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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 56

Linke Spalte

wann sie die Bündnusse machten; dann sie schwuren/ und verfaßten einige Flüche über einem Schwein oder Eber/ in Gegenwart der Kriegs-Herolden.

Wir wollen aber von den Gebräuchen deß Eydschwörens uns zu dem Gott wenden/ welchen sie deß Eydschwurs Vorsteher nennten; Iupiter Horcius. diesen hiessen die Griechen den Jupiter Horcius/ und bildeten ihn also/ daß er einen Donnerstrahl mit beyden Händen hielte. Die Römer aber pflegten ihn anders zu nennen und auszubilden; wiewohl Jupiter Horcius bey den Griechen/ und Dius Fidius bey den Römern/ nach einiger Meinung/ einer gewesen seyn soll; dann gleichwie jener dem Eyde vorstunde/ damit er warhafftig und gerecht wäre: also wurde dieser für den Vorsteher der Treue und Glaubens gehalten/ umb welcher Ursach willen ihme göttliche Ehre angethan wurde. In den Römischen Antiqvitäten ist deß Fidius Bildnus deß Fidius. Bildnus also vorgestellt zusehen: man siehet einen auf Art eines Fensters formirten Marmelstein/ worinn drey gehauene Bilder erscheinen; Das zur Rechten ist ein Manns-Bild/ in einem Friedens- Habit; das zur Lincken aber ein Weibs-Bild/ in gleichmässiger Kleidung/ auf dem Kopff eine Lorbeer-Kron tragend/ welche beyde einander die Hände geben; in mitten dieser zweyer Bilder ist eines lieblichen Knaben Bildnus zu sehen/ über dessen Haupte diese beyde Worte stehen: Fidii simulacrum, das ist: deß Fidius Bildnus. Uber dem Haupte des Manns-Bildes zur Rechten stehet das lateinische Wörtlein Honor, über dem weiblichen zur Lincken aber/ das Wörtlein Veritas.

Dieweil aber die Alten dafür hielten/ der Jupiter pflege die Meineydigen zu straffen/ als fallet anietzo zu erinnern bey/ daß er nicht allezeit geehret worden/ weil er ihnen gutes thue/ sondern auch unterweilen/ damit er ihnen nicht schaden solle/ da sie ihn dann Vejovem genennt/ dieweil man glaubte/ er habe eine Gewalt zu schaden: welches sie auch durch sein Jupiter in Gestalt eines Knaben. Bildnus angezeigt/ indem sie ihn/ wie Agellius und Alexander Neapolitanus erzehlen/ als einen Knaben gebildet/ mit einem gehörntem Haupte/ der einige Pfeile in der Hand hält/ gleich als ob er zum Schaden bereit zu seyn schiene. Neben ihm stunde eine Geiß; weil aus den Fabeln bekannt/ daß seine Mutter/ nachdem sie ihn dem Saturnus aus dem Rachen gerissen/ selbigen in Creta zweyen Nymphen/ der Amalthea nämlich und Melissa/ oder wie andere wollen/ der Häga und Helir anvertrauet/ allda er mit Honig und Geißmilch auferzogen worden. Diese Geiß/ sagen sie/ habe an einem Baum ein Horn abgestossen/ worüber die Nymphen/ weil sie dieselbe Das Uberfluß Horn. sehr lieb hatten/ sich nicht wenig betrübt/ das Horn mit allerley Blumen und Früchten angefüllt/ und solches/ als sie wieder nach Haus

Rechte Spalte

kommen/ dem Jupiter gegeben/ welcher dieses Geschenck willig angenommen/ und/ damit er seiner Pflegamme ein ewig Gedächtnus stifftete/ es zu einem Zeichen der Fruchtbarkeit gemacht: dannenher es ins gemein das Horn deß Uberflußes/ unterweilen auch der Amalthea Horn/ genennet wurde; deme Pherecydes/ wie Apollodorus schreibet/ diese Eigenschafft zugeeignet/ daß es alles/ was an Essen und Trincken/ zu Erhaltung deß Leibes dienlich/ Woher das Uberfluß Horn komme? überflüssig darreiche. Eben dieses Horn/ sagt man/ sey nicht von der Amalthea ihrer Geiß/ sondern von ihrem Ochsen gewesen/ in welchen Achelous verwandelt worden/ als er mit dem Hercules umb die Deianira/ so allen beyden von ihrem Vater versprochen war/ gekämpffet: dann die Poeten dichten/ daß ihm Hercules die Hörner abgebrochen/ und selbige in den vorbeyfliessenden Fluß geworffen habe/ welche die Najaden auffgefangen/ mit allerley Blumen und Früchten angefüllet/ mit grünen Zweigen besteckt/ und der Copia gewidmet hätten/ dannenhero beyden der Nam Cornucopiae oder deß Uberfluß-Horns beygelegt worden. Dieses/ damit wir die Sache/ wie sie vorgegangen/ allhier zu ergründen übergehen/ deutet/ nach einiger Meinung/ deß Glückes Krafft und Vermögen an; dann viel Thiere alle ihre Kräffte in den Hörnern haben/ wormit sie alles/ so ihnen begegnet/ verletzen und beschädigen. Von der Fortuna/ oder dem Glück/ wird gedichtet/ daß Copia. Sie die Copia/ oder den Uberfluß/ zum Gefärten habe; weil sie für die Reichste gehalten/ und in ihrer Macht zu stehen geglaubt wurde/ bald diesen/ bald jenen/ nach eignem Belieben/ den Reichthum/ welcher mit den Blumen nicht unfüglich verglichen werden kan/ entweder zu geben oder zu nehmen/ wormit das Horn angefüllt war. So könte auch allhier gesaget werden/ es komme das Uberfluß Horn von der jenigen Geißher/ die den Jupiter gesaugt hat; dieweil man davor hielte/ es komme dem Menschen alles gutes von ihme zu/ wie wir allbereit oben gesagt. Dannenher lesen wir/ daß ihm eben eine solche Gewalt als wie der Sonnen zugeeignet worden; zu dem Ende sie ihm dann auch die Pfeile in die Hand gegeben. Andere haben die Göttliche Macht Jupiter mit deß Bacchus Kennzeichen. deß Bacchus dem Jupiter zugeschrieben/ indem sie ihn mit deß Bacchus Kenn-Zeichen gebildet/ wie ihn/ nach dem Zeugnus deß Pausanias/ Polycletus in Arcadien vorgestellt: an statt der Schuhe hatte er Halbstiefeln an/ und hielte in der einen Hand eine Schaale/ in der andern einen mit Epheu umbwundenen Stab/ auf demselben saß ein Adler. Der Gestalt nach/ sahe er einem Jüngling ähnlich/ wie etwan Bacchus gemahlet wird/ und wie er zu Terracina stunde/ den man Axyron, das ist/ einen solchen/ der kein Scheermesser bedurffte/ dieweil er ohne Bart war/ zu nennen pflegte.

Es werden zwar wenig Bildnußen vom