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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 162

Linke Spalte

Bildnus zweyer Schwestern verehrt/ wie Alexander Neapolitanus erzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat Pindarus von ihr gedichtet/ daß sie/ wie Plutarchus bezeuget/ zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine Fortuna geehret/ dero Abbildung ich allhier/ aus alten Scribenten genommen/ beyfügen wollen.

Pausanias in Messeniacis schreibet/ es habe Bubalus/ der die Tempel zu bauen/ und die Thiere zu bilden/ ein vortrefflicher Meister gewesen/ zu allererst den Einwohnern zu Smyrna eine Statue der Fortun gemacht/ die auf dem Haupt den Himmel/ und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward/ daß der Fortuna Amt und Verrichtung sey/ nach Belieben den Reichthum/ als welchen das Uberfluß-Horn andeutet/ zu geben und zu nehmen/ und daß der Reichthum herum getrieben werde/ gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen/ die das Glück entweder auf Tafeln/ oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt/ und damit ihr Absehen gehabt/ uns zu verstehen zu geben/ daß die Fortuna die Verwaltung aller Dinge habe/ die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege.

Lactantius erzehlet im III Buche/ man sey gewohnt gewesen die Fortun mit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden/ dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde/ den Reichthum auszutheilen/ auch diesen menschlichen Dingen/ und flüchtig-hinfälligen Verwaltung der menschlichen Dinge. Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen/ und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen/ indem die Frommen hieran grossen Mangel/ und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die Fortun auch blind/ unbeständig/ närrisch/ und mehr der Bösen/ als Frommen Freundin zu nennen/ wie zu sehen in einem Epigrammate, so unter deß Virgilius Wercklein gezehlet wird/ und dieses Innhalts ist:

Virgilius beschreibet die Fortuna O Fortuna potens,quam variabilis
Tantum Juris atrox quae tibi ven- dicas,
Evertisque bonos, eligis improbos:
Nec servare potes muneribus fidem.
Fortuna immeritos auget honori- bus:
Fortuna innocuos cladibus afficit.
Justos illa viros pauperie gravat:
Indignos eadem divitiis beat.
Haec aufert Juvenes, & retinet Se- nes,
Rechte Spalte
Injusto arbitrio tempora dividens.
Quod dignis adimit, transfert ad impios:
Nec discrimen habet, rectaque ju- dicat:
Inconstans, fragilis, perfida, lubrica.
Nec,quos clarificat,perpetuò fovet;
Nec,quos deseruit,perpetuò premit.
O Glück voll Wanckelmuth/ was nimmst du dir für Rechte?
Der Böse wird ein Herr durch dich; der Fromm zum Knechte:
Du hältst nicht durch Geschenck einmal versprochne Treu/
legst dem/ ders nicht verdient/ die grösten Ehren bey.
Die keine Schuld befleckt/ die seufftzen in den Plagen/
und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit geschlagen.
Wer ungerecht will seyn/ dem ist der Reichthum nah/
das Glück rafft Junge weg/ und lässt die Greissen da.
Was sie den Würdgen nimmt/ gibt sie geschwind den Schlimmen/
ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre Stimmen
allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt und untreu/
und laugnet Niemand/ daß sie unbe- ständig sey.
Die sie ans Bret erhebt/ lässt sie offt wie- der fallen/
und die gefallen sind/ zieht sie vor andern allen.

Der Fortun wird Plutus in die Hände gegeben. Dannenhero die Thebaner den Plutum/ oder den Gott deß Reichthums/ der Fortun in die Hände gegeben/ wie wir droben gemeldet; gleich als ob der Gott/ so über den Reichthum gesetzt war/ die Güter austheilete/ und ihre Besitzer derselben/ nach der Fortun Belieben/ wieder beraubete. Diese beschreibet Martianus im I Buch seiner Philologiae, da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein/ und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset/ gantz Wie sie Martianus beschreibet. leicht und schnell sich herum zu schwingen/ diese wird von Einigen die Tapfere/ von Andern Nemesis/ von Vielen auch Tyche oder Nortia genennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge/ und andern mittheilete/ geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum/ jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab/ und den jenigen/ gegen die sie sich am freundlichsten gestellt/ verwundete sie/ durch öfftere Streiche/ mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger/ den Haupt-Wirbel. Also