Kommentar
Die Skulpturengruppe, die im August 1545 in den Caracalla-Thermen in Rom ausgegraben wurde und sich ab dem 4. Januar 1546 im Palazzo Farnese befand, gehört zu den spektakulärsten und technisch aufwendigsten Skulpturen, die aus der Antike erhalten geblieben sind. Um 1550 wurde sie auf den Rat Michelangelos hin restauriert und im zweiten Hof aufgestellt, wo sie als Brunnen diente. Um 1588 wurde die Gruppe jedoch von dieser Funktion entbunden und von einer Umbauung geschützt, wobei sie jedoch weiterhin problemlos besichtigt werden konnte. 1788 wurde die Skulptur nach Neapel transportiert, von wo aus man sie nach weiteren Restaurierungen zur Villa Reale nach Chiaia verbrachte, wo sie im Mai 1791 als Zentralfigur eines Brunnens Aufstellung fand. Seit 1826 wird sie im Museo Borbonico, dem heutigen Museo Nazionale Archeologico, aufbewahrt.
Nach frühen Interpretationen der Gruppe als Darstellung einer der Taten des Herakles wurde die Gruppe in den 1580er Jahre nach Plinius’ Beschreibung einer großen Marmorgruppe ergänzt, die die Sage um Dirke darstellte. Der griechischen Mythologie zufolge wurde Dirke, die Antiope als Frau des Lykos nachfolgte, für ihr schlechtes Verhalten gegenüber ihrer Vorgängerin von deren Söhnen an eine wilden Stier gebunden.
Der Farnesische Stier galt im 16. und 17. Jahrhundert neben der Laokoongruppe zu den meistbewunderten Statuen der Antike, auch wenn in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Stimmen laut wurden, dass der Ruf nur in der Größe der Statue, jedoch nicht in ihrer Qualität begründet liege (vgl. Haskell/Penny 1981, S. 165).
Kommentar von Carolin Ott — 23.01.2009
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- Kunstwerk: Farnesischer Stier