Kommentar
Unter Ferdinand I. entstehen drei Sammlungen in den Räumen der Hofburg: sie umfassen Münzen und Medaillen, eine Antikensammlung mit einer Kollektion von Fragmenten, Inschriften und Torsi sowie eine Kunstkammer, die u. a. Juwelen, Insignien, Kunsthandwerk, Bilder und Miniaturen enthält. Ein Inventar wurde erst 1568 unter Maximilian II. angelegt. Ferdinand I. ließ 1558 anstelle der Schatzkammer im Nordostturm des Schweizertraktes der Hofburg ein eigenes »Khunsthaus« bauen. Vermutlich handelt es sich dabei um die dreigeschossige, 12-achsige Galerie zwischen Garten und Ballhaus, in der später die geistliche und weltliche Schatzkammer untergebracht und 1666 schließlich durch Leopold I. noch um eine »historische Schatzkammer« erweitert wurde (vgl. Polleroß 1998, S. 98/ S. 128). Aus dem Nachlassinventar Ferdinand I. 1568 ist ersichtlich, dass die Schatzkammer in eine Untere Kammer und eine Kunstkammer eingeteilt war und Kleinodien, exotische Objekte in Truhen und Schreibtischen, aber auch vereinzelt Gemälde enthielt (vgl. Polleroß 2002/2003, S. 236–250). Im Erdgeschoss war zudem ein Lapidarium eingerichtet. Spätestens im Zuge der Umbaumaßnahmen unter Matthias 1608–16 wurde eine direkte Verbindung zwischen den kaiserlichen Räumen und »seiner kuniglichen majestät khunsthaus« geschaffen (vgl. Polleroß 1998, S. 116). Bereits 1619 umfasste die Sammlung über 300 Gemälde. Ferdinand III. ließ das inzwischen baufällige Kunsthaus 1640 renovieren, durch Giovanni Battista Carlone umbauen und neu einrichten (vgl. Polleroß 1998, S. 117).
Ein Teil der Kunstschätze Rudolfs II. konnte im Dreißigjährigen Krieg von Prag nach Wien gerettet werden. Die vom Kaiser erworbene Ambraser Sammlung Erzherzog Ferdinands II. kam erst 1805 nach Wien.
Kommentar von Christina Posselt — 29.02.2012