Galilei, Galileo

Basis-Daten

Ital. Philosoph, Mathematiker, Physiker und Astronom, geb. 1564 in Pisa, gest. 1642 in Arcetri; vgl. DBI, Bd. LI, S. 473–486.
Galilei wird nicht in der Teutschen Academie erwähnt, aber Sandrart hat in der lat. Ausgabe dessen Vita inklusive Bildnis publiziert; vgl. Sandrart, Academia 1683, S. 389 f. und Abbildung Tafel VII, rechts oben.

Die Übersetzung der lateinischen Vita lautet:
»Galileo Galilei (Quelle: Janus Nicius Erithraeus) aus Florenz, aus einer vornehmen und alten Familie, wandte sich der Erforschung der hellstrahlenden Sonne zu und entdeckte auf ihr schattenähnliche Flecken, auf dem Mond betrachtete er Ebenen, Hügel und Täler, auch an den Himmelsbahnen der Gestirne entdeckte er neue Sterne, welche er nach dem Beinamen seiner Fürsten Die Mediceischen nannte. Als er einst aus Padua, wo er für ein Gehalt von 800 Goldstücken die Jugend in den Lehren der Mathematik unterrichtete, nach Venedig gekommen war, wurde er von einem Mann aus dem Patrizierstand darauf aufmerksam gemacht, dass in Deutschland ein Fernrohr erfunden worden sei, das auch noch die entferntesten Dinge dem Betrachter in ihrer wahren Größe darböte. Sobald Galilei nach Hause zurückgekehrt war, passte er gläserne Scheiben verschiedener Art in bestimmten Abständen in Bleiröhren ein, die er einer Orgel entnommen hatte; im sicheren Bewusstsein des künftigen Erfolgs machte er daher einen Versuch mit dem Fernrohr auf dem Glockenturm von Venedigs San Marco. Seitdem war allgemein bekannt, dass mit Hilfe des von ihm erfundenen Fernrohrs neue, die gesamten Jahrhunderte zuvor versteckte und verborgene Sterne und Welten am Himmel entdeckt worden waren. Daher hatte er auch jenes sehr gründliche Buch mit dem Titel Nuncius Sidereus [»Sternenbotschaft«] veröffentlicht. Aufgrund dieses Ruhmes ließ ihn der Großherzog der Toskana nach Pisa kommen, wo er unter dem Titel eines Doktors der mathematischen Künste jeden Monat hundert große Silbermünzen, die man »Scudi« nennt, erhielt, für ihn aber auch ein zweiter Lehrer seiner Kunst als sein Vertreter eingestellt wurde. Da es ihm also an nichts fehlte, verfasste er mehrere Bücher zur Mathematik, darunter den Dialogus de Systemate Mundi [»Dialog über den Aufbau der Welt«], in dem er sehr deutlich seine Meinung über die Bewegung der Erde um die unbewegten Himmelskörper äußerte, obschon er später von den Inquisitoren nach Rom zitiert und zum Widerruf gezwungen wurde. Er wurde ungefähr 84 Jahre alt, von denen er die letzten, da er erblindet war, in Dunkelheit verbrachte. Er starb in seinem Landhaus im Gebiet von Florenz, dessen Grenzen er aufgrund des Urteils der Inquisitoren nicht verlassen durfte. Part. I Pinacothecae imaginum illustrium, num. CLIII. In Erinnerung an jenen großen Mann denke ich also daran, wie vertraut und freundlich ich mit ihm in Rom, als er dort mit der Inquisitionsverhandlung beschäftigt war, verkehrte, und zwar im Palazzo Medici, der damals ein wahres Arsenal der gesamten Antike und ein einzigartiges Theater der seltensten Dinge war. Hier nämlich verbrachte ich meine Zeit ganz intensiv mit Studien der Optik und Geometrie und lernte von jenem hervorragenden Lehrer und Meister die Dinge, von welchen die gesamte Welt und ich nicht den Schimmer einer Erkenntnis hatten. Was ist noch zu sagen? Mittels des Fernrohrs, welches, leicht zugänglich, in seinem Schlafzimmer auf den Mond gerichtet war, führte er Berge und Täler, Wälder, Landschaften, Licht und Schatten und sonst alles vor. Die Ehre, die mir von ihm erwiesen wurde, war mein Anreiz und Antrieb, meinerseits sein Bild mit den ihm gebührenden Ehrenbezeugungen zu zeichnen.«

Mit Janus Nicius Erithraeus ist der Dichter und Latinist Gian Vittorio Rossi (1577–1647), gemeint, der unter dem o.a. Pseudonym 1645 ff. seine Pinacotheca Imaginum, Illustrium, doctrinae vel ingenii laude, Virorum, eine Sammlung von Biographien berühmter Zeitgenossen, publizierte. Das Werk enthält u.a. eine Biographie Galileis, die offensichtlich von Sandrart benutzt wurde. Mit der kursiv gedruckten Angabe Part. I Pinacothecae imaginum illustrium, num. CLIII. folgt Sandrart dem Hinweis auf die Abbildung Galileis in Rossis Publikation.

(Übersetzung und Informationen von Peter Pauly)

Kategorie(n)

Gelehrte und Schriftsteller

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