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TA 1675, II, Buch 1 (antike Künstler), S. 44

Sandrart (Continued from previous page)Informat. on source text markers:
Diese lange Passage, die mit Sandrarts eigener Anschauung und seinem Studium der antiken Kunst in Rom beginnt, dürfte vom Autor der Teutschen Academie verfasst worden sein (vgl. Sponsel 1896, S. 11).Christina Posselt, 07/20/2010The beginning of this part of the text is on page 244
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und andern Zierden. Sie waren meistens mit den Buchstaben S. P. Q. R. (so Senatus Populusque Romanus, oder der Römische Raht und Volk/ heiset) bezeichnet/ und oben mit allerhand Thieren gezieret: Theils mit einem Wolf oder Pferd/ anzudeuten/ daß die Soldaten/ wie diese Thiere/ so herzhaft und streitbar seyn sollen: Theils mit einem Minotaurus, andeutend/ daß der Kriegs-Obristen Geheimnise in ihrem Herzen/ wie der Minotaurus in seinem Irrgarten/ sollen verborgen ligen: Andere hatten zu oberst ein Schwein gebildet/ damit auf das Opfer/ womit der Friedens-Bund/ nach vollendetem Kriege/ pflegte bestättiget zu werden/ zielende. Andere führten einen Drachen/ mit desselben Geschwind- und Grausamkeit die Soldaten/ zu Vollbringung gleichmäsiger Thaten/ anfrischend. Es wurden auch auf theils derselben/ der Kriegs-Generalen Namen/ oder Triumf-Kränze gemacht/ und zwar alle diese Bilder entweders gemahlt oder gewirkt/ auf leinin Tuch/ damit sie von dem Wind konten beweget werden: Ihr allerfürnehmstes Bild aber war der Adler/ als ein Zeichen einer unverzagten Großmütigkeit/ welcherley Fahnen/ nach C. Marii Zeiten/ allein in die Schlachten dorften gebracht werden: Selbiger wurde aus Gold formiret/ und zu oberst auf die Fahn-Stange gesetzet: Sonst waren die Reiter-Standarten meistens blau/ die Fuß-Völker-Fahnen aber Rosen-farb.

Waffen der jungen Soldaten/ Andere der Soldaten Kriegs-Waffen waren/ nach proportion derselben/ mancherley. Die jüngere waren bewehret mit Schwerdern/ Wurf-Spiesen und runden Schilden/ auf dem Kopf mit einer eisernen/ oben mit Wolfs-Fellen/ oder anderer dergleichen materi, bedekten Sturm-Hauben. der ältern/ Die ältere hatten anders-formirte/ und mit Eisen und anderm Metall wol-verwahrte Tartschen: Sie trugen zweyschneidige/ vornen wolgespizte Degen/ zween Wurf-Spiese/ einen Metallinen Helm/ und darauf ein Kränzlein von kleinen Federlein/ neben dreyen/ braun-roth- oder schwarzen aufgerichteten Federn: An den Füssen der ältisten. waren sie gestiefelt. Die ältiste hatten über dieses alles noch einen Brust-Harnisch. In Eroberungen Böcke/ Wurfzeug/ und andere Sturm-Werke. der Städte brauchten sie allerhand Böcke/ Maurbrecher/ zu Latein arietes genannt/ welche theils getragen/ theils auf Rollwägen fortgebracht wurden: Sie hatten auch mancherley Schleudere/ Armbrust/ Wurf-Zeug/Böhler/ Borer/ Balista, Catapulta, Scorpio, Terebra genannt/ von welchen man die Authores, so ex professo hiervon geschrieben/ ausschlagen kan/ sintemal ich dem günstigen Leser/ mit beygefügter Kriegs-Instrumenten Figuren/ nur einen Vorschmack und Anleitung geben wollen/ was hiervon bey den Alten üblich gewesen.

Kriegs-Rüstung zu Wasser/ Zu Wasser hatten sie gleichfals allerhand Kriegs-Rüstungen/ mancherley Schiffe/ auf verschiedene Arten/ nachdem sie auch unterschiedliche Verrichtungen Schiffe/ thun solten/ erbauet. Der Vordertheil war gemeiniglich mit eines streitbarn Thiers/ als Wolfs/ Ochsens/ Hundes/ etc. Bild gezieret: Etliche hatten auch Schwanen-Hälse/ oder/ nach allerhand Raub-Vögel Köpfen/ formirte Schnäbel/

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daher auch solche Schiffe rostratae genennet worden: Hinten hatten sie auch einen sonderbaren Zierraht/ gemeiniglich wie Muscheln gestaltet. Schiffs-Rüstung. Die Schiffe waren versehen mit allerley Ankern/ Leitern/ Seilern/ Riemen/ Hacken/ Brucken/ schlagenden/ schneidenden und stossenden Kriegs-Instrumenten/ wormit sie den feindlichen Schiffen begegnen/ sie anhalten/ verderben und zu Grund treiben konten. Von denen allen ich auch hiebey etliche Figuren in basso rilievo, dem günstigen Leser communiciren wollen/ deren Zeichnung derselbe/ als mit möglichster Sorgfalt/ aus alten Statuen und Gemälden/ geschehen/ halten wolle.SandrartInformat. on source text markers
Diese lange Passage, die mit Sandrarts eigener Anschauung und seinem Studium der antiken Kunst in Rom beginnt, dürfte vom Autor der Teutschen Academie verfasst worden sein (vgl. Sponsel 1896, S. 11).Christina Posselt, 07/20/2010The beginning of this part of the text is on page 244

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Die Überleitung zu dem im Folgenden nach van Mander Erzählten dürfte von Sandrart verfasst worden sein.Christina Posselt, 11/09/2011
Es hat zwar die Mahler-Kunst/ eh das Reich unter die Käysere kommen/ noch viele gute Meistere und Liebhabere gehabt/ wie aus der Mänge so fürtreflicher Gemälde/ die/ bey erstem Anfang der Monarchischen Regierung/ zu sehen waren/ gnugsam abzunehmen/ gleichwol aber ware sie nicht Zwey artliche Geschichten. in dem besten Stande. Hie fallen mir bey zwey artliche Geschichten/ die sich mit denen in Rom aufgestellten Bildern zugetragen.SandrartInformat. on source text markers
Die Überleitung zu dem im Folgenden nach van Mander Erzählten dürfte von Sandrart verfasst worden sein.Christina Posselt, 11/09/2011
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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Lucius Scipio, Broeder van Scipio Africanus, Schilder van Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 89v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kiYcvKa].Christina Posselt, 11/09/2011
Es hatte der berühmte Redner Crassus einen gegenseitigen Oratorem, der alle seine Sachen mit einem Mann bezeugte: Als nun Crassus in die länge demselben nicht mehr glauben wolte/ fragte ihn der Zeug zum öftern/ worvor er ihne dann hielte/ da zeigte ihme Crassus einen auf dem Platz gemahlten Franzosen/ der die Zunge sehr häßlich herausstrekte/ sagende: Er halte ihn demselben gleich. So war auch auf einem offenen Platz gestellet ein Gemälde eines alten Mannes/ in Hirten-Gestalt/ der sich auf einen Stock lehnte. Selbigen ersahe einsmals ein Abgesandter der alten Teutschen Bei van Mander »een Ghesant der Teutones oft Saxen« (vgl. Mander, Schilderboek, Van Lucius Scipio, Broeder van Scipio Africanus, Schilder van Room, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 89v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kiYcvKa]).Christina Posselt, 11/09/2011/ und stunde lang darbey still/ biß er endlich gefragt worden/ wie hoch er dieses Gemähl schäze ? Da gabe der Teutsche zur Antwort; daß/ wann man ihme diesen baufälligen Alten auch schon lebendig schenken wolte/ er ihn doch nicht begehrte.

Fortgang der Mahler-Kunst/ unter C. Julio Caesare. Nach diesem veränderte C. Julius Caesar, der fürtrefliche Kriegs-Held/ mit dem Regiment auch das Glück unsrer Kunst/ und brachte die glatte Mahlerey zu Rom in großes Ansehen/ damals/ als er Dictator war/ Er stelte zwey fürtrefliche Gemälde/ einen Ajax und eine Medaea repraesentirende/ gegen über der Göttin Venus Tempel . Ihme folgte nach Marcus Agrippa, der/ ob er wol sonst ein seltsamer Sauertopf/ und mehr einem Bauren/ als Edelmann ähnlich war/ in einem Ausruf/ zu Rom/ alle Medaglien und Gemälde aufkaufen ließ/ nachmals auch zu Cyzicus, jezt Spiga genannt/ 12000. Sesterz, für zwey Tafeln/ Ajax und Venus vorstellende/ bezahlte. Er liese auch in seine fürnehmste Zimmer unterschiedliche kleine Gemälde stellen/ und selbige in Marmor fassen.ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Lucius Scipio, Broeder van Scipio Africanus, Schilder van Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 89v [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kiYcvKa].Christina Posselt, 11/09/2011

LXXX. ARELLIUS.ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Arellius, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 88r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kiFICxq].Christina Posselt, 11/09/2011
BEy so großen Liebhabern/ thaten sich auch die Künstlere wacker herfür/ absonderlich wurde ARELLIUS sehr berühmt/ wegen großer Wissenschaft im Mahlen. Er verdunkelte aber seinen Ruhm damit/ daß er/ wider die Gebühr und Zucht/ allzusehr dem Weibs-Volk ergeben ware. Ja er konte seine selbsteigene Schande nicht geheim halten/ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10): Mander, Schilderboek, Van Arellius, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 88r [Accessed: 2011-12-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/63kiFICxq].Christina Posselt, 11/09/2011