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TA 1679, Metamorphosis, S. 43

Linke Spalte

Mas/ oder männlich und mannhafft/ herkommet. Hesiodus sagt von dieser seltsamen Geburt mehr nicht/ dann daß Jupiter erstlich zur Ehe gehabt die Metis/ hernach die Themis/ und letzlich die Juno/ und mit dieser seiner letzten Gemahlin hätte er den Mars und die Hebe erzielet. Nach erzehlter wunderbarer Schwängerung/ aber soll Juno ihn geboren haben in Thracien/ allda das Volck über die massen wild und grausam/ auch folgbarlich sehr geneigt Krieg zu erregen. Er soll auch in Thracien in grosser Achtung und mit Göttlicher Ehre bedient worden seyn: inmassen solches der Poet Lycophron/ mit diesem Vers/ bezeuget:

Misbraucht den heilgen Nam nicht des Crestonschen Gottes.

Dann Crestona eine Stadt in Thracien gelegen: Und gleich wie Mars allda genehret ward/ vom Thero; also war er der Gott und Patron der Thracier. Es scheinet/ als ob er keine ehliche Gemahlin iemals gehabt habe/ es wäre dann die Nerienna/ oder Neria gewest: wiewol er mit unterschiedlichen einen guten Theil Kinder hatte; und unter andern auch einen Sohn/ Namens Bithys/ von welchem auch die Landschafft Bithynien ihren Namen hat: Und einen andern Thrax/ worvon Thracien annoch genennet wird. Es wurden dem Mars/ nach denen Orten/ allda ihm Tempel gebauet waren/ unterschiedliche Namen gegeben: welche aber alle anzuführen/ uns nicht dienlich sind. Heraclides Ponticus aber hält ihn für nichts anders/ dann für den Krieg selbsten/ und saget/ Mars komme her von dem Griechischen Worte […]ρηςἌρης, welches Verfluchung und Schaden bedeute/ der Poet Orpheus in dem Lobgesang des Mars hält ihn für die Raserey und Tollkünheit des Kriegs/ wormit die Gemüther der Menschen geschwängert werden/ wenn er saget:

Eigenschafften des Mars. Der tolle König Mars auch/ im vergossnem Blut/
empfindet seine Lust/ und wann er böses thut;
Ihn hungert stets nach Mord/ ist blutig im Krackelen/
und schwingt sich schnell dahin/ wo Schläge außzuzehlen/
Und daß er nur des Bluts ersättigt wer- de/ dringt
Er drauf/ schlägt/ hau’t/ und stosst/ daß Schild und Harnisch klingt.

In der Insul Lemnos pflegte man ihme Menschen zu opffern/ welches nachgehends/ um der erschrecklichen Grausamkeit willen/ gleichwol unterlassen ward. Die Poeten haben ihm/ zur Gesellschafft/ beygeordnet: Schrecken/ Zorn und Geschrey/ die ihme folgen und dienen/ als Schild- und Waffen-Träger. Dann den Poeten war zugelassen/ ihrem Gehirn einzudrucken alles/ was/ in Ansehung ihrer Götter/ sie/ gut zu seyn/ bedunckte. Und weil der Krieg/ durch die erschlagene und unbegraben ligende Leichname/ die Pest verursachet/ gaben sie dem Mars/ zur Fuhrmännin/ zu die Bellona: seine zwey Pferde waren Furcht und Schrecken:

Rechte Spalte

Sein Vorläuffer ist das Gerüchte/ welches seine Flügel schwinget/ und so bald eine falsche/ als wahre Zeitung/ vom Kriege/ ausstreuet auch Länder und Städte darmit anfüllet. Von seinen Abbildungen und Waffen/ lieset man beym Vincentius Cartarus/ in Beschreibung der Götter-Bilder. Außlegung des Mars. Daß Mars/ welcher der Krieg ist/ allein von der Juno/ die der Reichthum/ oder die Göttin des Reichthums ist/ geboren/ oder seinen Ursprung hat/ zeiget an/ daß der Reichthum Hoffart gebäre/ und dann durch die Hoffart Hochmuth/ Neid und Zwietracht zu entstehen pflege/ auß welchen endlich auch der Krieg seinen Ursprung hat. Wie dann gemeiniglich auch der Begierde zum Reichthum/ Königreichen und Herrschafften die Ursache der Kriege/ und allezeit der Krieg gerne/ wo Reichthum ist/ weil er allda besser unterhalten wird/ denn Mars Erfinder des Kriegs. wo etwas zu bekommen/ wird leicht eine Ursach gefunden/ solches zu erheben. Daß Mars/ für den den Gott der Kriege/ gehalten worden/ ist darum geschehen; weil er der erste gewest/ so das Mittel und den Gebrauch der Waffen/ Kriegs- und Heer-Rüstungen/ und alles/ was zum Kriege nutzbar und dienlich/ erfunden hat. Daß er von dem Thero auferzogen worden/ ist deswegen erdacht/ weil dieses Auferziehers oder Zuchtherrn Name die Grausamkeit bedeutet: Dann/ nach Aussage des Timotheus/ soll Mars/ wie Plutarchus erzehlet/ ein Tyrann gewest seyn/ welcher Städte und Länder verderbet habe/ da doch/ nach des Pindarus Zeugnus/ das Gesetze die Königin der Städte ist. Und Homerus sagt nicht/ daß der Jupiter/ als ein König/ und Vater aller Welt/ denen Königen Werckzeuge und Instrumenta gegeben/ Gebäue/ und Mauren zu zerbrechen/ oder Galleen und Schiffs-flotten/ zur Befestigung ihrer Königreiche/ zu unterhalten; sondern/ die Gesetze und Gerichte/ die von grösserer Macht sind/ denn alle andere Dinge; und dannenhero wird dem Mars auch keine gewisse Wohnstadt/ oder Ruhe-platz/ zu geeignet.

Von der Venus.

MArs soll/ als wir erzehlt haben/ geboren seyn/ ohne Vater: Und Venus/ nach den Gedichten der Alten/ keine Mutter gehabt haben/ sondern vom Schaume des Meers/ und vom Coelius/ oder dem Blute des Himmels/ entsprossen und herkommen seyn/ damals als Saturnus mit der Sensen oder Sichel/ seinem Vater Coelius die Männligkeit abgeschnitten hatte/ warff er sie in das Meer/ von diesem Schaum nun/ der nach solchen Werffen auf dem Meer sich hervor thate/ ist Venus wird genannt Aphrogenia/ weil sie von Meerschaum herkommt. die Venus entsprungen. Und dieser Ursach halber wird sie genennet Aphrogenia/ das ist/ von Schaum geboren/ weil Aphros ἀφρὸς in Griechischer Sprache/ Schaum heisset. Einige nennen sie Aphrodite/ welches auf Griechisch so viel ist/ als die Schäumige oder Schäumerin. Wie dann auch Aristoteles saget/ daß der Saam schaumig sey. Aber sie ist nicht allein genannt Aphrodite vom Schaum/ sondern es hat ihr Nam auch den Ursprung vom Wort Aphrosyne: Welches so viel