TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 214
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 16): Mander, Schilderboek, Het leven van Ian en Hubrecht van Eyck, ghebroeders, en Schilders van Maeseyck, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 199r–203r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632Ta1dIy].The beginning of this part of the text is on page 428
Stucke alsobald großes Lob erlangte/ und weil seine Mahlereyen/ durch die Kaufleute/ auch in andere Städte verführet worden/ theilte sich der daselbst stark herfürquellende Strom seines wolverdienten Ruhms hin und wieder in die umligende Provinzien und Länder aus/ solchen zu ergrößern/ untersuchte er/ als ein sehr kluger Mann/ dessen tiefsinniger Geist immer auf neue Inventiones gedachte/ Erfindet einen Fürniß unter die Leim und Eyr-Farben. durch Mittel der Alchimie und Distillier-Kunst/ allerhand Farben und Fürniße/ und erfunde endlich einen unter seine Eyr/ und Leim/ der den Kunstliebenden sehr wol gefiel/ wegen des denen Gemälden dardurch zuwegen gebrachten schönen Glanzes; Selbigen auch zu erdenken/ haben die Italianer zwar lang nachgegrübelt/ gleichwol aber die Ehre der Invention unserm sinnreichen Enfinder allein überlassen müssen.
Nun hatte dieser Künstler einsmal eine Tafel mit seinem Fürniß überfahren/ und/ selbige zu truknen/ in die Sonne gestellet/ deren Hitze/ unwissend aus was Mangel/ die Farben des Gemälds voneinander getrieben/ und den Meister/ durch einen gewaltigen Zorn/ so in den Harnisch gejaget/ daß er/ diesem seiner Arbeit Feind/ der Sonnenhitze/ auf eine andere Weiß widerzustehen/ seinen klugen Geist Erfindet die Oel-Farben. angereitzet/ und alle Kräften seines Verstands aufgebotten: Nachdem er nun viel Oel und andere Sachen probiret/ fande er endlich das Lein-Oel zum tauglichsten/ damit die Farben abzureiben/ und die darmit gemahlte Werke für der Sonnen Hitze/ und des Wassers Näße zu bewahren/ auch ihnen einen schönen Glanz zu geben. Solcher neuen Invention nun sonne er je länger je tieffer nach/ und zeigte den rechten Weg/ in dieser Kunst der Natur zum nächsten/ und zur wahren Vollkommenheit zu kommen: Dannenhero auch die weit-fliegende Fama ihre Flügel in schneller Eyl geschwungen/ und den Schall dieser edlen Invention in alle Welt getragen hat/ mit großem Ruhm des edlen Erfinders/ und gebührender Anreitzung zu schuldigster Danksagung. An dieser Stelle lässt Sandrart einen Halbsatz von van Mander aus: »datmen van by den Ciclopen en den eeuwich brandenden bergh Etna is gecomen, om sulcken uytnemenden vondt te sien, als volghen sal.« (Mander, Schilderboek, Het leven van Ian en Hubrecht van Eyck, ghebroeders, en Schilders van Maeseyck, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 199v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632Ta1dIy]).
Dann gleichwie der streitbare Held Achilles, oder andere für Alters gewesene Feld-Obristen/ nicht ohne sonderbare Verwunderung/ dafern sie wieder aufstehen solten/ anhören würden/ das donnernde Krachen des aus den Stücken getriebenen/ und Anno 1354. von einem Dennemarckischen Mönch erfundenen Pulvers; und wie die alte Philosophi sich unglukselig schätzen würden/ daß sie die Natur für Erfindung der nutzlichen Druckerey-Kunst an das Tages-Liecht gebohren; also würden die berühmte Kunst-Mahlere Zeuxis und Apelles über diese neu-erfundene Manier stutzen/ und beklagen/ daß sie das jenige nicht gewust haben/ was sie zu Wunder-Werken der Welt hätte machen können/ so/ daß die Mahlere jetziger Zeit billich das 1410. Jahr für gesegnet ausschreyen mögen/ weil darinn der Grund des schönen Baues ihrer Vollkommenheit ist geleget worden. Hier lässt Sandrart eine Passage van Manders aus, in der dieser Vasari korrigiert: »Daer Vasari oft zijnen Drucker in mist, die dese vindinghe een hondert Iaer jongher beschrijft te wesen. Hier heb ick verscheyden redenen toe, en weet oock dat Ioannes soo langhe niet en leefde, op veel Iaren nae, als Vasari den tijt stelt, hoe wel Ioannes, niet jongh gestorven is, als eenigen Schrijver meent.« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Ian en Hubrecht van Eyck, ghebroeders, en Schilders van Maeseyck, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 200r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632Ta1dIy]).
Ihre Werk zu Gent. Auf dieser Brüder Werke nun zu kommen/ so ist unter denselben das fürtreflichste/ die schöne Tafel in S. Johannes Kirche/ zu Gent/ welches ihme der zu Pferd darein abgebildete/ Philipp von Charlois, des Herzogs Jean von Digion Sohn/
und der 31ste Graf in Flandern/ angedinget hat: Viel meinen/ es habe Hubertus dieses Stuck angefangen/ und seye Anno 1426. darüber gestorben also hernach dasselbe von seinem Bruder Johann vollendet worden. Die innerste Invention ist genommen aus der Offenbahrung Johannis, da das Lamm von den Eltisten angebetet wird. Nächst darüber wird die Jungfer Maria von Gott dem Vatter und Sohn gekrönet/ welcher ein Creutz in Händer trägt/ so von Crystall und mit allerhand güldenen Knöpfen und Edelgesteinen gezieret scheinet/ so wol gemahlt/ daß fürnehme Mahlere geurtheilet/ er habe allein zu diesem Creutz eine Monats-Frist angewendet: Unter dem Marien-Bild sind unterschiedliche musicirende Engel zu sehen. Oben in der rechten Thür stehen Adam und Eva, welcher mit erschrockenem Angesicht gleichsam den Zweiffel seines Gemühts entdecket/ ob er nämlich Gottes Gebot übertretten/ oder seiner liebsten Eva die Bitte abschlagen solle: Die Frucht hat er noch in Händen/ und ist eine frische Feige/ weil Augustinus und andere Gelehrte darfür halten wollen/ daß die Frucht des verbottenen Baums/ welche Moses nicht mit ihrem Namen nennet/ wol möge eine Feige gewesen seyn/ dann sich die Ubertrettere des ersten Gebots/ alsbald nach begangener Sünde/ mit Feigen-Blättern bedecket hätten/ daß er also von der gemeinen Mahlere Gewonheit/ die einen Apfel-Baum zu mahlen pflegen/ hierinn abgegangen. Ferner ist in der andern Thüre eine S. Caecilia, und in andern Gefachen/ andere Zierrahten/ Historien und Pferde des Grafen: So sitzen auch diese beyde Ruhm-würdige Brüder selbsten in Contrefät darbey/ Hubert zur Rechten/ in einer ausländischen Haube/ mit einem schön- und zierlichen Aufschlag; Johannes aber in einer andern Mütze/ die hinten auf einem schwarzen Talar ein abhangend Tulband hat/ und in der Hand einen rohten Rosen-Kranz mit anhangendem Ablaß-Pfenning.
Kurz darvon viel zu sagen: Dieses Stuck ist/ Wegen schöner Zeichenknust/ geistreicher Invention und sauberer Arbeit/ ganz verwunderlich/ die Kleider auf des Albert Dürers Manier wol gemahlt/ die Farben sind gleichsam unsterblich/ und noch anheut so frisch/ als wann sie kürzlich gemahlet wären: In dem ganzen Werk sind 330. völlige Angesichter
Van Mander verwendet an dieser Stelle (wie auch an einigen anderen) die Bezeichnung »tronie« (niederl. für Kopf, Gesicht oder Gesichtsausdruck), vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Ian en Hubrecht van Eyck, ghebroeders, en Schilders van Maeseyck, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 200v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632Ta1dIy] – ein Begriff, der auch als eigene Bildgattung für porträtähnliche Charakterstudien besonders in den Niederlanden des 16. und 17. Jahrhunderts Anwendung fand./ dern keines dem andern ähnlich ist/ zu sehen/ und wird darmit der bekandte Historien-Schreiber Plinius überzeuget/ der sich unterstanden zu schreiben: Die Mahlere könten mit ihrer Kunst der Natur nicht so nahe kommen/ daß sie unter hundert Gesichtern nicht solten etliche bilden/ die einerley Gestalt hätten: In der Landschaft sind allerhand schöne ausländische und bekandte Bäume und Kräuter/ so wol nachgebildet/ daß sie leichtlich zu unterscheiden/ das Graß/ die Härlein der Bilder und Pferde sind so nett und sauber gemahlt/ daß nicht allein die Kunstlere sich sehr über dieses Kunst-Stück verwundert; sondern auch die höchste Potentaten der Welt dasselbe mit ihren Gnaden-Blicken bestralet König Philippus äst läst es copiren. haben/ wie dann König Philippus, aus Begierde/ solches zu haben/ da er doch die Stadt eines so edler Kleinods nicht berauben wollen/ dasselbe durch Michaël Coxice, Mahlern von Mecheln/ copirenManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 16):
Mander, Schilderboek, Het leven van Ian en Hubrecht van Eyck, ghebroeders, en Schilders van Maeseyck, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 199r–203r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632Ta1dIy].The beginning of this part of the text is on page 428