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TA 1679, Metamorphosis, S. 174

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P. OVIDII NASONIS Lebenslauff.

Wann Ovidius geboren PUblius Ovidiusist zu Sulmo, in der Pelingnischen Stadt/ aus einem uralten/ ritterlichen Stamm entsprossen und geboren; im Grasmonat/ eben an dem jenigen Tag/ da die Römer das Opferfest Minervae feyerten: im Jahr/ als Licinius und Pansa regierende Burgermeistere zu Rom waren. Manche erzehlen/ daß auch eben an demselbigen Tag/ der sinnreiche Poete Tibullus geboren worden.

Dessen gute Anzeigungen in der Jugend. Gleich im Anfang seiner Jugend ließ Ovidius schöne Proben eines vortrefflichen Geistes von sich blicken/ und so gute Sitten von sich verspüren/ daß ihn sein Vatter/ zu Rom/ in der Lateinischen Sprache mit allen Fleis zu unterweisen trachtete. So bald man aber einige Lust zur Dichtkunst an demselben vermerckte/ (wie es Lust zur Poeterey. denn dazumal schon das Ansehen mit ihm hatte) bemühete sem Vatter sich stets eifrigst dahin/ wie er seinem Sohne solche Lust erleiten/ und ihn gantz davon abrathen möchte: mit Vermeldung/ der Fürst unter allen Poeten wäre selbst in höchster Armuth gestorben. Ruhete demnach nicht/ seinen Sohn dahin zu vermögen/ daß er vielmehr das Advocirn/ als eine solche Wissenschafft zu erlernen ihme belieben lassen möchte/ davon man Gewinn/ und ein gutes Einkommen haben könte.

Ovidius ward ein Advocat. Darum lies Ovidius die Dichtkunst fahren/ und setzte seine Gedancken auf solche Rechtsachen/ die vor Gericht dienten: Zu welchem Ende dann auch Fuscus und Latro ihm guten Unterricht gaben/ derer Wolredenheit und Unterweisung ihm auch sonderlich gefielen. Hierinnen nun that sich des Nasonis Geist und Verstand Dessen Ehren Aemter. merklich hervor/ und erhielt von iedermänniglich ein ungemeines Lob: Sintemal er in denjenigen Sachen/ so die hundert Männer betraffen/ oben an saß/ und mehr andere/ ehrliche Aemter bediente/ seit dem er die männlichen Jahre angetretten hatte: Endlich wurde er gar in Rath gewehlet. Welcher Amts-Bedienungen/ Ovidius an unterschiedlichen Orten in seinen Schrifften selbst gedencket; Die wir anietzo Weitläuftigkeit zu vermeiden/ mit allem Fleiß übergehen.

Wieder Verlassung derselben. In Ansehung aber dessen/ daß Naso zu gelehrten Wissenschaften einen mehrern Lust bezeigte/ setzte er alle Staats-Aemter beiseits/ und kehrte sich wieder zu seiner ersten Ubung der Dicht-kunst; Dadurch er einen ewigen Namen/ und ein bey sich selbst geruhiges Leben zu überkommen trachtete.

Dessen dreyfacher Ehestand. Er hatte drey Weiber zur Ehe: da er noch jung war/ schied er sich selbst von der ersten/ als welche ihm unanständig und zu schnöd zu seyn dauchte; brach also/ nach der alten Weise/ mit derselben das Band der Ehe: Den zweyten Ehgenossen/ welcher von ehrlichen Eltern erzeugt/ und von guter Art war/ verlies er auch zeitlich; dieweil er sie in seiner annochwährender Wanckelmütigkeit getrauet hatte: darauf nam er drittens die Perillam/ welche er/ wegen ihrer Schönheit und Treu/ mit seiner Lobfeder an unterschiedlichen Orten heraus gestrichen. Diese nun liebte Ovidius nicht nur allein/ aus einer sonderbaren Zuneigung/ sondern unterwies sie auch fleissig in der Poeterey: weswegen sie ihm/ zeit seines wärenden Exilii, immerdar getreu Dessen fürnehme Freunde. verblieben. Uber dis so hatte er auch ihrer viel zu seinen Freunden/ die an Wissenschaften/ adelichem Herkommen/ Tugenden und Sitten andere weit übertraffen: diese nun waren Albus Tibullus, Severus, Sabinus, Sextus Pompejus, und Flacus, alte Burgermeister/ mit denen er stets umgieng/ und grosse Gemeinschaft pflegte: Ingleichen auch Messala, Albinovanus, Aemilius Macer, Maximus, und andere mehr; gleichwie er solches selbst bezeugt. Dabey führte er nun einen ritterlichen Stand/ sintemal er ein reicher Landherr war. Suetonius meldet/ daß Jub. Hyginus, welchen Käyser Augustus frey gemacht hatte/ als ein sehr vernünfftiger und gelehrter Mann/ mit dem Poeten Ovidio grosse Freundschafft gepflogen.

Die Schrifften Ovidii. Im übrigen wird es für unnöthig erachtet/ dessen Werke und Schriften weitläuftig zu erzehlen/ indem unterschiedliche Scribenten davon handeln; zumal solche iederman/ vermittelst der Lateinischen Ausleger/ ohne dem zur Gnüge bekannt. Dieser einige Poet liefert uns in Die Bücher vor der Verwandlung. Warheit vor allen andern/ mancherley Gedichte/ unterschiedliches Schlages: In dem Werck von der Verwandlung folgte er dem Parthenio, als einem Poeten aus der Insul Chio, welcher in Griechischer

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Sprache gleichsam ein Meisterstuck/ eben in derselbigen Materie vor ihm gemacht: Allein es beliebte auch dis Ovidische Werck den Griechen dermassen/ daß sie solches hinwieder in ihre Sprache übersetzten: dieweil dasselbige viel/ und unterschiedliche Wissenschafften in sich begreiffet; wie wol er solches unverbessert/ unpolirt/ und unvollkommen/ laut seiner selbst-eigenen Bekändnus/ hinterlassen: Sintemal Sechs Bücher von den Fest-tägen. Sechs andere. seine Gutgönner/ ihme unwissend/ und zumal in dessen Abwesenheit/ dasjenige an den Tag gegeben. Ausser dem dichtete er sechs andere Bücher/ von den Fest-tägen und übersand solche Germanico, Drusi Sohn: Die 6. andere Bücher konte er/ wegen seiner verdrißlichen Landsverweisung/ und frühzeitiges Absterbens (wie ihrer viel dafür halten) nicht vollziehen: wiewol er selbst bekant/ daß derselben zwölff an der Zahl von ihm gedichtet wären.

Drey Bücher von der Liebeskunst. Nachmals schrieb Ovidius drey Bücher von der Liebeskunst/ worinnen er seinen vortreflichen Geist unter der Corinnae verblümten Namen/ fürnemlich sehen lassen. In denen Sendschreiben von den Griechischen Helden und Heldinnen wird des Dichters Vernunft/ und Wolredenheit/ durch eine besondere Kunst/ vorstellig gemacht; wie die gelehrtesten Beurtheilere der Poesie selbst gestehen müssen. In denen Trauer-Gedichten geht er etwas freyer/ seinem poetischen Geist und fliessender Dicht-Ader etwas dadurch Raum zu geben. Ich übergehe die Bücher von der Liebeskunst/ und Raht wider die Liebe/ das Gedicht von Ibis, von Drusi Absterben/ die Zuschriften/ und viel andere Gedichte mehr/ nach Gutbefinden gelehrter Leute/ selbst geschriben. Fälschlich zuerkandte Schrifften. Etliche Stücke aber werden ihm fälschlich zuerkant/ gleichwie [das] Gedicht vom Vögel-gespräch/ vom Floh/ und noch andere; als welche viel zu schlecht und unwarhaftig für die hochstrebende Vernunft eines so vortrefflichen Poeten zu seyn scheinen. Ausser denen erst besagten Gedichten schrieb er auch eines von der Fischerey/ worinnen er unterschiedliche, fast nie erhörte Namen erzehlt; welches aber/ gleichwie andere mehr/ durch Verschliessung der bösen Zeit/ verloren gegangen. Aus denen Trauergedichten erhellet dessen Demut/ indem er vor sich selbst sehr Ovidii sonderbare Demut. wenig hält/ sprechend: wie [das] ihn Virgilius so fern/ als Homerus den Virgilium, bey weitem übertreffe; welches letztere Caesar Scaliger, als der den Virgilium weit über alle Griechen und Römer erhoben/ Verlornes Trauerspiel von Medea. ihm nicht geständig seyn würde. Ovidii Trauerspiel von Medea/ als längst verloren/ und deswegen von iederman beklagt/ wird insonderheit von Tacito und Quintiliano hochgepriesen; in welchem er seinen Mann sehen lies/ was er zu thun vermochte: als der hierinnen seinen Geist lieber mässigen/ dann demselben Raum geben wolt.

Dessen Römische Wohnung. Er wohnte sonst zu Rom/ bey dem Capitolio, und pflantzte daselbst seine Lustgärten/ auf dem jenigen Stadt-Hügel/ allwo die beeden Wege/ Appia und Fluminia, zusammen stossen. Allda war er gewohnt/ Luft und Athem zu schöpffen/ und mit gantz ruhigem Gemüth alle Kümmernus zu besänfftigen.

Land- und Stad Verweisung. Käyser Augustus verwies ihm der Stadt/ und bannisirte denselben nach dem Ponto/ bey der Stadt Tomos, woselbst er desto mehr Zeit und Ruhe zu haben verhofte/ seine Ubungen zu wiederholen; unerachtet er schon bey ziemlichen Alter war. Die Ursach solcher Lands- und Stadt-Verweisung wird von ihrer vielen gleichwie es in zweifelhaften und unbekanten Sachen mehrmals zu zu gehen pflegt/ auf unterschiedliche weis erzehlt. Ihrer etliche schreiben solche seinen zärtlichen Liebsgedichten zu/ wie Sex. Aurelius dafür hält/ der das Leben Römischer Käyser beschrieben: Hingegen Ovidii Feder messet die Ursach dessen theils zwar seinen Versen/ meistentheils aber seinen irrenden Augen zu; gleichwie nemlich Actaeon unwissend die Dianam nacket im Wasser baden sehen. Scheinet dannenhero der Warheit nit ähnlich zu seyn/ [das] manche solches dahin verstehen als ob er unter dem erdichten Namen Corinnae, des Käysers Augusti leichtfertige Tochter Juliam beschriebn und des Vatters mit derselben getriebene Blutschand selbst gesehen hätte. Etliche rechnen sein Exilium aus/ das er gantzer acht Jahre darinnen zugebracht: Lud. Coel. Rhodiginus erzehlt aus dem Apulejo, wie daß Naso 7. Jahre in Ponto getrauret. Er starb den ersten Jenner/ an welchem Tag der Römische Geschichtschreiber Livius zugleich verschieden.

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FINIS CORONAET OPUS

I. I. S. fecit