TA 1680, Iconologia Deorum, S. 59
an schwartzen Schild/ den er in seiner Rechten truge.
aufs schwartze Fell/ das er in seiner Rechten truge. Die identische Endung der letzten beiden Verszeilen ist im Text durch eine geschweifte Klammer gesetzt.
Diphthera deß Jovis Buch. Auf eben dieses Fell/ welches die Alten Diphthera nennten/ pflegte Jupiter aller Menschen Thaten zu schreiben/ damit ihm selbige nicht aus dem Gedächtnus entfielen. Ja sie waren in der Meinung/ als ob er ie zu Zeiten den Menschen viel zu gut halte und übersehe/ unterweilen aber die Boßhafftigen zur Straffe ziehe. Dannenhero sie/ wann sie sahen/ daß ein Gottloser/ der eine lange Zeit in seiner Boßheit verharret/ endlich von ihme gestrafft worden/ im Sprichwort zu sagen pflegeten: inspexit, etsi serò, pellem Jupiter. das ist: Es hat Jupiter/ ob wol spät/ endlich doch sein Fell angesehen. Eben dieser Jupiter wurde ohne Donnerstrahl/ vermittelst einer Statua/ in Caria gesehen; da er weder Scepter/ noch ein andeks von den oben-berührten Instrumenten in den Händen hatte/ ausser daß er mit einem Beil zu sehen ware. Hievon gibt Plutarchus diese Ursach/ weil nämlich Hercules/ nach Hinrichtung der Amazonischen Königin Hippolyta/ ihr neben andern Jupiter mit einem Beil. Waffen auch ein Beil genommen/ welches er der Omphala/ seiner Buhlerin/ die von Geschlecht eine Lydierin war/ verehret/ welches der Lydier Könige nachgehends als heilig gehalten/ und aus sonderbarer Andacht zu tragen pflegen. Dieses Beil ist hernachmahls viel Jahre nach einander/ gleichsam aus einer Hand in die andere/ endlich an den Candaules kommen/ der es aus Hoffart zu tragen sich geweigert/ und daher seiner Diener einem ihm nachzutragen gegeben. Es hat aber Gyges/ der König in Carien/ sie beyde umbgebracht/ solches darauf/ nebenst anderm Raube/ in Carien gebracht/ und/ weil er daselbst deß Jupiters Bildnus aufrichten lassen/ ihm dieses Beil in die Hand gegeben/ und den Labradeus Jupiter genennt/ weil die Lydier ein Beil Λάβρην nennen. An diese deß Jupiters Labradeus Statua ist nachgehends/ wie Aelianus erzehlet/ ein Schwerdt/ Namens Carius/ gehängt worden/ welches man deswegen verehret/ weil Cares die ersten Kriegs-Zelten angeordnet/ mit Geld und Solde Krieg geführt/ die Schilde mit Riemen angebunden/ und Federbüsche auf die Helme gehäfftet haben solle.
Erfinder der Kriegs Instrumenten. Dieweil aber die Mahler unterweilen mit ihrem Pensel der Poeten Gedichte eben so schicklich ausdrucken/ als sie die Poeten selbsten ausgebildet haben/ So hat Ctesilochus/ deß Apelles Lehrling/ die jenige Fabel/ wie nämlich Jupiter den Bacchus gebohren/ mit ihren Der gebährende Jupiter. eigentlichen Farben vorgebildet; dann er/ wie Plinius lib. 35. erzehlet/ den gebährenden Jupiter mit umbundenen Haupt/ wie er unter den
Hebammen-Göttern nach Art der Weiber seuffzet/ gebildet. Daß ich allhier deß Bacchus geschweige/ welchen Jupiter lange Zeit in der Dicken deß Oberschenckels getragen haben soll/ biß die Geburts-Stunde herbey kommen/ wie in unserer aus Carls von Mander genommenen verteutschten Erklärung deß Ovidius Verwandlungs-Bücher/ mit mehrern Umständen zu sehen ist. Es haben auch die Bildhauer den Entwurff ihrer Statuen zum öfftern von den Poeten entlehnt. Wie dann einige Leontiner/ nach deß Pausanias Zeugnus/ den Jupiter auf eignen Kosten sieben Ellen hoch/ in der lincken einen Adler/ in der Rechten aber einen Donnerstrahl haltend/ abbilden lassen/ dieweil sie ihn nämlich von einigen Poeten also beschrieben gefunden.
Wann Strabo von deß Jupiters Olympius Tempel schreibet/ nach welchem aus gantz Griechenlande eine unglaubliche Menge Volcks/ mit überaus köstlichen Geschencken zu wallfahrten pflegte/ saget er unter andern/ es sey daselbst deß Jupiters Bildnus aus Elffenbein/ Deß Jupiters Bildnus von Phidia. von Phidia gemacht/ zu sehen/ in solcher Grösse/ daß selbiger Tempel/ unangesehen er sehr groß/ nichts desto weniger gegen der Grösse dieser Statua klein zu seyn schiene: daher der Künstler für straffwürdig geachtet worden/ weil er diese Bildnus an einen solchen Ort gesetzt/ dahin sie sich doch nicht allerdings geschicket/ zumalen sie sitzend mit den Hauptscheidel an das Dach gerührt/ und im Fall sie hätte aufstehen können/ würde man ohn allen Zweiffel das Dach haben abheben und zerbrechen müssen. Gleichwol ist diese Statue von iederman in hohen Ehren gehalten worden: Warumb solche Statua so groß gewesen. dann/ nach deß Quintilianus Zeugnis/ die ungeheure Grösse den Anschauern eine heilige Furcht einjagte/ und dem Jupiter weis nicht was für eine Göttliche Majestät zuzueignen pflegte. Diese Bildnus aber hat Phidias/ seiner eignen Bekanntnus nach/ aus deß Homerus Beschreibung also nachgebildet/ welcher Homerus in seiner Ilias also von ihm redet:
daß alles schütterte/ und schien zu fallen¶ ein
der gantze Himmelsbau etc.
Es haben auch öffters die Mahler ihre Gemühts-Gedancken gar schicklich ausgebildet/ wie Apelles gethan/ da er einer Aufruhr und Zusammen-Verschwörung beschuldigt Nealces ein sinnreicher Künstler. wurde/ wie wir etwas besser unten in der Calumnia Bildnus erklären wollen; deme Nealces/ der sinnreiche und wohlerfahrne Künstler/ gleich gewesen/der/ wie Plinius lib. 35. erzehlet/ das Seetreffen der Egypter und Perser gemahlt/