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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 6

Linke Spalte

Also sind auch der Götter Bildnussen meistentheils nach den menschlichen Leibern gebildet worden/ nicht zwar darum/ als ob der Alten alle so gar thumm gewesen/ daß sie dafür gehalten/ es hätten die Götter/ nach Art der Menschen/ Häupter/Hände/ und Füsse: sondern Warum den Göttern menschliche Bildnussen seye zu geeignet worden. dieweil/ wie Varro saget/ unsere Seelen den Göttern am aller-ähnlichsten/ und keine gesehen werden können/ als hat man gemeint/ es könten die Leiber der Götter/ dieser zwischen beyden sich ereignender Gleichheit wegen/ wol auf Menschen-weis gebildet werden. Porphyrius ist/ wie Eusebius meldet/ gleichfalls dieser Meinung gewesen/ und soll gesagt haben/ die Götter wären darum nach den Menschen gebildet worden/ aufdaß wir lernen möchten/ daß gleich wie GOTT das Aug oder Geist der Seelen und der Verstand selbst;also wir desselben auch theilhafftig wären. Luctatius beweist/ daß Prometheus unter allen der erste gewesen/ der deß Menschen Gestalt aus Erden gebildet habe/ und dahero der Erfinder der Bildkunst zu nennen seye. Dahero dann kommen/ daß das/ so man von GOTT hergekommen zu seyn sagte/ dem Menschen/ der das Göttliche Werck nachgemacht/ etlicher massen zugeschrieben worden.

Prometheus ist an statt eines Gottes verehret worden. Es hat aber Prometheus hierdurch verdienet/ daß er als ein Gott mit Tempeln und Altären verehrt worden/ und/ wie Pausanias schreibet/ ihm zu Athen auf der Academie ein Altar gewidmet worden/ dahin zu gewissen Zeiten die Menschen in grosser Menge kamen/ Fackeln anzündeten/ und die jenige/ so solche trugen/ in einer langen Reihe einander folgende/ der Stadt zulieffen: die nun/ so selbige brennend bis zum Eingang der Stadt brachten/ erhielten den Sieg vor denen/ welche vornen an giengen/ ihnen aber die Fackeln/ etwan unterm lauffen ausgelescht waren; wie sie dann denselben auch weichen musten. Solches geschahe auch auf diese Weise: alle mit einander hatten nur eine Fackel/ die ihnen allen gemein war/ welche sie unter dem Lauffen einander zulangten/ indem die Hindern durch Nachfolgung immer an der Vordern Stelle tratten. Aber dieser Gebrauch/ oder Spiel/ wie mans nennen möchte/ war nicht allein dem Prometheus geheiligt (wiewol man lieset/ daß er von demselben selbst seye eingesetzt worden) sondern auch dem Vulcanus und der Minerva zu Ehren gefeyret; auch lieffen sie nicht allezeit zu Fuß/ sondern gebrauchten sich unterweilen der Pferde hierzu. Dannenhero Adamantus beym Plato (als er den Socrates erinnerte/ daß er eine Gesellschafft nicht verlassen solte/) sagte/ sie werden gegen Abend dem Rennspiel beywohnen/ und einander der Göttin oder Minerva zu Ehren die Fackeln zulangen. Wann Herodotus der Perser Gewonheit gedenckt/ vermittelst dero sie ihre Botten in schnellester Eil zu schicken pflegten (wie dann auch bey uns gebräuchlich ist/ wann wir etwas durch darzu verordnete Postpferde senden/ da iederzeit

Rechte Spalte

in allen Posten andere in Bereitschafft/ welche die Müden/ den Weg fortzusetzen/ablösen/ und weiter bringen) saget er/ sie ahmen der Griechischen Gewonheit nach/ da die Lauffer/ in einer langen Reihe/ eine dem Vulcanus zu Ehren angezündete Fackel tragen/ und einer dieselbe dem andern zulanget. Von diesen Spielen haben einige geschrieben/ daß selbige des Prometheus That gleichen/ als er das Feuer aus dem Himmel gestohlen/ und auf die Erde herunter gebracht/ und seyen derohalben also von ihme unterwiesen worden. Andere deuten es auf den Lauff des menschlichen Lebens/ worinnen die am Alter Vorgehende denen/ so ihnen nachfolgen/ das Lebens-Liecht zulangen und übergeben; Wie unter andern Plato vermeinet/ der in seinem Buch von den Gesetzen will/ daß die Menschen/ Kinder zu erzeugen/ sich mit einander verheirathen sollen/ aufdaß sie das Leben/ welches sie von ihren Eltern entlehnt/ gleichsam als eine brennende Fackel/ ihren Kindern wieder mittheilen mögen. Lucret. lib 2. Der Poet Lucretius/ wann er von der Menschen Nachfolge aufeinander redet/ saget ebenmässig:

Et qvasi cursores vitai lampada tra- dunt.
Gleichwie die Läuffer sie einander lan- gen zu
Die Lebens-Fackelen.

Bey den Locrensern war ein kleines Kirchlein/ dem Prometheus geheiligt/ in deme gleichfalls ein Bild zu sehen war/ welches einige des Aesculapii Bildnus zu seyn vermeinten. Dieweil aber gegen über etliche grosse Steine/ die an Farbe dem Sandkieß/ am Geruch aber den menschlichen Leibern ähnlich zu sehen waren/ wurdeins gemein davor gehalten/ es wäre des Prometheus Bildnus/ und diese Steine aus der jenigen Materie/ woraus von ihm der erste Mensch/ von welchem nachgehends das gantze menschliche Geschlecht hergekommenseyn solte/ gebildet worden. Daß aber Prometheus den ersten Menschen erschaffen habe/ ist der Vernunfft sehr gemäß/ wann wir nemlich durch ihn die Göttliche Providenz verstehen/ wie Plato auch gewolt/ aus welcher nicht allein der Mensch/ sondern alle Dinge anfänglich geflossen sind: Dannenhero selbige vor Zeiten für Gott geehrt und gehalten worden/ weil sie/ wie eine gute und getreue Hausmutter/ alle Dingezu verwalten pflegte: Dero Bildnus gleichte einer ansehnlichen und wolbetagten Matron. Was grosses Vergnügen aber und Ergötzung die Alten aus den Statuen/ Bildnussen und Gemählden geschöpfft haben/ ist aus der unzehlbaren Menge/ die sie hatten/ zur Genüge zu sehen und abzunehmen: Dann es schreibet Plinius/ daß bey den Rhodiern deren über drey tausend/ und bey den Atheniensern/ Delphiern und in andern Städten Griechenlands nicht weniger gefunden