TA 1679, I (Architektur), S. 36
Donati (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Auch Donati widmet in seiner Publikation Roma Vetus dem Namensursprung des Captiols ein eigenes Kapitel (vgl. Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Secundus, Kap. I. Nomina Capitolij, S. 106 f.). Laut Sponsel ist Donati die Textquelle für dieses Kapitel (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Jedoch kann hier nur schwerlich von einer wörtlichen Übernahme gesprochen werden. Vielmehr entwirft Sandrart in kompilatorischem Verfahren ein eigenes Referenzsystem an Autoren, die er in den Marginalien benennt. Demnach entnimmt er u.a. Informationen der Publikationen Josse de Ryckes oder Christoph Adam Rupertus’.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 767
selbst gehabt: Sintemal solche (wie der Poet Ausonius gethan) frey damit herausgebrochen/ und ohne Scheu bekennt: Mars, Romulus und Remus werden deswegen für die erste Eltern der Römer gehalten/ dieweil dero Vatter gantz ungewiß/ und die Mutter in Warheit [Fußnote] Illi nec pater certus suit: Et mater est verè lupa. ein rechte Wölfinn/ das ist/ eine Hur gewest. In Erwegung dessen Messalae historische Behutsamkeit. verfährt der Römische Geschichtschreiber Messala Corvinus, sehr behutsam damit/ indem er [Fußnote] Lib. de Augusti progenie: Romulum Romane urbis imperiique conditorem , materna linea incognito patre ortum, tuae stirpis non censeo; si major um genealogiam rectè complector./ in Beschreibung des Geschlechts/ und Erzehlung der Vorfahren Käysers Augusti, also redet: Was Romulum anbelanget/ als der Stadt Rom/ und des Röm. Reichs Urhebern/ dieweil derselbe/ der mütterlichen Linie nach/ einen unbekanten Vatter hat/ erachte ich/ daß er in dein Geschlecht nicht gehöre/ noch von dir herstamme. Nemlich/ da er vorher schon erzehlet hatte/ wie die obbemeldte Vestalische Jungfer/ der Leute Sagen nach/ von irgend einem Liebhaber/ so Mars geheissen/ geschwängert worden: Dahero sie hernach Zwillinge geboren.
Romuli und Remi Seugamme. Als nun der König Amulius gewissen Bericht davon erhalten/ habe er alsobald/ dero Mutter/ als seine nächste Baas/ deswegen in gefänglichen Verhafft genommen; und die beeden Söhne an den Tiberstrom zu vertragen/ und hinzusetzen befohlen. Woselbst sie nachmals desjenigen Königes Viehhirt/Faustulus, ungefehr/ an einer Wölfinn saugend/ angetroffen; welche er seinem eigenem Eheweib/ Laurentiae aufzuziehen übergeben.
Romuli und Remi Jugend. Nachdem also diese beede Jünglinge erwachsen/ und so wol an den Kräfften des Leibes/ als an der Tapferkeit des Gemüths/ mercklich zugenommen; haben sie in denen umherligenden Wäldern und Haynen nicht nur allein das Wild zu fällen/ sondern auch über die benachbarten Viehhirten zu herrschen angefangen: Endlich aber wurde Remus, durch Hinterlist/gefangen/ und als ein Rauber/ dem König Amulio , vorgestellet: Welcher nachmals/ durch Behülf anderer Hirten/ und seines Bruders Romuli, solch seinen Vettern Amulium, in dem königlichen Hof überfallen/ und ermordet hat.
Götzenbilder vom Donner beschädiget. Allein damit wir nochmals von der obgedachten Wölfinn/ und deroselben Bildnis auf dem Capitolio, zu reden kommen; so dienet ferner dieses hiervon zu wissen/ welches etliche Scribenten einhellig Seneca l. 2. quaest. nat c. 42. Lucret. l. 6. bejahen; wie daß einsten des Jupiters Seule und anderer Götter/ als des Romuli und Remi, samt der vergüldten Wölfinn/ von einem Donnerkeil zerschmettert/ theils auch gar davon zerschmeltzet/ und über einen Hauffen gefället worden. Worüber sich dann Lucretius nicht wenig vewundert/ daß der bekannte Donnergott seines eigenen Tempels selbst nicht verschonet; sondern die sehr wolgemachten Bildnissen der Götter so gewaltig beschädiget/ und dadurch heftig beschimpfet. Welches sonsten auch mehrmals beschehen ist/ allein beedes Cicero in Divinat. der Stadt und Burgerschaft nie etwas gutes bedeutet hat. Dergleichen Beweisthum führt der alte Kirchenlehrer/ Hieronymus, in seinem
Sendschreiben/ an die Marcellam, von dem Tempel zu Bethlehem/ also redend: dieser Ort ist weit heiliger/ dann die Tarpejische Felsenburg; welche/ in dem sie zum öftern vom Himmel herab durch den Donner getroffen worden/ uns so viel zeigen und lehren wollen/ daß sie GOtt zum höchsten mißfallen habe.
J. Rycquius Comment. de Capito. Rom.c.24. Heutiges Tages aber ist das aus Ertz gegossene Bild derjenigen Wölfinn/ als eine seugende Kinder-Amme annoch zu sehen; welche an dem einen Schenckel eben dergleichen Kennzeichen hat/ daß sie nemlich von einem Donnerkeil getroffen/ und beschüdiget worden: wie solche Cicero in seiner II. de Consol. ad Q. fratrem. Liv. l. 9.Urania vortrefflich beschrieben/ und sehr beweglich beklagt. Es gedenckt aber auch Livius dergleichen Wölfinn/ an einem andern Ort der Stadt/Ficus Ruminalis genannt: dahin weiland die Ogulnii in ihrem Baumeister-Amt/ solche samt denen beeden Säuglingen/ verordnet und aufgerichtet haben. So sind auch etliche der Meinung/ ob wäre diese Wölfinn/ welche Rycquius aus dem Capitolio vorstellig gemacht/ ehdessen auf dem Versamlungs-Platz gestanden/ nachmals aber in den Lateranischen Palast/ und von dannen/ samt noch andern zerstückten Antiquitäten/ erst auf das Capitolium gebracht/ und versetzt worden.
Dem sey nun aber/ wie ihm wolle/ so bleibt doch dieses fest gestellet/ daß zu allen und jeden Zeiten Lib. 1. c. 20. dergleichen Thier - Bildnis/ auf dem Capitolio gestanden/ und viel höher/ als sonst irgend ein Menschenbild/ geehret worden; gleichwie Lactantius, in seinem Buch/ von der falschen Religion/ solches bezeuget/ wann er also schreibt: Des Romuli Seugamme/ als der Wölfinn/ wurde göttliche Ehre angethan; welches ich vortragen wolte/ wofern es dieses Thier selbst gewest wäre: Allein so berichtet Livius selbst ein anders/nemlich/ wie daß durch solche Wölfinn niemand anders/ als das Hirten-Weib Laurentia, und zwar nicht dem Leibe/ sondern dem Gemüth und den Sitten nach/ dadurch vorgebildet worden.
Solcher/ erstbesagter massen nun haben die alten Römer/ ihres Stammvatters und Urhebers Ehre zu retten getrachtet; indeme sie diese Dienstleistung ihrer ungefähren/ und dabey unehrlichen Seugmutter/ durch ein so künstlich- ersonnenes Bildnis/ verhalten/ und alle Schande damit zugedeckt.
Schaupfenninge vom Romulo. Bey sothaner Angelegenheit dann auch von denen Römern dergleichen unterschiedliche/ alte Schaupfennige/ von Silber und Ertz/ gemüntzet worden: Als nemlich auf einem Silberpfenning Jo. Faber Comment. in Fulv. Ursini Imagg. Illustr. num. 125. das Bildnis Romuli Eine entsprechende Abbildung des ROMULUS REX konnte nachgewiesen werden in: Faber, Comm. Imagines Ursini 1606, pl. 127., des ersten Römischen Königs; auf dessen anderen Seite der Nam QVIRINUS stehet/ welcher des Romuli Zunam gewest/ von der Sabiner Stadt CURI; nach dem/ mit Tatio der Sabiner König getroffenem/ Friedensschluß.
Auch Donati widmet in seiner Publikation Roma Vetus dem Namensursprung des Captiols ein eigenes Kapitel (vgl. Donati, Roma vetus überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Secundus, Kap. I. Nomina Capitolij, S. 106 f.). Laut Sponsel ist Donati die Textquelle für dieses Kapitel (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Jedoch kann hier nur schwerlich von einer wörtlichen Übernahme gesprochen werden. Vielmehr entwirft Sandrart in kompilatorischem Verfahren ein eigenes Referenzsystem an Autoren, die er in den Marginalien benennt. Demnach entnimmt er u.a. Informationen der Publikationen Josse de Ryckes oder Christoph Adam Rupertus’.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 769