TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [III]
Limburger (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1314
Hiemit trat sie rechtseitig/ und winkte mir nachzukommen. Meine erste Nachfolge bestunde fast im Fallen/ in dem mich ein anklettrender Strauch straucheln machte: wie dann in dieser Weg-Enge meine Füsse öffters gleiteten: weil dieser sich nach einer Höhe ziehende Pfad nicht allein mit vielerley Dornen bewachsen/ sondern auch mit hervor-ragenden Kiesel-hügeln gleichsam besäet war; welche/ von einem zwischen sie abrieslenden Quellen-bächlein benetzet/ sich desto schlüpfferigter zeigten. Wo sich eine kleine Ebne untermengte/ schossen Wermut/ Enzian/ Erdgallen und andere Bitter-kräuter auf/ welchen doch die Nachbar-Felsen wenig Sonnen-stralen gönneten: ob sie schon solche mit ihren grünen An und Inwohnern/ der Mauer-raute/ Stein- und Süß-Fahrn/ Abthon/ Cymbalar und Leber-Moos selbst nicht verlangten. Die Gang-beschwerniß mehrte sich merklich/ da sich die Höhe minderte/ und uns ein finsteres Thal mit strelen Klippen zeigte. Die Sturz-gefahr machte mich mehr sträubend als strebend/ so/ daß ich den Krebsgang wehlen wolte: wann mich nicht die Ehr-furcht gegen meine Vorgeherin erhalten/ und ihre Zurede meine Zaghafftigkeit gemindert hätte: Bittre Wurtzel (sagte sie) zeugen süsse Früchte/ harte Schalen weiche Kerne/ scharfe Dörner wolriechende Rosen. Auf Last folget Lust/ auf Schweis Preis/ auf Kriege Sieg. Die Götter-Güter sind nur um Mühe feil; ergetzen auch mehr/ durch folgenden Gewinn/ als sie im sauern Kauff verletzten. Alle Tugenden dienen um gewisse Ehr-Kronen: Nur die Beständigkeit verdienet sie. Setze derwegen getrost nach. Dieses tiefe Thal vertröstet dich auf einen hohen Berge.
Diesen Raht bewährte sie auch mit der That/ indem sie vorkletterte/ und mich also/ mit ihrem Beyspiele/ nicht nur zur Folge ermannete und mahnete: sondern auch klüglich anwiese. Indem sie einen Fuß nach den andern in die Felsen- Klüffte vorsichtig einsetzte/ und sich
dieser im Absteigen/ als Stuffen/bediente/ und zugleich den aus ihnen hervorwachsenden Ginst [Fußnote] Genista. und anderes kleine Busch-werck mit den Händen fassete. Die Vermeidung dieser grossen Fall Gefahr stürzte uns in eine nicht kleinere: dieweil wir/ durch Bewegung der besagten Felsen Straüche/ die in den Hölen liegende Molchen/ Nattern und Schlangen rege machten; daß sie hervorkrochen/ und uns mit ausgereckten Pfeil-Zungen anzischeten. Die Nymfe/ welche meinen Schrecken aus den blassen Wangen gleichsam lase/ überreichte mir/ zu Befreyung dessen/ ein Lorbeer-blat; welches sie von dem Zweige/ der ihres Haares Flecht-Knoten umkränzete/ gebrochen hatte/ mit dem Bericht: daß ich es in dem Munde halten und den Gifft-Geifer dieses schädlichen Gewürmes fürter nicht scheuen solte. Welches auch die versprochene Würckung leistete.
Wir hatten nunmehro der Klippen/ aber nicht des Thales/ Ende erreichet/ welches nach und nach mit dichten Fiechten/ hohen Tannen und weit-schattichten Ahornen bewachsen war: die mit ihren Gipffel- Haübtern jener Stein-Füsse gleichsam küsseten. Uber ihre Wurzel schosse und flosse ein schneller Bach/ welcher sich von den abrieslenden Quellen sammlete/ und/ mit grossen Rauschen/ über etliche/ verborgene/ Erd-Felsen stürzte. Als ich mich demselben näherte/ verneuerte sich meine alte Gefahr-furcht; welche mir meine theure Begleiterin bald benam/ da sie eine Furt fande/ vor- und durchwadete. Jenseit dieses Quellen-bachs gründete sich ein sehr hoher Berg/ welcher unter-halbs mit harten Stein-eichen/ schlancken Rüst-bäumen/ satt-grünen Buchen und falben Eschern besetzet war; denen sich die niedrige Hasel und Schling-büsche/ neben anderem Strauch-Pöbel/ untergaben. Oberhalbs konten wir ihn/ wegen des/ aus besagtem Bache/ aufsteigenden Dunstes nicht beschauen: weil er gleichsam seinen Nabel in den Nebel/ und den Wirbel in
Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1328