Kommentar
Die Zeichnung entstand möglicherweise als Vorlage für einen Stich in der Galleria Giustiniana 1637 (Bd. 2), Tf. 33. Allerdings wurde zu einem späteren Zeitpunkt beschlossen, die Porträtbüsten paarweise anzuordnen und somit kleiner darzustellen, so dass Sandrarts Zeichnung überflüssig wurde. Die Homerbüste wurde in der Galleria Giustiniana von Anna Maria Vaiani gezeichnet und gestochen. Auch in der Teutschen Academie kam die Büste in einem kleineren Format zur Abbildung, so dass das vorliegende Blatt nicht als direkte Stichvorlage, aber als Vorbild für eine kleinere, neue Zeichnung gedient haben mag; vgl. Ebert-Schifferer 2001(a), S. 372, Kat.-Nr. F4.1. Laut Mazzetti di Pietralata griff Sandrart für die Darstellung der Homerbüste in der Teutschen Academie nicht auf die vorliegende Zeichnung zurück, sondern leitete sie direkt aus Vaianis Stich ab; s. Mazzetti di Pietralata 2011, S. 107, zu Kat.-Nr. 24.
Die auf dem Blatt vermerkte, heute kaum noch lesbare Datierung wird unterschiedlich interpretiert: Während Ebert-Schifferer die von Sponsel überlieferte Jahreszahl »1629« akzeptierte, meint Mazzetti di Pietralata in der vorletzten Ziffer eine »3« zu erkennen. Damit würde die Zeichnung in die Gruppe derjenigen Blätter fallen, die aufgrund stilistischer Kriterien und archivalischer Belege in Sandrarts römische Jahre nach 1631 datiert wird; vgl. Mazzetti di Pietralata 2011, S. 107, zu Kat.-Nr. 24.
Kommentar von Carolin Ott — 08.06.2011