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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 53

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aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten/ daß wir/ so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind/ GOTT/ wie er ist/ nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand/ dieweil bekannt/ daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget/ welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird/ woraus die Krafft/ so das Leben erhält/ zu fliessen pfleget/ und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gott das Leben/ der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler/ bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten/daß/ gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet/ also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette/ und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe/ gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet/ so geschicht es/ daß/ nach seinem Wolgefallen/ dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen/ als welche/ weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen/ wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen/ bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiter zwey Fäßer habe/ deren eines mit lauter Gutem/ das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er/ nach seinem Belieben umzukehren/ und aus denselben wechsels-weis/ so viel ihm gutdünckte/ herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget/ es pflege Jupiter das Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen/ nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homerus zuzuschreiben/ sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend/ gebildet/ worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge/ und beyder Händel gegen einander vergleiche/ auf daß er sehen möge/ wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye.

Im Pyraeeo/ welches/ wie Pausanias schreibet/ der Athenienser Reede oder Schiffslage war/ stunde ein dem Jupiter geheiligtes Bild/ das in einer Hand einen Scepter/ und in der andern die Victoria hielte. Die Egypter/ welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten/ und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten/ damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden/ haben demjenigen Gott gleichfalls einen Scepter zugeeignet/ welchen

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sie den Schöpffer nennten/ der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiter der Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat/ daß ich deren Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen/ iedoch/ weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen/ hat michs nicht ungereimt zu seyn bedünckt/ wann ich sie zusammen setzte/ und auf Schöpffer. solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt/ ware Himmelblau colorirt/ hielte in der einen Hand einen Ring/ in der andern einen Scepter/ und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder/ welche andeutete/ daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König/ dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets/ allen Dingen Odem und Leben zu geben/ welches er mittheilet/ indem Er/ als ein verständiges Wesen/ sich selbst in einem Circul umbwindet/ wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor/ woraus Vulcanus geboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor/ durch den Vulcanus aber verstehen wir die Wärme/ welche die Welt-Theile durchdringet/ und allen Dingen das Leben giebet.

Bildnußen deß Weltrundes. Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten/ achte ich nicht unnöhtig zu seyn/ etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor/ daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten/ der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan/ welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten/ daß die Welt rund seye/ ihren Ort niemahls verändere/ und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebius erzehlet/ der auch dabey berichtet/ daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet/ und zwar also/ daß einer über dem andern gestanden/ darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt/ die Schlange aber den guten Geist/ der alle Dinge bewahret/ und durch seine Krafft im Wesen erhält/ das ist der Geist/ welcher allenthalben hindurch dringet/ auch allen Dingen Leben und Nahrung Man hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet. mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür/ es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig/ dieweil sie dieselben nicht/ wie die andere Thiere/ durch Hülffe der äußerlichen Glieder/ sondern/ vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben/ so gar fertig einhergehen/ und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt/