/ den aber/ welchen ihm seine Gemahlin Olympia eigenhändig geschrieben/ uneröfnet gelassen und zuruk geschikt. Aus diesen Ursachen nun hat Demetrius die Rhodier belägert/ und endlich ihre Stadt mit stürmender Hand einbekommen/ damals schikten sie Boten an den König/ bittende/ daß er doch das künstliche Gemähl des Protogenes nicht verderben wolte/ Denen er zur Antwort gegeben: Er wolte lieber seines Vatters Bilder und Contrefäte verderben/ als ein so köstliches Stuck/ wie er dann verbotten hätte/ die jenige Gasse in Brand zu stecken/ in der des Künstlers Hauß gestanden/ damit diese Tafel nicht zugleich untergehen möchte. Dieses hat Plutarchus.

Seine Mäsigkeit. Er solle aber Sieben Jahre mit desselben Verfärtigung zugebracht/ und entzwischen nichts anders/

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als eingeweichte Bonen für Essen und Trinken zu sich genommen haben/ damit nicht der Geschmack von den Speisen ihne verhindern/ oder ein Uberfluß seine Gedanken verdunkeln möchte. Man sagt/ daß Apelles, als er dieses Stuck gesehen/ so sehr sich darüber verwundert habe/ daß er eine gute Weile nichts für Bestürzung reden können/ endlich aber in diese Reden ausgebrochen: Es ist dieses Werk so verwunderlich/ daß die Gratien es/ seiner Köstlichkeit halben/ wol gar in Himmel erheben möchten: Sie ist nachmals nach Rom überbracht worden/ und daselbst/ neben vielen andern/ in folgenden Zeiten/ zu schanden gegangen. Daraus Der Mahler-Kunst Nutzen. erhellet aber/ daß die edle Mahler-Kunst den Rhodiern viel genutzet/ gleichwie sie auch Sicyonien aus einem elenden Zustand in die Freyheit/ aus der Unruh in Frieden und Wolfahrt versetzet hat.

Andere seine Werke. Er hat auch gemacht eine Cydippe, die von Acontio mit dem Apfel betrogen worden/ so/ daß diese junge und reiche Jungfer allezeit von der Göttin Diana mit einem Fieber geplaget wurde/ so oft sie verwilligte einen andern/ als den Acontium, zu ehlichen. Ferner machte er den Riesen Tlepolemus, Herculis Sohn/ welcher König zu Rhodis war/ und vor Troja von dem Sarpedon erschlagen worden/ wie Homerus in seinen Iliadibus meldet. Wiederum den Atheniensischen Poëten Philiscus, welchen er/ als ein Traur-Spiel dichtend/ in einem schönen Gemähl vorgestellet hat. Man fande auch/ zu Plinii Zeiten/ einen Ringer von seiner Hand/ wie auch den König Antigonus, und die Mutter des Welt-berühmten Aristoteles, welche so gebildet ware/ daß sie schiene anzugeben die Gemälde/ von den Victorien und dem ganzen Lebens-Lauf/ Alexanders des Großen/ damit dieselbe auch bey der Nachwelt bekandt bleiben möchten. In seinem funfzig-jährigen Alter hat er zum liebsten Schiffe gemahlt/ wie er dann/ neben andern/ in das/ bey der Göttin Minerva Tempel zu Athen, nechstgelegene Castell, Propylaeon genannt/ gemahlt hat den bekandten Schiffer Paralus, als der sich beständig auf dem See-Strande aufhielte; wie auch ein/ auf einem Maulthier sitzendes Mägdlein/ Namens Nausicaa: So findet man auch/ daß seine lezte Gemälde gewesen seyen ein Alexander, und der Gott Pan.

Soll seine Werke viermahl übermahlet haben. Er solle seine Stucke viermal übermahlet haben/ damit sie desto länger ausdaureten/ und wann schon mit der Zeit ein Theil der Farben abgienge/ dannoch wieder das andere Gemähl darunter wäre. Es lautet aber dieses sehr fremd in den Ohren verständiger Mahler/ die nicht begreiffen können/ wie solches/ vermittelst des Eyerweises/ oder einer Leimfarbe geschehen seye/ nachdem damals die Oelfarben/ mit denen es leichter gefallen wäre/ noch unbekandt gewesen. Plinius zeuget auch von ihme/ daß er sich/ neben den glatten Gemälden/ auch zugleich in Rund und Kupferstechen geübet: wann er in seines 34. Buchs 8. Capitel/ also schreibet: Batton machte Ringer/ gewapnete Männer/ Jäger und opfernde Leute/ eben wie auch Euchir, Glaucides, Heliodorus, Hicanus, Lophon, Lyson, Leon, Menodorus, Myiagrus, Polycrates, Polydorus,

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Protogenes, van Caunus, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, 82r–83v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63klt6fYI]. Sandrart weicht deutlich in der Abfolge der bei van Mander gegebenen Informationen ab.Christina Posselt, 08.11.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 239