TA 1680, Iconologia Deorum, S. 148
Pausanias erzehlet/ die Trunckenheit gebildet/ daß sie ihme den Becher zugereichet.. So machet ihn auch Plautus zu des Bacchus Rahte/ wann er ihn/ auf einem Esel sitzend/ und deß Bacchiadis Anrede hersagend einführet/ auch bekennet/ daß sie beyde einer Meinung wären.
Er wird auch für den Gott der Natur gehalten; von deren Ursprung und Anfang Virgilius Silenus wird für den Gott der Natur gehalten. in seinem sechsten Hirtenliede ihn redend einführet/ da er von zweyen Satyren und einer Nymphen gezwungen worden; welche/ als sie ihn in einer Höhle schlaffend und bezecht/ auch nahe bey ihm eine Kanne hangend/ gefunden/ hätten sie ihn mit seinen eignen ihm vom Haupte entfallenen Kräntzen gebunden; die Nymphe aber habe ihn an der Stirn und beyden Haupt-Schläfen mit rothen Maulbeersafft gefärbt. Hieraus erhellet/ daß solche Ungeheure die Warheit ungezwungen nicht bekennen wollen: dannenhero man lieset/ daß Midas/ der Phrygier König/ als er weis nicht was denen Menschen unbekanntes lernen wollen/ er lange Zeit einen Silenum verfolget/ den er endlich gefangen/ nachdem er in einen Brunn sehr viel Wein gegossen/ welcher/ wie Pausanias schreibet/ auch noch zu seiner Zeit zu sehen gewesen. Plutarchus erzehlet/ es habe gedachter Midas von dem Sileno gelernet/ daß dem Menschen viel besser sey bald sterben/ als lange leben.
Beym Plinius lieset man/ daß in der Insul Parus einsmals/ als man einen Marmorstein zerschneiden wollen/ des Silenus Bildnus gefunden worden/ dessen Gestalt und Bildung/ wie sie eigentlich gewesen/ leicht hieraus zu erkennen/ was wir droben in des Panes Bildnus von den Satyren geschrieben: zumalen Pausanias von den Satyren behauptet/ daß wann sie zum Alter gelangten/ sie Sileni zu werden pflegten: dann ob man sie wol für Götter hielte/ wären sie doch dem Alter und Tode unterworffen.
Bacchus auf zweyerley Weise gebildet. Man lieset beym Diodorus/ daß Bacchus auf zweyerley Weise gebildet worden: bisweilen nemlich sahe man ihn ernsthafftig/ mit einem langen Bart; unterweilen aber schön vom Angesicht/ in einer freudigen Jünglings-Gestalt. Dessen erste Gestalt deutet an/ daß der Wein/ wann er übermässig getruncken werde/ die Menschen grausam/ wild und zornig mache: durch die andere Gestalt wird uns zu verstehen gegeben/ daß/ wann solcher mässig getruncken wird/ er die Menschen freudig und annehmlich machen könne. Macrobius deutet im I Buche Saturnalium alle deß Bacchus Kräffte/ wie ingleichen auch der andern Götter Tugenden auf die Sonnne Sonnne/ indem er saget/ sein Bildnus stelle unterweilen einen Knaben/ bisweilen einen Jüngling/ bisweilen einen vollkommenen Mann/ zu Zeiten auch einen alten Greißen vor/ dieweil man an der
Sonnen alle diese Alter sehen könne; dann dieselbe/ wann sie klein ist/ die Sonnen-Wende im Winter vorbildet/ weil damals der kürtzeste Tag zu seyn pfleget: Mit ihrem hierauf folgenden Wachsthum aber erlanget sie bey der Tag- und Nacht-Gleiche im Frühling gleichfalls/ als ein Jüngling/ wieder neue Kräfften/ und daher wird sie mit der Jünglings-Gestalt gezieret: Hernach wird ihr Alter für vollständig gehalten/ und mit einem Bart gebildet/ nemlich in der Sommerlichen Sonnenwende/ um welche Zeit sie aufs höchste gestiegen/ und ihre gröste Vollkommenheit erlanget: Weiter wird sie/ durch Verringerung/ einem alten Des Bacchus Hörner. Manne gleich/ in der vierten Gestalt gebildet. Und indeme dem Bacchus Hörner angesetzt worden/ haben Einige darvor gehalten/ es werden hierdurch die Sonnen-Strahlen vorgebildet.
Diodorus vermeinet/ es habe sein Absehen dahin/ weil Bacchus der erste unter allen gewesen/ so die Menschen gelehret/ wie man die Ochsen vor den Pflug spannen und ackern solle. Dahero Martianus im ersten Buche ihm eine Sichel/ welche den Ackerbau andeutet/ in die Hand gibt/ wie wir allbereit oben/ da wir von dem Saturnus gehandelt/ erwähnet haben; oder daß man die Weinstöcke mit derselben beschneiden müsse/ daß sie mehrere Früchte bringen mögen. Ebendieser gibt ihm in die lincke Hand eine Kanne; vom Angesicht aber beschreibet er ihn annehmlich und frölich. Etliche wollen durch die Hörner die Künheit verstehen/ welche die Menschen durch vieles Sauffen bekommen/ wie Festus/ Philostratus und Porphyrion schreiben.
Unter allen aber hat Athenaeus die mancherley Würckungen deß Weins aus den Büchern der Alten am bästen zusammen gelesen/ wann er nemlich mässig oder unmässig gebrauchet wird. Aus dem Persius/ Catullus und andern Poeten ist zu ersehen/ daß die Alten diesem Gott Hörner zu opffern gepfleget. Musonius Dem Bacchus sind Hörner geopfert worden. schreibet hiervon also: Dem Bacchus sind nicht allein Hörner zugeeignet/ sondern er selbst ist auch von etlichen Poeten der Stier genennet worden: dann sie dichten/ daß Jupiter/ in einen Ochsen sich verstellend/ mit seiner Tochter Proserpina beygelegen/ die von ihm schwanger worden/ und den Bacchus/ in Gestalt eines Stiers gebohren habe. Dannenhero Bacchus bey den Cyzicenern mit einem Stierkopf gebildet wird; vielleicht/ weil die Alten ihre Trinckgeschirre aus den Hörnern zu machen gewohnt waren: dann Theopompus schreibet/ es haben die Ochsen im Epiro dermassen grosse Hörner/ daß man aus denselben Geschirre oder Gefässe gemachet/ und sie um den Mund mit güldnen oder silbernen Ringen beschlagen lassen. Eben dieser Autor bewähret auch durch viel Zeugnüssen/ daß man vor Alters die Hörner an statt der Becher gebraucht