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Jüngling vom Magdalensberg

Wurde geschaffen von

Personen-Bezüge

Wurde gestiftet von
War zu Sandrarts Zeit im Besitz von
Symbolansicht

Kunstwerk-Bezüge

Ist dargestellt in
War Vorlage für Kopie

Orts-Bezüge

Befand sich zu Sandrarts Zeit in

Literatur

Die Kunstwerk-Daten stammen aus

Basis-Daten

Datierung

1. Jh. v. Chr.

Material/Technik

Bronze

Inschriften

A POBLICIVS D. L. ANTIOC. / TI. BARBIVS. Q.P.L. TIBER.

Heutiger Aufbewahrungsort

verschollen, bis 1804 in Aranjuez nachgewiesen

Externe Ressourcen und Referenzdatenbanken

Census: 157018

Erwähnungen in der Teutschen Academie

»… l. 1. p. m. 1229. seq. Daselbst nun/ nemlich auf S. Helenen-Berg/ bey der Stadt S. Veit/ ist diese Statua, wie gemeldet/ Anno 1502 von einem Bauren/ da er ackerte/ gefunden worden. Sie ware 6 Schuhe lang/ ganz nakend/ hatte auf dem Haupt einen Hut von Glockenspeiße/ verguldet/ wie…«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 42

Kommentare

Durch Sandrarts genaue Benennung des Fundortes sowie der Umstände ihrer Auffindung und die Überlieferung der Inschrift am rechten Bein ist das Werk eindeutig als jene Statue zu identifizieren, die ein Bauer 1502 beim Pflügen am Magdalensberg in Kärnten fand. Der seltene Fund gelangte in den Besitz des Salzburger Erzbischofs Matthäus Lang von Wellenburg und bekam gebührende Beachtung von Gelehrten und Künstlern, doch auch von antikenbegeisterten Herrschern wie Ferdinand I. in Wien, der 1551 in einem Brief seinen Wunsch äußerte, in den Besitz der Statue zu gelangen. Lange Zeit glaubte man, damals sei ein Abguss der Statue an Ferdinand I. nach Wien geschickt worden. Die Spuren dieser Statue verlaufen sich in Spanien, wohin Ferdinand I., entgegen der Auflage des Salzburger Domkapitels, sie an seine Verwandten geschickt hatte (vgl. Gschwantler 1994, S. 332).
Das vermeintliche Original des Jünglings kam später von Salzburg nach Wien, wo es zunächst in der Hofburg und im Unteren Belvedere aufbewahrt wurde, bis es 1891 in den Schauräumen der Antikensammlung im Kunsthistorischen Museum Aufstellung fand. Bei einer Untersuchung der Guss- und Formtechnik des Wiener Jünglings 1986 stellte man fest, dass es sich hierbei nicht um das antike Original, sondern um einen Abguss handelt (s. Gschwantler 1986). Daraus kann gefolgert werden, dass 1551 eine Kopie der Statue in Salzburg verblieb, das Original hingegen an Ferdinand übergeben wurde und später in Spanien verloren ging.
Anna Schreurs, 11.06.2009

1626 erwähnt Cassiano dal Pozzo in seinem Reisetagebuch eine Statue im Jardìn de la Isla in Aranjuez, die aufgrund der wiedergegebenen Inschrift mit dem Jüngling vom Magdalensberg identifiziert werden kann. Demzufolge bildete der Jüngling als Brunnenfigur ein Paar mit einer nahezu gleich großen bronzenen Statue einer Venus. Diese kann mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Venus von Bartolomeo Ammanati identifiziert werden, die sich heute in Madrid befindet (Madrid, Museo del Prado, Inv.-Nr. 171 E), und unter Cosimo I. zwischen 1560 und 1570 als diplomatisches Geschenk an den Hof Phillips II. gelangt war (s. Gschwantler 1994, S. 312–314).
Anton Raphael Mengs (1728–1779), der von Karl III. (1716–1788) als Hofmaler nach Spanien berufen worden war, beschrieb 1761 in einem leider nicht erhaltenen Brief an seinen Freund Johann Joachim Winckelmann (1717–1768) die Statue des Jünglings. Dieser nimmt in zwei Briefen und in der »Geschichte der Kunst des Alterthums« auf die Statue Bezug, und erkennt als erster, dass sie jener Plastik gleicht, die er von einem Kupferstich im Inschriftenwerk des Jan Gruter kennt und von der er annimmt, dass sie sich in Salzburg befinde. Letzteres bestätigt ihm der Kardinal Alessandro Albani (1692–1779), der den Jüngling offensichtlich in Salzburg gesehen hatte. In mehreren Briefen erhofft Winckelmann sich nähere Auskunft über die Inschrift der Salzburger Statue, »aus welcher, wenn sie richtig und umständlich gewesen wäre, man vielleicht hätte sehen können, ob eine nach der anderen gearbeitet worden«, erhält die gewünschten Informationen jedoch nie (vgl. Gschwantler 1994, S. 319).
Die These, dass es sich bei dem spanischen Jüngling um das Original handelt, wird vom dem Bericht des dänischen Gelehrten Gerhard Tychsens gestützt (s. Tychsens 1787): Hierin heißt es, die Statue habe eine verstümmelte linke Hand gehabt. Gerade diese Partie ist beim Wiener Jüngling in einer helleren Legierung angegossen. Möglicherweise war das Original mit dieser Beschädigung 1502 aus der Erde gekommen, der Wiener Abguss zunächst original angefertigt und erst später durch den Anguss der fehlenden Finger restauriert worden (s. Gschwantler 1994, S. 333 f.).
Vermutlich wurden die Statuen des Jünglings und der Venus 1808 aus Furcht vor den anrückenden Franzosen versteckt. Während die Venus Jahre später in einem Brunnen gefunden und für das Museo del Prado gerettet werden konnte, fehlt von dem Jüngling seit einer Erwähnung im Jahre 1804 jede Spur (s. Gschwantler 1994, S. 330).
Carolin Ott, 24.11.2009

Erwähnungen in Kommentaren

Sandrart ging hier fälschlicherweise davon aus, bei Guidobald …
Carolin Ott, 24.11.2009