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TA 1679, Metamorphosis, S. 71

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ein Schiff/ welches eine Schlange vornen/ zum Zeichen/ führte; Und als er in sehr fern entlegne/ und fruchtreiche Länder kam/ belud er sein Schiff mit Getreide/ und kehrte/ mit Freuden/ wieder um in sein Land/ erlöste sein Volck von dem grossen Elende der ungewöhnlichen Theurung/ verjagte auch den Linceus/ der immittelst das Land und Königreich an sich gezogen/ und nahm es selbsten/ wiederum ein; Linceus aber/ als ein der menschlichen Gesellschafft unwürdiger/ muste (dieweil er das Reich bey Lebzeiten des rechten Herrn/ und der ihn den Korn-Bau/ und der Göttin Ceres opffer zu

Rechte Spalte

thun/ gelehrt/ an sich zu ziehen getrachtet hatte) nach der Zeit/ in Wildnüssen und Büschen/ sich enthalten. Welche Geschicht des gantzen Gedichts Erklärung deutlich gnugsam vor Augen leget. Den Scytischen König Linceus aber belangend/ so deutet derselbe klärlich an/ was vor böse Früchte/ aus der Wurtzel des bösen Geitzes/ hervor spriessen/ und wie das Böse iederzeit seinem Meister und Urheber zu lohnen pflege. Ende des fünfften Buchs.

Spaltenübergreifend
Ausleg- und Sinn-gebender
Erklärung/
über die
Bücher der Verwandlung/
Des
Publius Ovidius Naso.
Sechstes Buch.
Linke Spalte

Arachne die erste Spinnerin in der Welt.DAs Wettspiel/ zwischen der Pallas und Arachne/ und dieser ihre Verwandlung in eine Spinne/ mag wol darum erdicht worden seyn/ weil Arachne/ eine Jungfrau in Lydien/ die erste Flachs-Erfinderin und Spinnerin/ auf der Welt/ gewest seyn/ wie auch die Vogelgarn und Fischnetze ausgebracht haben soll/ gestalten solches/ neben dem Plinio/ auch Polydorus Virgilius bezeuget. Gemeint ist Vergilius, Inventoribus rerum.Saskia Schäfer-Arnold, 31.05.2011 In dieser Fabel/ ist erstlich zu mercken/ daß Arachne ihre Kunst erlernet und bekommen/ von der Pallas/ und solches nicht allein undanckbarlich geläugnet: Sondern auch so vermessen gewesen/ daß sie/ wider diese Göttin aufstehen/ und/ wer am besten weben oder wircken könte/ sich in einen Wettstreit Lehrliche Auslegung von der Arachne Verwandlung in eine Spinne. mit ihr einlassen dürffen. Wordurch dann bestrafft werden diejenige/ so ihre gött- oder natürliche Gaben/ und erlangte Künste und Wissenschafften allzu sehr erheben/ als ob sie etwas gutes von sich selbsten/ und nicht alles von Gott hätten; Gleich als ob sie nicht bedächten/ was arme/ schnöde und unnütze Thiere die Menschen seyn: Oder werden/ wann sie von Gottes Gnade und Barmhertzigkeit verlassen sind. Derer Menschen Wercke dann mit Nichts fügsamer zu vergleichen/ als mit einer liederlichen und unnützen Spinnwebe: Weil sie nichts/ dann falsche Zuflüchte/ und in allem eitelem Wesen Lust und Wolgefallen haben.

Lehrliche Auslegung über den Streit zwischen der Pallas und dem Neptunus. Der Streit/ um die Benamsung der Stadt Athen/ zwischen der Pallas/ und dem Neptunus/ (welcher/ mit dem Schlage seines Dreyzancks/ das

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Pferd Scyphion (oder Scyphius) aus der Erde hervorspringen machte/ und die Minerva/ mit der Lantze/ die Erde schlagend/ den Olivenzweig/ mit seinen Früchten/ worauf ihr vergünstigt ward/ die Stadt zu nennen/ dahero sie selbiger ihren eignen Namen gab/ und sie Athene/ welches auf Griechisch eben so viel/ als Minerva ist/ nannte) giebt zu erkennen: daß der Friede besser/ und Gott angenehmer/ dann der Krieg/ der durch das streitbare Pferd; durch den Oliven- oder Oehlzweig aber/ der Friede/ bedeutet wird. Ebenmässig wird auch dardurch angewiesen/ daß die Städte und Versammlungen der Menschen/ wann sie glükseelig seyn/ und in Aufnehmen kommen wollen/ vielmehr den edlen Frieden lieben/ als den verderblichen Lehrliche Auslegung der Fabel von Hemus und Rhodope in Berge verwandelt. Krieg hegen müssen. Der König Hemus/ und sein Weib Rhodope/ die des Jupiters und der Juno Ehre sich selbsten zugeeignet/ und in Berge verwandelt worden/ seynd Lehr- und Warnungs-Bilder/ dahin zielende/ daß man sich für dem aufgeblasenen Hochmuht/ so durch die Berge vorgebildet/ hüten solle. Dann die Menschen darinn sich sehr versündigen; dieweil/ wann sie nur eine Hand voll Glücks haben/ ihre Gemühter sich stracks erheben/ in die Höhe schwingen/ und sich einbilden/ als ob sie gar mächtig/ und von grossen Würden seyn: Da sie doch/ ohne Gott/ gantz ohnmächtig und untüchtig sind/ auch nichts Gutes/ noch Besonders auszurichten vermögen; gleichwol aber/ in ihrer stoltzen Einbildung/ so gar unbeweglich/ als Berge und harte Stein-Klippen/ verharren. Es waren unterschiedene Geschichte/ von der Pallas/ gewircket/ um dardurch die Arachne zu warnen/ damit