TA 1679, II (Skulptur), S. 65
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 952
der Welt triefen solte. Hernach bestätigte solches unser Heiland/ der ihnen selber in die Augen gesagt: Sihe/ euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Es kan je nicht genug bewundert werden die äuserste Verstockung dieses Volks/ welche ihnen zweifelsfrey in Egypten angebohren worden: massen auch selbige Nation/ durch die ausgestandene zehen Plagen und die endliche Ersauffung im rohten Meer/ der ganzen Welt/ sowol der Menschlichen Verhärtung/ als der Göttlichen Bestraffung/ ein Beyspiel worden. Uber die Juden ist sich aber weit mehr zu verwundern/ die nun vor mehr als anderthalbtausend Jahren das Zepter verlohren/ ohne Regenten und Regiment als Knechte in der Welt herumschweiffen/ und eben solang ihre Stadt und Tempel wüst ligen sehen: Die aber doch noch auf einen Messiam und Wideraufrichtung ihres Reichs warten/ und JEsum Christum/ ihren Erlöser und Bruder im Fleisch/ nicht annehmen wollen. Unterdessen dulten wir billig alle Juden/ um dieses einigen Juden und Hellandes willen/ wiewol sie ihn und seine Christen täglich lästern und verfluchen/ und lassen/ wie er befohlen/ dieses Unkraut mit dem Weitzen/ bis zur Ernde fortwachsen: Da sie/ ins ewige Feuer geworfen/ den Lohn ihrer Verstockung empfangen/ und erfahren werden/ in wen sie mit ihren Zungen gestochen haben. Ob aber die Juden noch vor dem Welt-Ende sollen bekehrt werden/ solches ist aus den Worten Christi. Diß Geschlecht wird nicht vergehen/ bis daß es alles geschehe/ nicht zu schliessen: weil denselben keine Verheissung angehängt ist. Die Worte S. Pauli Rom. 11. Blindheit ist Israel eines theils wiederfahren/ so lang bis die Fülle der Heiden eingegangen sey/ und also das ganze Israel seelig werde/ sind mehr Wünsch- als Weissag-Worte. Wir wollen ihnen solches gönnen/ und Gott für sie bitten/ daß er sie aus der Stockfinsternis herausführen wolle.
Sie blieben ja/ nach dieser Zerstörung/ die A. C. 71 geschehen/ noch im Lande/ und aufrührten A. 116 unter Kais. Trajano, in Libya, Eaypten Egypten und Mesopotamien: wurden aber von L. Quieto gezüchtigt. A. 133 stunde einer unter ihnen auf/ der sich/ weil Bileam von einem Stern aus Jacob geweissaget/ Barcochab oder den Sohn des Sterns genennt/ die Judenschaft in allen Ländern aufgewiegelt/ den Ort Berhoron in Judea befestet/ und sich dahin gesetzet. Aber Kais. Adrianus kame selber/ belagerte diesen Auswiegler/ vierthalb Jahr lang/ eroberte endlich den Ort/ und erschluge den Barcochab: welchen man mit einer Schlange um den Hals ligen gefunden/ und die Juden nachmals Barcozbah oder einen Sohn der Lügen genennet. Es wurden ihrer in diesem Krieg 580000 erschlagen/ und damit alle ihre Macht in den Staub geleget. Allen Juden ward hierauf verbotten/ den Ort der Stadt Jerusalem zu betretten: neben welchen der Kaiser eine Stadt bauen/ sie nach seinem Namen Aeliam nennen/ eine Sau über das Thor stellen/ und Heiden darinn wohnen ließe. Sie erlangten hernach von den folgenden Kaisern/ daß sie järlich den 10 Aug. um Geld dahin kommen und
weinen dorften: Da dann Kriegsknechte bey ihnen stunden/ welche/ wann dieses Heulen über eine Stunde währte/ allemal wider soviel Gelds ihnen abnötigten. Sie erlangten auch A. 363 von dem Kais. Juliano dem Abtrünnigen die Freyheit/ ihren Tempel an der alten Stelle wieder aufzubauen. Als sie aber den Grund legen wolten/ kame ein Wetter mit Donner und Erdbeben/ davon ihrer etliche tausend verdurben. Als sie von neuem sich daran machten/ fuhren ganze Klumpen Feuers hervor/ davon viel Arbeiter verbrennet wurden/ und dorfte sich niemand mehr hinzu wagen.
Kais. Titi Triumf. Titus/ nach er also diesen Krieg geendet/ zoge darauf nach Rom: und/ weil die Soldaten ihn zum Kaiser haben wolten/ liefe ein Geschrey voran/ als wann er in Orient ein Reich wider den Vatter anrichten würde. Aber er eilte nach Rom/ und alda zum Kaiser/ der sich seiner fast nicht versehen/ und sagte: Ich komme/ mein Vatter/ ich komme. Sie sind hierauf miteinander im Triumf eingezogen: Da sie die Stadt Jerusalem und deren Eroberung in Gemählen praesentirt/ den Rauberhauptman Simon an einem Strick mitgeschleppet/ auch den güldnen Tempel-Tisch und Leuchter/ samt anderen vornehmen Beuten/ schau-geführet. Als dieser Triumf-Aufzug langsam fortgienge/ sagte der alte Vespasianus: Er werde jetzund darum gestraffet/ daß er iemals diese Ehre verlanget/ auch bey so hohem Alter in diese Eitelkeit sich mit einflechten lassen. Titus/ der hiernächst seines Vatters Collega in der Regirung worden/ ließe zu Rom dem Frieden einen Tempel bauen: Welchen er mit der Beute/ so er in Judea erworben/ und mit andern in Asia eroberten Seltenheiten/ ausgezieret. Sonst erwählte er ihm aber solche Leute zu Rähten/ die nach seinem Tod auch von andern Kaisern angenommen worden.
Sein Tod. Er regirte aber nicht lang nach seinem Vatter/ und sahe sich heimlich von seinem Bruder Domitiano verfolget: Der ihm solang nach dem Leben gestanden/ bis er ihm endlich ein langsames Gift beygebracht. Wie er nun nach seinen Sabinischen Mairhof reisete/ und es bey klarem Wetter gedonnert/ auch das Opfer ihm entflohen/ ward er darüber betrübt/ und stieße ihn in der nächsten Herberge ein Fieber an. Als er von dar auf der Sänfte sich fürter tragen lassen/ hube er die Decke etwas auf/ sahe gen Himmel/ klagte und sagte: Er habe ja nicht verdient/ daß ihm das Leben sobald genommen werde/ und er wisse nicht mehr als eine That/ die er bereue. Was dieses gewesen/ hat er nicht von sich gesagt: Niemand hat es auch durch Mutmassung erforschen können. Man sagte ja/ er hätte seines Bruders Gemahlin Domitiam, beschlaffen: Das aber diese niemals gestehen wollen. Also starbe er an diesem Fieber/ A. C. 82 den 13 Septembr. seines Alters in 42 Jahr/ nach dem er nur 2 Jahre und nicht gar 3 Monate regirt hatte/ und zwar eben an dem Ort/ wo sein Vatter gestorben. Der ganze Römische Raht/ als sie gegen Abend diesen Tod vernommen versamlete sich noch selbige Nacht in Traurkleidern auf das Rahthaus/
Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 957