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TA 1679, II (Skulptur), S. 62

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 952
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balletiren und dergleichen fürnehmen/ sondern daß sie Gott in Güte nachahnen/ und des Volkes Vätter und Götter seyn sollen. Daher werden sie auch in Heil. Schrift Evergetae oder Wolthäter/ auch Hirten genennet/ die das Volk Gottes weiden/ aber nicht schinden und fressen/ daß sie sich und ihre Wollüste nehren.

Sanftmut. Aus der Güte seines Gemüts/ ist auch entsprungen die Sanftmut/ worinn er wol unvergleichlich gewesen: daher er sich über niemand erzürnet/ auch über diese nicht/ die ihme nach dem Reich und Leben stunden. Seinen Bruder Domitianum, dessen vielfältige Nachstellungen er erfahren müssen/ mahnte er oftmals mit diesen Wordavon ab: was ists doch vonnöten/ daß du durch einen Brudermord nach etwas trachtest/ das du doch mit meinem Willen haben kanst/ ja allbereit schon hast/ indem du ja mein Reichsgenoß bist. Er bate ihn oft heimlich mit vielen Threnen und Seufftzen/ daß er ein brüderliches Gemüte an sich nehmen wolte. Es wäre ja für ihn/ als einen Heiden/ und für das Reich bässer gewesen/ wann er diesem bösen Bruder vorgekommen wäre/ und nicht erwartet hätte/ biß er von ihme/ wie hernach folget/ mit Gift hingerichtet worden. Aber er verfuhre also/ nicht allein gegen seinen Bruder/ sondern auch gegen andere. Dann als er von etlichen erfahren/ daß sie ihm auf die Fersen tretten wolten/ zoge er dieselbe zur Tafel/ nahme sie folgends mit sich in den Schauplatz/ sasse zwischen sie mitten ein/ liesse auch von den Fechtern etliche Schwerder herzu holen/ gabe sie ihnen/ und probirte sie selber/ ob sie scharf wären:womit er sie gleichsam reitzete/ dasjenige an ihm zu vollziehen/ was sie wider ihn vorhatten. Als sie aber hierüber erstaunten/ sagte er wider sie: dasehet ihr/ daß von Gott die höchste Gewalt komme/ und daß die Boßheit sich vergeblich darum bemühe. Und dieses war ihre Straffe. Also hat er auch zween andere/ die nach dem Reich strebten/ bloß mit Worten davon abgehalten/ und sie zu fördern sich erboten/ auch der Mutter des einen/ die aus Furcht entflohen war/ entbieten lassen/ wie es ihrem Sohn wolergienge. Als er Hohpriester worden/ beteurete er/ wie er solches allein darum thäte/ daß er vom Blut unbefleckte Hände zu behalten sich erinnern möchte. Er schwure auch/ daß er lieber selbst den Tod leiden/ als solchen iemand anthun wolte. Bey dieser seiner Gewonheit/ konte erfreylich hoffen/ daß niemand ihn wie die vorigen Kaiser/ würde zu verfolgen begehren/ wie er dann sagte: Es kan ja niemand mich zu schmähen und zu beleidigen trachten/ weil ich selbst niemand zu schänden oder zu beschädigen pflege. Wie es dann wahr ist/ daß er keinen Menschen etwas mit Unrecht abgenommen/ oder sonst jemanden unschuldig beschimpfet/ auch kein fremdes Gut iemals an sich gezogen: wiewol er ja so herrlich/ als irgend einer seiner Vorfahren am Reich/ gelebet. Er war auch ein abgesagter Feind derer/ die andere angaben und verriehten/ um damit Geld zu gewinnen: wie er sie dann über den Marckt prügeln und peitschen/ und nachmals zu Knechten verkauffen liesse. Es geschahen/ unter seiner Regirung/ drey Unglücks-Fälle:

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da der Berg Vesuvius auf das umligende Campanien Feuer geworffen/ Rom in Brand gerahten und 3 Tage lang gelohet/ und eine starke infection entstanden. Hierunter hat er sich nun recht einen Vatter erwiesen/ jederman getröstet/ gerahten und geholffen/ seine Paläste von ihrem Zierat entkleidet/ um die Tempel und andere grosse Häuser damit wieder auszuzieren.

Untergang des Jüdischen Reichs Die vornemste unter seinen Thaten ist/ daß er/ zwar vor Antritt des Kaisertums/ die aufrührische Juden gedämpfet/ die Hauptstadt Jerusalem samt dem Tempel zerstöret/ das Jüdische Reich aufgehoben/ und das Land Judea/ mit Heiden besetzet/ der Römischen Provintz Syrien unterworffen. Welchergestalt selbiger Krieg angegangen/ daß ist in den Geschichten nächst-vorhergehenden Kaisers beschrieben worden: Welcher/ als er/ zum Kaiser erwehlt/ nach Rom abziehen müssen/ seinem Sohn Tito das Kriegsvolk/ samt dem Krieg/ übergegeben. Die Juden/ so über den zum Tod verurtheilten Sohn Gottes und Marien geruffen hatten/ sein Blut komme über uns und über unsere Kinder! die auch seither die Christen/ als Anhängere dieses wieder -erstandenen Gekreutzigten/ äuserst verfolgt hatten/ waren nun zur Straffe reif worden: Daher Gott sein Heer die Römer ausgesendet/ diese Mörder umzubringen und ihre Stadt anzuzünden.

Vorzeichen dessen. Es wird von vielen Vorzeichen geschrieben/ die diesem Untergange vorgelaufen. Ein Schweifstern/ gleich einem Schwerd/ stunde ein ganzes Jahr über Jerusalem. Der Mond wurde/ zwölf Nächte nacheinander/ verfinstert: Den zwölf Stämmen von Israel / ihren Fall aus der Glaubens- in die äuserste Höllen-Finsternis anzukünden. Es wurden/ in selbiger ganzen Gegend/Rosse/ Wägen und Kriegsheer/ gegeneinander kämpfend/ in der Luft gesehen. Das Feuer auf dem hohen Altar/ hat in der Passah-Feyr den 8. Apr. bey Nacht so hell geleuchtet/ daß man vermeinet/ es wäre Tag worden: Wie dann ein Liecht/ das bald verleschen wil/ letzlich einen hellen Schein von sich zu flackern pfleget. Die grosse Tempel-Pforte gegen Morgen/ die mit Riegeln und Schlössern wol verwahrt war/ auch von 20 Männern muste eröffnet werden/ thäte sich um Mitternacht selber auf. Eine Kuh gebahre ein Lamm/ als man sie jetzt opfern solte. Die Priester/ als sie am Pfingst Fest in den innern Tempel giengen/ hörten erstlich ein Geräusche/ und letzlich diese Stimme: lasset uns von hinnen ziehen! Es kame auch einer/ Namens Jesus Anani/ nach Jerusalem auf das Fest/ und fienge sofort an zu schreyen: Eine Stimme vom Aufgang/ eine Stimme von Niedergang/ eine Stimme von den vier Winden/ eine Stimme über Jerusalem und den Tempel/ eine Stimme über alles Volk. Mit solchem Geschrey gienge er Tag und Nacht durch die Stadt/ und hörte nicht auf zu ruffen/ ob er schon geschlagen worden. Als er auch vor den Landpfleger geführet worden/ und derselbe ihn steupen lassen/ hat er nicht darwider gebeten noch geweinet/ sondern zu jedem Streich geruffen/Wehe/ Wehe Jerusalem! Diese Weise triebe er viel Jahre/

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die Titus-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Titus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 957