Kommentar
Elsheimer zeigt einen selten gewählten Moment der Apollo-Koronis-Geschichte, in dem Apollo den Mord an seiner schwangeren Geliebten bereut. Sandrarts fälschliche Identifizierung des Themas mit dem Tod der Prokris geht auf einen Kupferstich von Magdalena de Passe zurück, der Elsheimers Gemälde rezipiert, aber den Titel »Cephalus und Procris« trägt. Wie es zu der Umdeutung kam, ist unklar, zumal de Passe das Coronis-Thema bekannt gewesen ist. Elsheimers Gemälde ist möglicherweise über Hendrik Goudt nach Utrecht gelangt, wo es de Passe gesehen haben könnte.
Ikonographisch mag die Figur der Koronis durch die schlafende Bacchantin in Tizians Bacchanal (»Die Andrier«) angeregt worden sein, das sich im Besitz der römischen Familie Aldobrandini befand (vgl. Andrews 1985, S. 186, Kat.-Nr. 21). Auch die römische Skulptur einer schlafenden Ariadne (Vatikan) wird als mögliches Vorbild genannt (vgl. Weizsäcker 1936, S. 139). Vgl. Kat. Frankfurt u. a. 2006, S. 156–159.
Kommentar von Christina Posselt — 12.11.2008
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: Apollo und Koronis (»Procris und Cephalus«)