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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 61

Linke Spalte

vermeinten. Aus welcher Ursach dann auch die Römer die jenige Soldaten/ so einem Römischen Bürger im Treffen von dem Tode errettet/ mit einem Krantz von Eichen Laub zu verehren gewohnt waren/ ihnen dardurch ein Kennzeichen deß Lebens zueignende/ dieweil sie einem Menschen das Leben erhalten hatten.

Jupiter mit einem Krantz von Oehlzweig-Blättern. Sie pflegten auch unterweilen den Jupiter mit Oehlzweig-Blättern zu umbkräntzen; weil dieser Baum immer grünet/ dem Menschlichen Geschlecht grossen Nutzen gibt/ und dessen Blätter eine Himmels-Farbe vorzustellen scheinen; wiewohl es vielmehr das Ansehen gehabt/ als ob der Oelbaum der Minerva oder Pallas von den Alten geheiligt gewesen. Pausanias erzehlet/ es seye an einem Ort in Griechenland deß Jupiters Bildnus gestanden/ welches in einer Hand einen Vogel/ in der andern aber einen Donner-Keil gehalten/ und mit allerley Arten von Blumen umb das Haupt gezieret gewesen. Unterweilen hatte Jupiter eine Königliche Kron auf/ wie wir droben aus dem Marcianus erwähnet: wie dann sein Bildnus/ welches die mit der Arachne wettstreitende Pallas beym Ovidius mit einer Nadel gestickt hatte/ recht Königlich vorgestellet war; und zwar auch nicht unbillig/ dieweil man ihn so wohl vor einen König der Götter/ als Menschen/ und deß gantzen Erdkreißes hielte. Wann Servius die zehnte Eclogam deß Virgilius erkläret/ schreibet er unter Kenn-Zei- Kenn-Zeichen deß Jupiters. andern/ daß die eigenthümliche Kennzeichen deß Jupiters/ so die Siegprangende zu tragen pflegen/ ein Scepter und Friedens-Rock (nämlich eine Art eines grossen weiten Purpur-Kleides von dem darein gewirckten Palmbaume/ der Palm-Rock/oder/ wie andere wollen/ von der Breite der darauf gemachten güldnen Nägel also genannt) gewesen/ ingleichen/ daß er ein mit rohter-Farb bestrichnes Angesicht gehabt habe: Dann es haben/ nach deß Plinius Zeugnus/ die Römer an allen Festtägen Deß Jupiters Angesicht mit Mennig bestrichen. deß Jupiters Angesicht mit Mennig oder Berg-Zinnober zu bestreichen pflegen/ und von denen Censoribus wurde insonderheit der Jupiter mit Berg-Zinnober zu bestreichen verdinget; worvon die Weiber ein Exempel genommen/ sich gleichfals also anzustreichen/ damit sie roht aussehen möchten/ weil sie dardurch schöner zu werden sich einbildeten/ da sie doch mit dieser Schmincke sich aufs häßlichste zum öfftern verstellten. Bey den Mohren pflegten die vornehmsten Herren sich über und über mit dieser Farbe zu bestreichen/ wie dann die Bilder ihrer Götter ebenfalls damit überschmieret waren.

Schlachtopfer dem Jupiter gebracht. Die Schlacht-Opffer/ so dem Jupiter aus verschiedenen Ursachen/ und zu unterschiedlichen Zeiten/ unter mancherley Namen/ geopffert wurden/ waren eine Ziege/ ein zweyjährig Lamm/ ein weisser Stier mit übergüldeten Hörnern: und solches zwar bey den Römern/

Rechte Spalte

die ihm auch unterweilen mit Körnern/ Saltz und Weyrauch/ ohne Beyfügung einigen andern Opffers/ zu opffern pflegten. Bey den Atheniensern wurde ihm ein Ochs/ und Lächerliche Opfer-Ceremonien. zwar mit überaus lächerlichen Cermonien/ geschlachtet/ welches/ wie beym Pausanias in Atticis zu lesen/ auf diese Weise geschahe: auf deß Jupiters Polieus Altar setzten sie Gerste mit Weitzen vermischt/ und bestellten keinen Hüter darzu. Wann nun der zum Opffer bereitete Ochs hin zu dem Altar trate und die besagten Früchte berührte/ so kam einer aus den Priestern/ den sie βουφόνον das ist/ den Ochsen-Würger nennten/ warff ihm ein Beil in den Leib/ und flohe darvon: die/ so umher stunden/ stellten sich/ als ob sie den jenigen/ welcher den Ochsen geschlagen/ nicht gesehen hätten/ und forderten das Beil an statt deß Thäters vors Gerichte. Dieser Gebrauch soll/ wie Svidas dafür hält/ daher entsprungen seyn/ daß einsmahls an einem deß Jupiters Feste ein Stier die heilige zum Opffer zubereitete Kuchen gefressen/ welchen einer/ Namens Taulon/ vermittelst eines Beils/ stehendes Fusses niedergeschlagen/ und durch die Flucht sich salvirt habe; worauf das hinterlassene Beil vor Gericht citirt/ absolvirt und dieser Gebrauch hernach jährlich also gehalten worden. Uber diesen Gebrauch der Athenienser ist sich aber so hoch nicht zu verwundern/ daß Das Beil wird vor Gericht verklagt. bey ihnen das Beil vor Gericht angeklagt und vor schuldig erkannt worden/ dieweil in deß Dracons Gesetzen gleichfalls enthalten ware/ daß leblose Dinge/ wann ein Ubelthäter nicht gefunden würde/ vor Gericht citirt/verurtheilt/ relegirt/ oder aus der Stadt verwiesen/ und ihnen/ nach Gestalt deß Verbrechens/ andere Straffen angethan werden solten. Daher beym Pausanias vom Theagenes/ und beym Svidas von dem Nicon eben dergleichen gelesen wird. Dieser war ein Fechter/ und hatte/ wie man vorgabe/ durch fechten/ ringen/kämpfen/ lauffen und andere dergleichen Ubungen in den Olympischen/ Nemeischen/ Isthmischen und andern Spielen/ als ein Uberwinder/ vierzehen hundert Kronen bekommen/ nachdem er aber dieser Zeitlichkeit entrissen/ unterstunde Deß Fechters Nicons Statue. sich einer zu seiner Statue zu nahen/ und dieselbe/ als ob ers selbst und noch im Leben wäre/ mit Peitschen zu hauen/ auf welchen endlich die Statua gefallen und sich an dem Bößwicht gerochen: deß entleibten Kinder hatten hierauf die Statua/ deß an ihren Vatter begangnen Mords wegen/ vor Gericht citirt/ allwo sie von den Thasiern/ nach Innhalt deß Draconischen Gesetzes/ ins Meer geworffen worden. Dieses unbilligen Urtheils halber wurden die Thasier hernachmahls mit einer schwehren Pest belegt/ welche so lange anhalten solte/ biß sie (wie ihnen Pythia verkündigte) die Statua wieder an vorigen Ort würden gesetzet haben. Indem nun die Thasier sehr bekümmert waren/ wie doch solche aus dem Meer wieder heraus zu bringen seyn möchte