Kommentar
Das Blatt zeigt die berühmte Antinous-Skulptur vom Belvedere ohne Ergänzungen. Auch wenn die frontale Darstellung der Statue in leichter Untersicht derjenigen auf Tafel d der TA 1675 entspricht, ist das vorliegende Blatt nicht als direkte Vorlage für den Kupferstich anzusehen. Als solche diente eine weitere Zeichnung, in der die Fehlstellen der Skulptur ergänzt und der Hintergrund ausgestaltet wurden. Obwohl die Zeichnung mit einer fetten Kreide ausgeführt wurde, die den Körper besonders weich modelliert erscheinen lässt, weisen Kopf- und Schulterpartie eine gewisse Härte auf, die für Sandrarts Zeichnungen der 1630er Jahre untypisch ist. Der Aufnahmewinkel entspricht demjenigen der Darstellung des Antinous in Perriers Segmenta, doch die natürliche Beleuchtung und die weichere Modellierung lassen den Schluss zu, dass die Zeichnung nach dem Original erfolgte; s. Mazzetti di Pietralata 2011, S. 136.
Der Namenszusatz »a Stockau« schließt eine Datierung in die Zeit des ersten römischen Aufenthalts (1629–1635) aus, da Sandrart erst 1644, nach dem Tod seines Schwiegervaters, das Schloss Stockau erbt. Die Ortsangabe »in Roma« wird gemeinsam mit einem Dokument der Accademia San Luca von Mazzetti di Pietralata als ein Beweis für einen erneuten Romaufenthalt des Malers im Jahr 1651 gewertet (vgl. Mazzetti di Pietralata 2005, S. 64–65 mit Anm. 17 und Mazzetti di Pietralata 2011, S. 136 f).
Kommentar von Carolin Ott — 04.10.2011
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: Sog. Antinous Belvedere (2. Version)