Kommentar
Sandrart formulierte in seiner »Teutschen Academie« die Orientierung des Künstlers an der Antike ebenso wie an hervorragenden Künstlern der Vergangenheit und der Gegenwart. In seine »Schule der Bildhauerei«, seine Auflistung typologischer Figuren im Kapitel über die »berühmten antiken Statuen« des ersten Hauptteils, integrierte er folgerichtig zwei moderne Statuen, die er in den gleichen Rang an Vorbildlichkeit neben die antiken Bildwerke hob: Nicht sonderlich gekennzeichnet und ohne Namen der Künstler lässt er neben Michelangelos »Auferstandenen Christus« Duquesnoys »Putto, der einen Bogen schnitzt« zunächst in die Auflistung der antiken Skulpturen einfließen, die als »Säugammen der Künste« dienen sollen. Erst im Text selbst einige Seiten später, wo die Christusstatue zwischen einem Herkules und einer Medusa, und der Putto als glanzvoller Abschluss der vorbildlichen »antiken« Werke vorgestellt werden, erfährt der Leser die zeitgenössische Autorschaft.
Kommentar von Anna Schreurs — 27.11.2009