Kommentar
Das im Elsheimer-Inventar von 1610 aufgeführte Gemälde befand sich zu Sandrarts Zeit zunächst bei Hendrick Goudt in Utrecht, der es ihm, wie er berichtet, 1625/6 gezeigt hat und der 1613 einen Stich davon anfertigte. 1628 wird es im Inventar der Kunstsammlung Maximilian I. von Bayern genannt.
Die nächtliche Szene, die von den drei Lichtquellen Mond, Kienfackel und Lagerfeuer erhellt wird, verleiht der Darstellung eine poetische Stimmung und macht die Landschaft sowie die Einheit von Mensch und Natur zum zentralen Motiv der christlichen Szene. Die Darstellung der Milchstraße, die seit dem Mittelalter mit Bezug zum jüdischen Stammvater Jakob als Jakobsleiter bezeichnet wurde, verweist auf die göttliche Fügung. Inwieweit Elsheimer mit der Wiedergabe des Sternenhimmels auf die astronomischen Forschungen Keplers und Galileos reagierte und ob er seine Beobachtungen mit einem Fernrohr unterstützte, wird in der Forschung kontrovers beurteilt. Zwar hielt Elsheimer in Rom engen Kontakt zu dem Gelehrten Johannes Faber und dem Naturforscher Federico Cesi, doch waren für ihn malerische Kriterien wie die Darstellung einer besonderen Atmosphäre sicher von größerer Bedeutung als wissenschaftliche Erkenntnisse.
Sandrart selbst lehnt sich in Komposition und Lichtführung in seiner »Flucht nach Ägypten« an Elsheimers Werk an. Zudem rezipiert er die nächtliche Landschaft sehr pointiert in seiner »Mondscheinlandschaft mit Amor und Venus Pudica« von 1636; vgl. Schreurs 2008.
Kommentar von Christina Posselt — 06.10.2008
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: Die Flucht nach Ägypten