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Seit 1676 war Sandrart unter dem Gesellschaftsnamen der »Gemeinnützige« Mitglied in der Fruchtbringenden Gesellschaft: Bereits 1617 von Fürst Ludwig zu Anhalt-Köthen gegründet, zielte diese größte und einflussreichste Sprachgesellschaft des 17. Jahrhunderts darauf, die deutsche Sprache zu fördern und zu verfeinern, um Deutschland in kultureller Hinsicht wieder zu einer mit Frankreich und Italien vergleichbaren Nation werden zu lassen. Sandrart hatte seine Aufnahme in die Gesellschaft der Publikation des ersten Hauptteils der »Teutschen Academie« von 1675 zu verdanken, einer ersten enzyklopädischen Kunstgeschichte in deutscher Sprache.
In der Titelei der »Iconologia Deorum« findet die Verherrlichung der Gesellschaft von Seiten Sandrarts einen besonderen Ausdruck. Der Titelkupfer geht der achtseitigen Erzählung des »Ehrenpreiß[es] des durchleuchtigst-Fruchtbringenden Teutschen Palmen-Hains« voraus (vgl. TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [I]): Ein »teutscher« Schäfer-Poet begibt sich mit einer Nymphe namens Teutillis auf den Weg zum Parnass. Nach beschwerlichem Weg erreichen die beiden einen Hain, der von einem dreireihigen Palmen- und Lorbeerforst gesäumt wird. Die mit einem Stern gekrönte Nymphe gesellt sich zu den Musen, während sich der junge Poet hinter einer Palme verbirgt und eine Szenerie bewundert, die etwa der Darstellung des Kupfers entspricht:
Um den »Huf-Brunnen« lagern die Musen: Rechts Urania (mit Himmelskugel), Thalia (mit Maske), Euterpe (mit Rohrpfeife), Polyhymnia (mit Zirkel), davor Melpomene, links Klio (mit Gesangsrolle), Kalliope (mit Geschichtsbuch), Terpsichore (mit Zither) und Erato. Das »geflügelte Lobgerücht« (Fama) kündet mit Trompeten das Kommen Apollons an. Der Musen-Fürst mit Lyra erscheint in großer Herrlichkeit und nimmt auf seinem »Strahlen-Thron« Platz, der von dem »gezwölften Thiere-Kreis« überwölbt, von Minerva rechts, von Herkules und Merkur links flankiert wird. Über ihnen schwebt die blumenstreuende Flora sowie die ihr assistierenden »Flügel-Liebigen« (Cupidi). Die »hochbetagte Regentin« (Germania) in ihrem Kaiser-Schmuck hat neben Apollo Platz genommen. Nach einer Lobesrede auf das nach Krieg und Zerstörung wieder erblühende Kunst-Deutschland und vor allem auf diejenigen, die zu der neuen Blüte der Künste beigetragen haben (den Gründer und die ersten Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft) schenkt Teutillis dem Gott zwei Kronen als Ehren-Zeichen der »Teutschen Kunst und Tugend«.
Der Zug der Helden zum Thron rechts wird angeführt durch die drei Oberhäupter der Fruchtbringenden Gesellschaft (Ludwig von Anhalt-Köthen, Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar, August von Sachsen-Weißenfels) sowie die drei kurfürstlichen Mitglieder, es folgen die »Gesellschafter« in strenger Rangfolge von Herzögen, Markgrafen, Landgrafen, Pfalzgrafen, Fürsten, Grafen und Freiherren, dann Adelige und Gelehrte.

Mit diesem fulminaten Auftakt macht Sandrart deutlich, welcher Rang seiner Publikation der »Iconologia Deorum« zukommt und welches Ziel sie hatte: Sie gehört zu jenen Gaben, die von ihm als Mitglied des Palmenordens auf dem Altar der Tugend und des Friedens auf dem Parnass deponiert wurden. Daß er dem hohen Anspruch derjenigen Ziele und Grundsätze, die ihn mit der Gesellschaft verbanden – das Vorbild Antike, die Sehnsucht nach einer blühenden Kunstproduktion, das Bemühen um verbindliche und stabile Regeln für das Kunstschaffen – mit seinem Buch gerecht zu werden glaubt, vermittelt er dem Leser durch die programmatische Inszenierung der Titelei des Bandes; vgl. Schreurs 2007(a); Schreurs 2007(b)).

Kommentar von Anna Schreurs28.09.2010

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