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Ta 1680, Iconologia Deorum, S. 174

Linke Spalte

wollen. Im Griechenlande aber wurde dieser Kranckheit leichter abgeholffen/ dann wann jemand im Fluß Senelus sich gebadet hatte/ der nicht weit von Patris gelegen war/ verlohr er von Stund an alle Gedächtnus der Liebe/ die er aus seinem Gemüt verbannet zu seyn begehrte. Wiewol Pausanias in Achaicis solches für eine Fabel hält. Plinius schreibet von einem Brunnen/ der bey den Cyzicenern der Brunn deß Cupido/ oder die Liebs-Quelle genennet wurde/ welcher dieser Eigenschafft gewesen/ daß/ wer daraus getruncken/ alle vorige Liebe verlohren hatte.

Wann Cupido das Verlangen oder die Begierde unsers Gemüts seyn solle/ wordurch unser Gemüt zu etwas eine Neigung träget/ so ist er nicht einfach/ sondern mancherley/ wie die Poeten sagen/ indem sie in ihren Fabeln unsere Gemüts-Kräffte und vielfältige Neigungen ausdrucken. Daher Sie (die Poeten) viel Amores oder Cupidines (Liebs-Götter) gedichtet/ und unter schönen geflügelten Knäblein vorgestellet/ deren etlichen sie Fackeln/ andern Pfeile/ wieder andern Stricke/ und noch andern andere Dinge mehr in die Hände gegeben/ wie Propertius lib.II. Eleg.XXIX. thut/ wann er also schreibt:

Hesterna, mea lux, cum potus no- cte vagarer,
Nec me servorum duceret ulla manus:
Obvia nescio quot pueri mihi tur- ba minuta
Venerat (hos vetuit me nume- rare timor)
Quorum alii faculas, alii retinere sa- gittas,
Pars etiam visa est, vincla parare mihi.
Sed nudi fuerant: quorum lasci- vior unus,
Arripite hunc, inquit, nam benè nostis eum.
Als ich war gestern Nachts/ mein Liecht! bezecht gelauffen/
und meiner Knechte Rott/ nicht um noch bey mir war/
begegnen Knaben mir in einem guten Hauffen;
(ich kunnte zehlen nicht für Schrecken diese Schaar)
Theils trugen Fackeln mit/ theils Wind- geschwinde Pfeile/
theils wollten/ wie es schien/ mich schlies- sen in die Band/
Rechte Spalte
doch waren alle blos: Nur einer war gar geile/
der sprach: Greifft diesen Kerl/ er ist euch wol bekannt.

Artliche Vorstellung der spielenden Liebes-Kinder. Auch Philostratus in seinen Bildnussen erdichtet vielerley Amores/ und machet solche zu Nymphen-Kindern/ welches Claudianus in dem Hochzeit-Lobgedichte Honorii und Mariae PLATTE W. bekräfftiget. Dieselben aber beschreibet er sehr zierlich mit folgenden Worten: Daselbst ist ein Garte/ worinn die Bett-Reyhen in einer geraden Ebne liegen/ also daß man mitten durchhin gehen kan: das weiche Graß aber stehet rings umher/ und kan denen/ so sich zu ruhen niederlegen wollen/ an statt eines Bettes dienen. Von den Gipffeln der Baumäste bricht die Schaar der Liebes-Götter gelbe/ roth und liechte Aepffel ab/ sich darmit zu bezieren. Ihre Köcher/ und die in denselben steckende Pfeile/ sind theils vergüldet/ theils gantz von Gold: Die gantze Schaar ist nackend/ und schwingt sich hurtig durch die Lüffte umher. Die Kleider aber/ so durch mancherley Farben voneinander unterschieden/ liegen im Graß/ das mit unzehlichen Blumen durchwachsen. Die Häupter sind nicht gekrönet/ weil ihnen die Haare gnugsame Zierde geben: Die Federn sind himmelblau mit Purpur und Scharlach gemischet/ auch bey einigen gülden/ und fehlet nicht viel/ sie machen mit ihrem Zusammenruffen/ daß die gantze Lufft erschalle. Die vier schönste haben sich von den andern abgesondert; unter welchen ihrer zween einander die Aepffel zuwerffen/ die andern zween mit ihren Pfeilen aufeinander zielen. Aus den Angesichtern siehet man keine feindseelige Blicke/ sondern die offne Brust bieten sie einander dar/ daß nur darinnen die Pfeile bestecken bleiben. Dieß sind die Anzeigungen und Kennzeichen der Lieb und Gegenliebe; dann die mit dem Apffel spielen/ machen oder zeigen den Anfang zur Liebe; daher derjenige/ welcher von dem andern geküsset worden/ den Apffel wirfft:dieser aber selbigen mit umgewendten Händen auffänget: dardurch anzuzeigen/ daß er küssen/ und denselben/ wann er ihn empfangen/ wieder Was das Sprichwort einem den Apffel zuwerffen/ bedeute. zuruck werffen wolle. Von dieser Action hat vielleicht Suidas sein Sprichwort entlehnet/ nemlich einem den Apffel zuwerffen/ das ist/ einen dahin anzureitzen/ daß er uns lieben solle. Deßwegen auch Virgilius in seiner dritten Ecloga einen Hirten also redend einführet:

Malo me Galatea petit, lasciva puella,
Et fugit ad Salices, & se cupit ante videri.
Die Galathea wirfft mit Aepfeln frey nach mir/
sie trauet aber nicht zu gehn zu mir her- für/