TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 29
Teutschen Academie
Ersten Theils
Zweytes Buch/
Von
Der Scultura oder Bidhauer-Kunst Bildhauer-Kunst.
Bildhauerey-Kunst-Regeln.
Was die Bildhauer-Kunst sey? Erstes rundes Corpo. Innerlicher Concept, des Bildhauers/ im Bilde das Leben und dessen action vorzustellen. Gewand und Kleid des Bildes; dessen Bart und Haar. Das Bild mus/ auf allen Seiten/ perfect seyn. Bilder in die Höhe/ dörfen etwas keck/ und müssen etwas größer seyn. Austheilung und Maß eines Bildes. Ein kluges Aug ist der bäste Maß-Stab.
Was die Bilderey Kunst sey.VasariInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. VIII, Che cosa sia la scultura, e come siano fatte le sculture buone e che parti elle debbano avere per essere tante perfette, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 82 f. [Accessed: 2012-03-05. (Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/65vvrfNA7)].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 118HIermit nun auch von der Bildhauerey-Kunst zu reden/ so ist dieselbe eine Kunst/ welche/ durch Abnehmung und Stümmelung des überflüssigen Stoffs oder materie, dem ungestalten Holz/ Stein/ Bein oder Metall/ die verlangte Form und Gestalt gibet. Es ist aber zu beobachten/ daß alle Figuren oder Bildnisen/ so gehauen/ gegraben/ geschnitzt/ oder in Erstes rundes Corpo. Metall gegossen werden/ zuvor ein rundes Corpo haben müssen: aus welchem nachmals der Künstler/ durch vielfältiges schnitzen/ graben/ hallen und stümlen/ die Gliedmaßen und Theile hervorbringet.
Innerlicher Concept, des Bildhauers/ im Hierauf mus er ihme zuvor/ entweder aus einem formular, oder aus eignem Concept Vasari bringt dies nicht explizit auf den Begriff »concept« er schreibt vielmehr: »La prima è che quando una simil figura ci si presenta nel primo aspetto alla vista, ella rappresenti e renda somiglianza a quella cosa per la quale ella è fatta«; vgl. Vasari, Le Vite 1568 überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 82 [Accessed: 2012-03-05. (Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/65vvrfNA7)].und Verstand/ das jenige fürbilden/ was er vorstellen
Bilde das Leben und dessen action vorzustellen will/ als etwan eine hoffärtige und aufgeblasene/ oder demütige und niderträchtige/ eine lustige oder traurige Person/ oder worauf sonst sein absehen seyn mag: weil solche alle und jede/ mit unterschiedlichen und anderen gestibus, Sitten/ Gebärden und Regungen müssen hervor gebracht werden. Hiernächst mus er auch/ in seiner Idea die affecten/ Jahre und andere Eigenschaften dessen/ was er bilden will/ betrachten und verstehen lernen: damit hernach das Bild selbst/ im ersten Anblick/ erkäntlich zeige/ was es andeuten wolle. Es müssen auch alle Gliedmaßen/ in wahrer Gleichheit/ auf einander correspondiren: also daß die Schenckel nicht zu lang/ der Kopf nicht zu dick/ die Arme nicht zu kurz und ungeformt/ sondern von Glied zu Glied alles wol abgemessen/ vom Haupt bis zu den Füssen/ concordant seye. Also wann das Angesicht eines alten ist/ sollen
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 5): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. VIII, Che cosa sia la scultura, e come siano fatte le sculture buone e che parti elle debbano avere per essere tante perfette, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 82 f. [Accessed: 2012-03-05. (Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/65vvrfNA7)].Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 118