TA 1680, Iconologia Deorum, S. 158
dem Ovidius in Fastis angezogen worden.
Eben diese wurden unterweilen auch gebildet mit einem/ über der lincken Schulder liegend/ und unter dem rechten Arm hinum geschlagenen Römischen Friedens-Rocke/ damit sie nemlich ihr Amt desto bequemlicher verrichten könnten; indem sie/ wie Plutarchus eben am selbigen Ort meldet/ der Menschen Wercke aufs genaueste erforschten/ damit derselben Untugenden und Laster nicht verborgen blieben/ sondern um derer Willen/ nachdem sie davon genaue Erkundigung eingezogen/ solche rechtmässig abstrafften.
Ein solcher allhier vorgestellter Lar oder Hausgott/ dessen Original im Metall eingegossen/ dem M. Zuerio Boxhornio (wie er solches in seinen quaestionibus Romanis p. 30. 31. anführet) von einem guten Freund verehret worden/ wurde nahe bey der Stadt Santen/ in dem Clevischen Herzogthum / samt andern Römischen Reliquien ausgegraben/ eben in der Gestalt und Grösse/ wie der beygefügte Holtzschnitt ausweiset.
Penates, eine Art Hausgötter Denen Laribus waren die Penates gantz ähnlich/ insonderheit in Verwahrung der Städte. Einige wollen/ es seyen diese bey den Römern gewesen Jupiter/ Juno/ und Minerva; andere aber Apollo und Neptunus/ welche die Trojanische Mauern gebauet. Marcus Cicero schreibet/ sie seyen vom Wörtlein penu, (Vorraht an Speiß und Tranck) oder weil sie penitus, das ist/ gantz inwendig drinnen sitzen/ also genennt: und daher wurden sie in den innersten Theilen deß Hauses geehrt. Weßwegen auch Demipho bey dem Terentius sagt/ er wolle nach Haus reisen/ die Penates, oder Hausgötter zu begrüssen/ daß er von dannen wieder auf den Marckt sich begeben/ und seine Geschäffte verrichten könne. Von ihrer Bildung oder Gestalt berichtet der Geschichtschreiber Timaeus/ daß sie eiserne und ehrinne Zincken/ und ein Trojanisch irdin Gefäß gewesen/ welche ins Lavinii verborgenen Geheimgemächern/ als dahin gewiedmet/ gestanden.
Dionysius erzehlet im ersten Buch der Römischen Historie / er habe in einem niedrig-finstern/ unweit vom Römischen Marckt entlegenem Tempel zwey Bildnussen zweyer Trojaner gesehen/ in Gestalt zweyer sitzender Jünglinge/ deren jeder einen Wurffspieß in der Hand gehabt/ mit dieser Uberschrifft: D. PENATES; wie dann auch in den meisten alten Tempeln dergleichen Jünglinge in Kriegs-Habit/ und Verrichtung/ nicht weniger auf vielen alten Schau-Müntzen zu sehen.
Genius, oder Geburts-Engel So ward auch der Genius, oder Geburts-Engel/ für einen Haus-Gott/ ja für eines jedweden besonderen Geist gehalten/ welchen Einige den Gott der Gastfreyheit zu seyn geglaubet; dannenhero man im Lateinischen noch saget/ genio indulgere, das ist/ dem Lust-Geiste nachhängen/ und der Natur ein Genügen leisten; und genium defraudare wird von denen gesagt/ die den Lust-Geist hemmen/ und den Begierden der Natur ernstlich widerstehen. Wann Horatius im II. Buch seiner Episteln an den Julius Florus schreibet/ und von der menschlichen Dinge Unbeständigkeit redet/ fraget er/ wie es doch komme/ daß unter zweyen Brüdern einer öffters wollüstig/ der ander aber arbeitsam seye? Worauf er ihme selbst also antwortet:
Naturae Deus humanae, mortalis in¶ unum
Quodque caput: vultu mutabilis,¶ albus & ater.
wie wir gebrechlich seynd/ als der die¶ Krafft der Sternen
auf alle Köpffe treibt; Er ändert sein¶ Gesicht/
ist bald geschwärtzt/ bald weiß/ und¶ hält die Farbe nicht.
Censorinus ist der Meinung/ es seye Genius ein Gott der Geburt/ entweder weil er derselben vorstehet/ oder zugleich mit uns geboren wird/ uns auch immerdar/ unser Leben zu beschützen/ beywohnet; daher die Alten einem jeden Menschen seinen Genium oder Geburts-Engel zugeeignet; ja/ auch wol zween/ nemlich einen bösen und guten/ diesen zu einem Ermahner zum Guten/ jenen zu einem Anreitzer oder Treiber zum Bösen: Welches fast mit unserer Religions-Lehre übereinstimmet/ soviel nemlich die Schutz-Engel und böse Geister betrifft; ausgenommen/ daß wir nicht glauben/ daß sie mit uns geboren werden/ wie die Alten von ihren Geniis und Laribus geschrieben/ als unter welchen eine grosse Gleichheit ware; dannenhero die Römer an den Fußsteigen und Kreutzwegen deß Kaysers Augusti Genium, zusamt den Laribus aufgestellt und verehrt.
Ein jeder aber ehrte seinen Genium insonderheit/ wann er mit grosser Freude seinen Des Fürsten Genius. Geburts-Tag begienge. Deß Kaysers oder Fürsten Genius aber ward von allen öffentlich mit aller nur erdencklichen Ehre und Dienste venerirt. Deßwegen der/ so bey dessen Genio falsch geschworen/ hart gestrafft