Kommentar
Durch Sandrarts genaue Benennung des Fundortes sowie der Umstände ihrer Auffindung und die Überlieferung der Inschrift am rechten Bein ist das Werk eindeutig als jene Statue zu identifizieren, die ein Bauer 1502 beim Pflügen am Magdalensberg in Kärnten fand. Der seltene Fund gelangte in den Besitz des Salzburger Erzbischofs Matthäus Lang von Wellenburg und bekam gebührende Beachtung von Gelehrten und Künstlern, doch auch von antikenbegeisterten Herrschern wie Ferdinand I. in Wien, der 1551 in einem Brief seinen Wunsch äußerte, in den Besitz der Statue zu gelangen. Lange Zeit glaubte man, damals sei ein Abguss der Statue an Ferdinand I. nach Wien geschickt worden. Die Spuren dieser Statue verlaufen sich in Spanien, wohin Ferdinand I., entgegen der Auflage des Salzburger Domkapitels, sie an seine Verwandten geschickt hatte (vgl. Gschwantler 1994, S. 332).
Das vermeintliche Original des Jünglings kam später von Salzburg nach Wien, wo es zunächst in der Hofburg und im Unteren Belvedere aufbewahrt wurde, bis es 1891 in den Schauräumen der Antikensammlung im Kunsthistorischen Museum Aufstellung fand. Bei einer Untersuchung der Guss- und Formtechnik des Wiener Jünglings 1986 stellte man fest, dass es sich hierbei nicht um das antike Original, sondern um einen Abguss handelt (s. Gschwantler 1986). Daraus kann gefolgert werden, dass 1551 eine Kopie der Statue in Salzburg verblieb, das Original hingegen an Ferdinand übergeben wurde und später in Spanien verloren ging.
Kommentar von Anna Schreurs — 11.06.2009
Dieser Kommentar bezieht sich auf:
- Kunstwerk: Jüngling vom Magdalensberg