Torso vom Belvedere
Personen-Bezüge
- Herakles; Deutung in der TA und bis in das 19. Jahrhundert, vgl. Wünsche 1998, S. 300.
- Ajax <der Telamonier>; Neuere Deutung Wünsche, vgl. Wünsche 1998, S. 306.
- Philoktet
Kunstwerk-Bezüge
- Duquesnoy: Torso vom Belvedere (Nachbildung in Terracotta) Plastik
- Sandrart: Allegorie der Künste Zeichnung
- Sandrart/Amling: Frontispiz (TA 1675) Graphik
- Eimmart: Titelvignette Skulptur (TA 1675) Graphik
Orts-Bezüge
Literatur
- Census; http://census.bbaw.de/easydb/censusID=151526 [11.11.2008]
- Helbig 1963–1972; Bd. I, Nr. 265, S. 211–213
- Schwinn 1973
- Haskell/Penny 1981; Nr. 80, S. 311–314
Basis-Daten
Datierung
Röm. Kopie (1. Jh. v. Chr.) nach einem hellenistischen (Bronze-) Original (2. Jh. v. Chr.)
Material/Technik
Marmor
Format/Maße
1,59 m (Höhe) (Helbig 1963, S. 211)
Inschriften
ΑΠΟΛΛΩΝΙΟΣ ΝΕΣΤΟΡΟΣ ΑΘΗΝΑΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ
Heutiger Aufbewahrungsort
Rom, Musei Vaticani, Sala delle Muse, Inv.-Nr. 1192.
Externe Ressourcen und Referenzdatenbanken
Arachne:
http://arachne.uni-koeln.de/item/objekt/20964
Census:
151526
Erwähnungen in der Teutschen Academie
»… Hercules und Antaeus, Käys. Commodus, Apollo, der Priester Laocoon, Venus und Cupido, eine andere Venus, Rumpf vom Hercules, Mercurius und Meleager. In des Papsts Guardia,ein Curiatius, eine Sabina, Juno, und ein Springbrunn.…«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 33
»Rumpf vom Hercule,«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 36
»Auf der rechten Hand ist der allervortrefflichste Rumpf eines nackenden Hercules, der auf einem Stock/ ohne Kopf/ Füß und Arme sitzet; auf dem Piedestal, sind diese Griechische Buchstaben geschrieben: ΑΠΟΛΛΩΝΙΟΣ ΝΕΣΤΟΡΟΣ ΑΘΗΝΑΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ Zu Teutsch mag es heissen: Apollonius Nestor von Athen, hat diß gemacht. Auf der linken Seite/ sitzt eine Frau ohne Kopf und Arme. Man sihet auch/ an dem Maurwerk dieses Lust-Orts…«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 36
»… besehen/ wie er dann auch gethan/ und die allerfürtreflichste Statuen/ als den Laocon, Antinous, den Rumpf des Hercules, den Nilus-Fluß und andere fleißig aus Erden nachgebildet.«
TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 348
Kommentare
Der Torso vom Belvedere wird erstmals von Cyriacus von Ancona erwähnt, der sich von 1432 bis 1434 in Rom aufhielt. Zu diesem Zeitpunkt war der Torso im Besitz des Kardinals Prospero Colonna und befand sich in dessen Palazzo bei SS. Apostoli auf dem Monte Cavallo. Um 1500 ist die antike Skulptur in der Sammlung Andrea Bregnos in seinem Haus auf dem Monte Cavallo dokumentiert. Nach dessen Tod 1503 ist der Aufbewahrungsort des Torsos unbekannt. Zwischen 1533 und 1536 gelangte der Torso wahrscheinlich unter Papst Paul III. in den Belvedere. Dort wurde er von Maarten van Heemskerck während seines Romaufenthaltes zwischen 1535 bis 1536 in liegender Position gezeichnet (s. hierzu Wünsche 1998, S. 289–292).
Die fragmentiert erhaltene Statue wird augfrund der Buchstabenform der Inschrift in das 1. Jh. v. Chr. datiert (z.B. Kat. München/Rom 1998, S. 85). Es ist der allgemeinen Forschungstendenz entsprechend anzunehmen, dass es sich bei dem Belvedere-Torso um eine römische Kopie eines hellenistischen Originals handelt. Die Datierung der originalen Skulptur ist in die 1. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. anzusiedeln. Allerdings muss offen bleiben, ob diese Statue aus Bronze oder Marmor gefertigt war (vgl. hierzu Kat. München/Rom 1998, S. 86; Andreae 2001, S. 46, 167)
Die Deutung des Torsos ist bis heute in der Forschung umstritten. Bis zu Winckelmann wurde die Statue aufgrund des Fells, auf dem der Torso sitzt, als Herakles identifiziert. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erkannte Carl Hasse, dass es sich bei dem Fell um das eines Panthers handelt (vgl. Wünsche 1998, S. 300). Seitdem strecken sich die Deutungen von dem Kyklopen Polyphem über den Satyr Marsyas bis hin zu Philoktet (vgl. Helbig 1963–1972, Bd. I, S. 212). In neuerer Zeit wurde der Torso von Raimund Wünsche als Darstellung des troianischen Helden Aias interpretiert (Wünsche 1998, S. 306).
Trotz zahlreicher Zeichnungen des Torsos aus dem 16. Jahrhundert gelangte dieser erst seit der Bewunderung Michelangelos zu seinem Ruhm. Als »Schule des Michelangelo« bekannt, wurde der Torso vom Belvedere zur »Schule der Künstler«, wie Raimund Wünsche ihn nennt (vgl. Wünsche 1998, S. 295).
Er wurde seit dem 16. Jahrhundert zu dem Symbol der Bildhauerei und Zeichenkunst (Wünsche 1998, S. 295). Die Verbindung von Belvedere-Torso mit der Bildhauerei lässt sich ebenfalls in der »Teutschen Academie« beobachten. In dem Titelkupfer Allegorie der Künste und der Titelvignette zum Buch über die Skulptur nimmt Joachim von Sandrart durch die Darstellung des Torsos Bezug auf diese Symbolik (vgl. Kat. München/Rom 1998, S. 172–173).
Erwähnungen in Kommentaren
Im Vordergrund sind die Personifikationen der Malerei (mittig)…
Die Rezeption des Torso vom Belvedere in Michelangelos Œuvre g…
Bei dieser Rötelzeichnung handelt es sich um die Vorzeichnung …