TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 219
Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Die Vita van Meckenems wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 16).The beginning of this part of the text is on page 434
Parmesanin ungefehr im Jahr 1530. mit dem Aetzen in Kupfer den Anfang gemacht/ und daß um selbige Zeit auch Hugo da Carpi die Holzschnitte mit zweyen oder mehrern Stöcken erfunden/ wie dann vor diesen Zeiten niemand von diesen Künsten etwas gewust hätte/ so verstoster sich doch darinn gewaltig/ ja er schneidet sich selbst merklich in die Finger durch übelen Bewust.
Welche aber den Teutschen gebührt/ und 1. probiert wird von den Holzschnitten Dann indem er sein selbst vergessend/ meldet/ daß/ als im Jahr 1511. das erste mal auf S. Marx Platz zu Venedig die in Holz geschnittene Paßion von Albrecht Dürer zu verkauffen gewesen/ habe selbige unter andern vielen der Künstler Marc Antonio mit unabgewendtem Verwunderungs-Auge angesehen/ und fast alle seine Baarschaft mit diesem ihme weit liebern Schatz vertauschet/ und hernach solche 36. Stuck mit höchstem Fleiß copiret/ auch so wol getroffen/ daß seine Copien die Ehre für Originalia gehalten zu werden erlangt/ dannenhero Albrecht Dürer/ solches erfahrend/ bewogen worden/ nach Venedig zu reisen/ und bey selbiger Republic um manutenenz seiner Käiserlichen Privilegien/ über diese seine Arbeit/ anzusuchen/ auch so viel erhalten/ daß Marc Antonio aus seiner Copie den Namen des Albrecht Dürers radiren müssen/ so gibet ja gedachter Georgio Vassari, als ein geborner Italiäner/ damit selbst an Tag/ daß schon damals/ als diese Kunst in Italien hat sollen geboren werden/ selbige in Teutschland rühmlich erwachsen/ und in schöner Blüht gestanden habe. So weiß man und bezeugen ferner die bey denen Kunst-Liebhabern befindliche Abdrücke/ daß die Art mit dreyen Stöcken in gelb und Weiß/ oder blau und weiß/ wie nicht weniger von schwarz und weiß durch Holzstöcke die Schatten/ wie auch die aufhochende Liechte zu drucken/ bereits im Jahr 1503. bey den Teutschen sehr üblich gewesen/ und in folgenden Jahren fortgesetzet und so hoch gebracht worden/ daß ihre perfection die Italiäner kaum 50. Jahr hernach erreichen mögen.
Um selbige Zeit hat Albrecht Dürer/ durch die Vollkommenheit seiner Wissenschaft/ sich selbst den unverwelklichen Lobs-Kranz aufgesezt/ und sehr viel Sachen in Holzschnitt von Anno 1510. biß Anno 1520. ausgehen lassen/ wie in seiner Lebens-Beschreibung folgen wird/ welche alle Zeugnis geben können/ wie hoch damals schon in Teutschland diese Kunst den Schatten und Liechte zu bilden gestiegen/ ja es wären darzu allein genug das von gedachtem Künstler verfärtigte Marienbild/ so das in S. Anna Schoß sitzende JEsuskindlein anbetet: Item die von Lucas Cranich künstlich geschnittene Adam und Eva/ als auch das von Hans Balddungrün wolgearbeitete Gabelfahren der unseligen Hexen/ neben dem in einem Stall bey den Pferden ligenden Knecht/ und andern mehr/ so von gedachtem Dürer ans Liecht gegeben worden.
Noch weiter in das Altertum zu gehen/ so findet sich/ daß wolermeldter Albrecht Dürer schon im Jahr 1498. die Offenbahrung S. Johannis in Und fället auf die Zeit der Buchdruckerey Ursprung. Holzschnitt gebracht: ja es ist schon vor selbiger Zeit die Teutsche Chronic D. Hartmann Schels von Nürnberg mit allerhand Contrafäten/ LandCharten/ Städten/ und andern Figuren angefüllet
worden: Daß ich also mir zu behaupten getraue: Es seyen die Holzschnitte alsobald mit der Druckerey im Jahr 1440. in Teutschland erfunden worden: Dann weil man weiß/ daß Anfangs keine metalline Buchstaben/ wie jetzo/ gebraucht; sondern ganze Blätter in Holz geschnitten worden/ so solget unwidersprechlich/ daß dazumal das Schneiden in Holz ausgekommen seye: Also sihet man in den erstgedrukten Büchern allerhand Ornamenten/ Laubwerk und Zierrathen/ ja man findet in der Anno 1488. ausgegangenen Nürnbergischen Reformation so wol/ als in dem Buch Belial, von der Gerichts-Ordnung der Stadt Augspurg handelnd/ das im Jahr Christi 1487. von Hans Schönberger in Augspurg gedrukt worden Siehe hierzu die ausgewählte Beispielabbildung »Belial überreicht Salomon seine Klagschrift« allerhand Bildnisse/ Landschaften/ und andere Figuren/ alles zum Zeugniß/ daß dieser Kunst Erfindung von der Teutschen Emsigkeit herrühre/ von ihnen aber erst lang hernach in Italien gebracht worden seye/ sintemal die Italiäner selbst bekennen/ daß/ nachdeme die Buchdruckerey-Kunst in Straßburg erfunden worden/ seye sie durch Sixtum Rasinger nach Neapoli/ und von dar durch Hans Lautenbach nach Rom kommen/ wormit übereinstimmet die Grabschrift im Collegio Sapientiae zu Heydelberg:
Die erste Bücher drukt ich zu Rom/
Bitt für mein Seel/ Gott gibt dir Lohn. Diese Grabschrift zitierte erstmals Melchior Adam in seinem »Apographum monumentorum Haidelbergensium« (Heidelberg 1612) nach dem ehemals im Collegium Sapientiae aufbewahrten Grabstein. Sandrart gibt nicht die letzte Zeile wieder, die da lautet: »Starb 1514. uff Sanct Steffan.« (vgl. Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 386, Anm. 133).
Gleichwie sich nun die Italiäner wegen der Holzschnitt verstossen/ also schreiben sie auch die 2. Vom Kupfersätzen. Erfindung des Kupfersätzens dem Parmesanino ums Jahr 1530. unrechtmässig zu: Dann auch dieselbe lang vorher in Teutschland florirt: Solches den günstigen Leser zu versichern/ führen wir allein an das kleine Ecce homo des zum öftern berühmten Albrecht Dürers/ so er/ laut der Abdrücke/ Anno 1515. verfärtiget/ als auch seinen Christum im Oelgarten/ in eben diesem Jahr geätzet: So hat er auch Anno 1516. die Engel mit der Paßion/ und Anno 1518. das grosse Stuck von dem Geschütz gemacht/ alle mit solcher Zierlichkeit/ daß er vermuhtlich entweders einen Meister vor sich gehabt/ oder doch die Kunst lang vorher muß getrieben haben.
In gleichem Irrthum stecket/ was obberührter Vassari von dem Florentinischen Goldschmied/ Maso Finiguerra, vorgibet/ daß von desselben Arbeit Andreas Mantegna abgesehen/ und also 3. Vom Kupferstechen. ungefehr ums Jahr Christi 1505. die edle Kunst des Kupferstechens erfunden habe: Dann schon lange Zeit vorher die Teutsche viele schöne Sachen mit grosser Vollkommenheit in Kupfer gebracht: Es scheinet aber/ daß entweders der erste/ oder doch einer von den ersten gewesen seye/ der jenige/ welcher seine Arbeit mit I. V. M. gezeichnet/ so/ der gemeinen Sage nach/ Israel von Mecheln/ oder Mechen/ und/ nach anderer weniger Meinung/ Israel von Mainz deuten solle: Von ihm ist noch heutiges Tags zu sehen ein grosser Tanz vor dem König Herodes/ welcher in der Ferne am Tisch sitzet/ und das abgeschlagne Haupt S. Johannis vor sich gestellet hat. Item ein sehr zierliches Laubwerk/ darbey stehet: To Bocholt ist gemact/ in
Die Vita van Meckenems wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 16).The end of this part of the text is on page 436