TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34
Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor/ wann sie dero Wagen ziehen/ Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidius daselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt/ und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt/ welche/ wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden/ einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidius dem Sonnen-Wagen zugeschrieben/ das hat Martianus Capella im ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr/ dem Phoebus selbsten zugeeignet/ dann er also Deß Phoebus Cron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron/ so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete/ deren drey an der Stirn waren/ nämlich ein Carfunckel/ oder (wie Georg Agricola will In seinen De re metallica libri XII) ein gelblichter Rubin/ ein Stern- und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten/ nämlich ein Smaragd/ ein Scytis oder Schlangenstein/ und ein Jaspis/ zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus/ und warff die Crone mit Hyacinthen/ Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend - Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt/ also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis/ Diamant und Kristall befestigt/ welche der nasse Winter generirt hatte. Seine/ nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt/ als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde/ als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich/ die Fersen geflügelt/ der Mantel purpurfärbig/ iedoch also/ daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild/ in der Rechten aber eine brennende Fackel/ die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich/ als achten wir unnötig zu seyn/ einige fernere Erklärung beyzufügen/ wenden uns demnach zu einer andern/welche/ wie Eusebius meldet/ zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egypten gewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen/ hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern/ und war an Farb Himmelblau/ welche Farbe/ weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat/ das jenige/ so feucht ist/ andeutet. Nach deß Eusebius Meinung soll der Mond/ wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt/
in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wir den Astrologis befehlen/ weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.
Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wir anitzo mittheilen/ und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianus stellet sie/ im II Buch von der Proserpina Kleid/ in folgenden Versen gar schicklich vor:
Fecerat, & pariter Lunam, sed di-¶ spare forma:
Aurorae, noctisqve duces, cunabula¶ Thetis
Praebet, & infantes gremio solatur¶ anhelos,
Caeruleusqve sinus roseis radiatur a-¶ lumnis.
Invalidum dextro portat Titana la-¶ certo
Nondum luce gravem, nec pube-¶ scentibus alte
Cristatum radiis, primo clementior¶ aevo
Fingitur, & tenerum vagitu despuit¶ ignem.
Laeva parte Soror vitrei libamina¶ potat
Uberis, & parvo signantur tempo-¶ ra cornu.
hervorgebracht/ iedoch ganz ungleich an¶ Gestalt.
Aurora/ samt der Nacht/ sie zu begleiten¶ kamen.
die Thetis reichet dar die Wieg zum Auf-¶ enthalt/
und tröstet sie aufs best. Die blaue Scho߶ wird helle
von diesem güldnen Paar. Des Titans¶ schwachen Leib
Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht¶ an solcher Stelle
Ist annoch etwas schwach; Er speyet¶ aus der Scheib
mit weinen zartes Feur. An seiner linken¶ Seiten
trinckt von der reinen Brust der Schwe-¶ ster süsser Mund.
Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie-¶ der Zeiten/
damit wird/ wer sie sey/ dem/ der sie sie-¶ het/ kund.