TA 1679, II (Skulptur), S. 80
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Diese Textpassage wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 34)Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 970
alda 1540. Unter dieses Behams Wercken sind auch einige Stuck mit Reben-Zeichen gemercket/ daraus theils vermeinen/ daß beede einerley Hand/ aber zweyerley Zeichen zu unterschiedlichen Zeiten gemacht/ welches ich auch nicht sehr widersprechen will/ weil es fast ein Geist und Arbeit zu seyn scheinet; hingegen auch der eine etwas reillere reiffere Bilder/ als der ander/ repraesentiret. Gleichwol werden ihre Wercke an der Zahl bis 393 Stuck/ von denen Liebhabern sehr wehrt gehalten/ und zusammen gericht.
Georg Pens von Nürnberg/ ein sehr guter Mahler und Nachfolger seiner guten Vorgehere; dieser besuchte Italien/ und vermehrte seine Kunst durch Nachfolgung des Rapael Raphael d’ Urbino, merklichen/ mahlte in seinem Vatterland viel gute Stuck von Historien und Conterfäten/ und brachte deren unterschiedlich in Kupfer/ welche auch unter die kleinen Meister gerechnet und hochgeachtet werden. Deren sind an der Zahl bis in 180 Stuck/ welche alle von An. 1530/ bis 1540 und 1550 verfertiget worden. Siehe hierzu auch die Auflistung einiger Kupferstiche am Ende der Vita von Pencz: TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 234.
Diese gantze Erzehlung oder Register ist ein rechter Gebrauch/ wie die Liebhabere in ihren Kunst büchern eine richtige Ordnung halten sollen: Als welche von obberührten Herrn Aegydio Ayrer herkommen/ und bey selbiger Familie beobachtet worden/ und noch von Herrn Emanuel Wilhelm Ayrer Med. berühmten Doctore in Nürnberg/ in seinem Kunst-Cabinet/ mit aller Curiosität vernünftig ansehnlich continuiret wird. Bey welchem auch eine vornehme Bibiothek in allen Facultäten/ schöne vom Niclaus Lucidel in Lebens-grösse gemahlte Conterfäte der Ayrerischen Familien
Aus dem Praunschen Kabinett stammen die Porträts des Stephan II. Praun (1513–1578) und seiner zweiten Gemahlin Ursula, geb. Ayrer (1525–1592) von Nicolas Neufchatel. Von der Familie Ayrer selbst ist u. a. eine Radierung von J. F. Leonhart nach einem Bildnis von Hans Plattner überliefert, das Sebastian Ayrer (1498–1556) zeigt (vgl. Strieder 1956, S. 124 und S. 132)./ und einige vom Holbein und Dürer gemahlte Stuck/ samt etlichen deren Handrissen/ sowol auch andern Teutschen und Italiänern verfertigte Raritäten/ mit alle der kleinen Meister Wercken/ in oberzehlter Ordnung zu finden/ auch sonst von den grossen Kunststücken viel Bücher erfüllet/ dahero dieses Cabinet billich eines von denen besten mag gepriesen werden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Textpassage wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 34)Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 970
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dieser Bericht wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 35).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 973Augspurg.
DIe berühmte Stadt Augsgurg Augspurg/ war vormals ungemein erfüllt mit den allervornehmsten kunstreichen Meistern/ auch grossen Liebhabern der Künste: aber deren Anzahl durch der Kriegs-Bedrangnissen/ und viel ausgestandenen Ubels/ sehr vermindert worden. Die Herren Grafen Fugger gaben zu allen guten Künsten Ursach/ und machten alle Virtuosen lebendig/ und ihre grosse Liebe zu allen edlen Studien: wie dessen ihre grosse Bibliotheken und Kunstkammern/ mit allem was rar und vollkommen/ in ihren Palasten aller Orten Zeugnis geben.
Und diese Curiosität ist bey allen Kunst- und Tugend-Liebenden alda/ auch bey den allervornehmsten/ ein allgemeiner Gebrauch worden/ wie dann billich vor allem das meiste Lob dem Edlen Herrn Leonhard Weiß/ Stad-Pflegern/ gebühret; als welcher bey so schweren Amts-Geschäfften
und angelegenen Studien/ als ein kluger Regent/ guter Jurist/ und in allen Künsten so perfect und wolerfahren/ daß Er auch die davon Beruf machen/ und anders nichts wissen oder thun/ in guten Regeln/ absonderlich in Architectura militari und civili, in Perspectiv- und Geometria, Mathesi, Historicis, Geographicis und Genealogien/ aller Fehler gründlichen Bericht zu geben/ übertrifft. Wie Er dann nicht weniger ein vollkommener Erkenner der Mahlerey und Bildhauerey/ auch mit andern rühmlichen Qualitäten beschlagen/ daß Er billich seinen Namen Weiß in der That bezeiget und darthut. Und obwol/ wie berührt/ die Last der Staats-Angelegenheiten meist auf ihm beruhet/ so lässet doch sein gutes Gemüt einen wahren Mecaenas aller Künst und Studien erscheinen.
Es waren auch sonst alda viel particulier-berühmte Cabinet und Kunstkammern/ nämlich des Herrn Steiningers prangend/ mit vortrefflicher Mahlerey der aller berühmtesten Italiänischen Meister/ und das schöne Haus der Herren Höpffer/ nunmehr Herrn Eberts/ ein zierliches Gebäude von wolverständiger Architectura, insonderheit überall kunstreich in Fresco gezieret/ durch des berühmten Rottenhammers Hand aller beste Arbeit Das Haus Mattäus Hopfers in der Grottenau 1 erlebte diverse Besitzerwechsel, darunter 1686 die Übertragung an Anna Katharina Eberz (vgl. Hascher 1996, S. 292). Weitere Familienmitglieder konnten bis dato nicht identifiziert werden.. Es ware auch in selbiger Stadt bey curiosen Herren/ und ist theils noch/ ein grosser Schatz: und sind unter den berühmtesten die Herren Milwein/ Herr Gabriel Müller/ wie auch noch der Herr Stadt-Consulent, D. Thoman: bey deme von auserlesensten Medaglien/ ein rares Cabinet/ wie auch gute Bildhauerey/ viel vortreffliche gemahlte Tafeln/ und Landschafften von dem Welt-berühmten Adam Elßheimer/ auch von seinem wol-nachfolgenden Discipel/ Herrn Jacob Ernst Thoman, ingleichen viel Kunstbücher von den berühmten ersten kleinen Meistern in Holtz- und Kupferstich/ bis auf Martin Schön/ Israel von Mecken/ Hopffer/ Albrecht Dürer/ Lucas von Leiden/ Aldegraf/ Jacob Binck/ Hanns Sebald Böhm/ Georg Pens/ die alle complet und saubers Drucks beysammen/ wie nicht weniger des Raphaël d’ Urbin, Titian, Tintoret, und anderer Italiäner/ auch Niderländischen und Französischen berühmtesten Kupferstücken: Wie dann seine Curiosität solche samt der Bibliothek noch täglich vermehret.
Ein Kunst- Liebhaber daselbst/ genannt Wilwein/ zeigte mir Original-Hauptrisse von allen guten Meistern/ Italiänischen und Teutschen/ eine schöne Anzahl. Gleiche Kunst-Neigung verspürte ich bey Herrn Spitzelio, wolberühmten Prediger bey St. Jacob/ der neben seinen Studien und vortrefflichen Bibliothek/ mit guten Kunst-Sachen/ Gemählen/ Handrissen und Kupferstichen sich zu recreiren pflegt.
Unter die besten ist auch zu rechnen der Herren Michel und Mattheus Müllere Kunstkammer/ darinn unter andern/ von dem berühmten Titian, ein auf dem Bette sitzende Vanitas, ein wolgestelltes nackendes Weibsbild vortreflich gemahlt; wiederum die geflügelte nackende Venus in Lebensgrösse/
Dieser Bericht wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 35).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 973