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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 140

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gibt vor/ es werde sein Wagen von zweyen Pferde deß Mars. Pferden gezogen/ deren eines der Schrecken/ das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor/ daß sie keine Pferde/ sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall/ den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm Statius im VII. Buche Thebaid. nachthut/ wann er den Mars einführet/ wie er sich auf die Reise machet/ zwischen den zweyen Brüdern/ dem Eteocles und Polynices/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach/ als Er seine Waffen Deß Mars Waffen. beschrieben/ (als da sind ein Helm/ welcher zu brennen/ und ein Donnerstahl/ so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene/ ein übergüldeter Brust-Harnisch/ der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt/ und ein Schild/ so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner/ um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht/ als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet/ allgemächlich zunimmet/ und endlich alles erfüllet.

Fama, oder das Gerücht. Homerus nennet die Fama deß Jupiters Bottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten/ und als ein Weib gebildet/ so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet/ und auf einer Posaunen blasend/ in höchster Eilfertigkeit bald da/ bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem IV Buch Virgilii Aeneidos hier beyfügen/ dieselbe nun lautet also:

Monstrum horrendum, ingens, cui, qvot sunt corpore plumae,
Tot vigiles oculi subter (mirabile dictu)
Tot lingvae, totidem ora sonant, tot surrigit aures.
Nocte volat coeli medio, terraeqve per umbram.
Stridens, nec dulci declinat lumina somno.
Luce sedet custos, aut summi culmi- ne tecti
Turribus autaltis, & magnas terri- tat urbes;
Tam ficti, pravique tenax, quàm. nuncia veri.
Sie siehet schrecklich aus/ gleichwie ein Un- geheuer/
Abscheulich groß und dick/ hat Federn wie ein Geyer/
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Und so viel Augen auch/ als Federn/ (Wunderding!)
Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls nicht gering.
Die Deutung dessen ist/ daß/ was ihr zwee- ne sagen/
Wanns weiter kommt/ noch mehr die Leu- te darzu tragen:
Da spitzet mancher dann die Ohren/ und er- zehlt
Was mancher kluger Sinn bescheidentlich verheelt.
Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und auf Erden/
Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge- stillet werden/
Bekümmert sich nur stets umb hoh’ und schlechte Ding/
Und schwätzt von beyderley unheilig und gering.
Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen Sachen;
Und wenn sie was erschnappt/ kan sie sich lustig machen.
Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel hin/
Und bildet/ weiß nicht was/ sich ein in ihrem Sinn;
Erschrecket Land und Leut mit ihren der- ben Lügen/
Und redet Eitelkeit/ die nirgend zu was tü- gen/
Ist überdem was falsch/ ja wol so sehr er- picht/
Und schwatzts den Leuten ein/ als was sie wahres spricht.
Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude- reyen
Der Leute Sinn und Mund/ und kunte sich erfreuen/
Daß für sie wiederumb was neus vorhan- den war/
Sie macht es überall gar laut und offen- bar/
Mischt wahr und Lügen ein.

Diese pfleget nicht allein traurige/ sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die Alten Zweyerley Fama. zwo Famas oder Gerüchte gemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln/ nach dem bewusten Vers deß Claudianus wider den Alaricus:

Famaque nigrantes succincta pavo- ribus alas.
Dem Gerüchte Furcht und Schrek- ken
fliegend an der Seiten stecken.

Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die Fama, oder das Gerüchte nun solle/ wie sie sagten/ vor deß